Der Rötelbach in Kentheim zeigte sich diesen Sommer als Rinnsal. Foto: Bernklau

Der bange Blick der Calwer Kreisverwaltung geht in Richtung Herbst und Winter: Wird die kalte Jahreszeit ähnlich trocken wie das letzte Mal – oder kommt endlich der lang ersehnte, lang anhaltende Regen nach einem der härtesten Dürre-Sommer überhaupt?

Kreis Calw - Die Situation der Gewässerökologie und der Fische ist dramatisch", zeichnete Andrea Bührig von der Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz des Landkreises in der Sitzung des Umweltausschusses (UA) des Kreistags ein extrem düsteres Bild von der aktuellen Situation der Bäche und Flüsse im Landkreis. Und berichtete, dass selbst nach den jüngsten Regenfällen die Pegelstände von Enz und Nagold sowie des Zulaufs der Erzgrube sich nicht entspannt hätten – sondern weiterhin, wie sie unmittelbar vor der UA-Sitzung nachgemessen habe, weit unter den bisher niedrigsten Werten lägen.

"Sollte es kommenden Herbst/Winter nicht nachhaltig regnen, wird die Trockensituation im kommenden Jahr noch früher beginnen" – mit weitreichenden Auswirkungen auf den gesamten Wasserkreislauf und für alle Nutzer, so der Wortlaut der zugehörigen Sitzungsunterlage im UA. Besonders verheerend dabei: Die mangelnden Niederschläge führten dazu, dass sich auch kein Grundwasser mehr neu bilden kann.

Es sei zudem zu erwarten, dass "die nächsten Jahre noch extremer werden", zumindest werde dies von Klima-Experten prognostiziert. Die Forderung des Landkreises deshalb: "Alle Akteure müssen sich Gedanken darüber machen, wie mit der Ressource Wasser in den kommenden Jahren umgegangen werden soll." Wasserversorger, Kommunen, Landwirte, Unternehmen und auch alle Bürger stünden dieser Aufgabe gemeinsam gegenüber und müssten sich dem Problem damit auch offensiv stellen.

Lage im Juli zugespitzt

Im vergangenen Juli habe sich die Lage dann noch einmal derart zugespitzt, dass bekanntlich Anfang August per Rechtsverordnung der "Gemeingebrauch für Wasserentnahmen aus Oberflächengewässern" bis auf ganz wenige Ausnahmen – wie das Vieh tränken mit geringen Wassermengen oder das Schöpfen mit Gießkanne/Eimer – bis vorerst Ende diesen Monats verboten wurde. Nahezu alle Kreise in Baden-Württemberg und im gesamten Bundesgebiet seien in den vergangenen Wochen gezwungen gewesen, solche Einschränkungen auszusprechen. Mancherorts sei sogar jegliche Wasserentnahme aus öffentlichen Gewässern untersagt worden.

Mit Blick auf die kommenden Jahre – und die weiterhin düsteren Prognosen zur Niederschlagsentwicklung (Zitat vom Ersten Landesbeamten Frank Wiehe: "Das Land Baden-Württemberg erarbeitet bereits eine Wassermangelstrategie") – will die Landkreis-Verwaltung auch selbst nun gezielt solche Maßnahmen in Angriff nehmen, die "im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten" auch bereits heute rasch umgesetzt werden könnten.

Ältere Erlaubnisse anpassen

So sollen zum Beispiel "ältere wasserrechtliche Erlaubnisse für Wasserentnahmen aus Oberflächengewässer" durch "nachträglich angeordnete Nebenbestimmungen angepasst" werden, damit solche "einschränkende Maßnahmen, wie zum Beispiel Rechtsverordnungen oder Allgemeinverfügungen" auch wirklich greifen könnten. "Neuere Erlaubnisse beinhalten diese Einschränkungen bereits." Was allerdings wohl im Umkehrschluss auch bedeutet: Die aktuell noch gültige "Rechtsverordnung" zur Reduzierung von Wasserentnahmen hat sich offenbar aufgrund zu vieler Ausnahme-Befugnisse als nicht so wirkungsvoll beim Wassersparen erwiesen wie erhofft.

Kreisrat Andreas Kubesch (Grüne) machte in der UA-Sitzung zudem noch darauf aufmerksam, dass aus seiner Sicht solche "Entnahmeverbote" auch grundsätzlich nichts nützten – weil dann als Ersatz einfach "Wasser aus den Leitungen" genommen werde. Das aber im Endeffekt "dasselbe Wasser" sei und eben auch aus den noch verfügbaren Niederschlagsmengen stamme. "Das löst das Problem nicht!" Sein Appell: "Wir brauchen echtes Wassersparen", das den Verbrauch der wertvollen Ressource tatsächlich und effektiv auf Dauer reduziere.