Zu einem einfallsreichen Trick wird bei dem neuen „Wohnhaus“ für Mehlschwalben, Kohlmeisen und Co. gegriffen. Aber auch für Fledermäuse ist ein neues Zuhause vorgesehen.
Die Außenfassade des Wasserschlosses bedarf einer dringenden Sanierung. Jedoch waren im Vorfeld der umfangreichen Bauarbeiten einige Maßnahmen nötig.
Am Schloss gibt es nämlich eine Vielzahl von Hangplätzen für verschiedene Fledermausarten und, hauptsächlich unter den Traufen, haben auch viele Mehlschwalben und Mauersegler ihre Nester gebaut.
Ersatz für viele Schwalbennester
Nach artenschutzrechtlichen Bestimmungen, die das Bundesnaturschutzgesetz vorgibt, muss einer Fassadensanierung, bei der Brutplätze von Vögeln oder Fledermausquartiere vorhanden sind, mit Ausgleichsmaßnahmen gesichert sein.
Über ein Gutachten belegt, wurde vorgeschrieben, dass eine fachkundige Person als Umweltbegleitung eingesetzt werden muss und als Ersatz Fledermauskästen und Mauerseglerbrutplätze in der Umgebung anzubringen sind. Ebenso muss ein Ersatz für eine Vielzahl von Schwalbennestern geschaffen werden.
Brutmöglichkeit im Schwalbenturm
„Die Stadt Sulz“, so Bürgermeister Jens Keucher bei einem Vororttermin, „betont die Bedeutung ganzheitlicher und nachhaltiger Baumaßnahmen und legt bei der Sanierung großen Wert auf Umwelt- und Naturschutz.“
Um diesen besonderen Lebensraum nicht zu gefährden, verbietet sich eine Sanierung in den wärmeren Monaten. Jedoch sind für die denkmalgerechte Sanierung mit historischen Baustoffen bestimmte Mindesttemperaturen erforderlich. Deshalb mussten Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden, nämlich neue Brutmöglichkeiten, besonders mit einem Schwalbenturm.
Es gibt gezielte Vogelrufe
Christian Dietz, der das Artenschutzgutachten erstellt hat und die Maßnahmen kontinuierlich begleitet, erläutert: „Viele Arten sind inzwischen auf künstliche Nistplätze angewiesen. Der neue Schwalbenturm im Schlossgarten bietet mehr als 50 Brutplätze – und er bleibt auch nach der Sanierung dauerhaft bestehen.“
Inzwischen ertönt bereits in den Morgenstunden im Schlossgarten ein munteres Schwalbengezwitscher, ganz so, als ob der Turm schon voll belegt wäre. Ein besonderer Kniff: Um die sozialen Schwalben zur Annahme ihrer künstlichen Nistplätze zu motivieren, kamen in den ersten Tagen über Lautsprecher gezielt Vogelrufe zum Einsatz.
Nistboxen an der Fassade
Unterschiedlich große Einflugsöffnungen an den Brutkästen bieten sowohl Vögeln, die fertige Höhlen bevorzugen, als auch solchen, die ihren Zugang selbst gestalten wollen, geeignete Möglichkeiten. Neben Mehlschwalben können sich auch Feldsperlinge, Kohlmeisen oder Sperber am Schloss ansiedeln.
Bestehende Nester werden so weit als möglich erhalten. Für die Fledermäuse werden spezielle Nistboxen an der Fassade angebracht. Das rechteckige Haus mit Dach hat drei Stockwerke und ist auf einem sechs Meter hohen Mast angebracht. Die Simse unter dem Dach sind rau verputzt und mit über 50 künstlichen Nisthilfen versehen.
Die Gesamtmaßnahme mit Gutachten, Betreuung und Umsetzung wird sich auf etwa 25 000 Euro belaufen, das sind etwa ein Prozent der Sanierungskosten. „Ein kleiner Betrag für einen großen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, so Bürgermeister Keucher.