Seit Monaten herrscht flächendeckend eine ungewöhnliche Trockenheit. Das hat Folgen für Tiere und Pflanzen. Die Prognosen sehen düster aus. Das Landratsamt Calw schlägt nun Alarm, appelliert an die Bevölkerung, möglichst wenig Wasser aus Flüssen oder Bächen zu entnehmen. Sollte sich die Lage zuspitzen, drohen weitere Maßnahmen.
Dass in diesem Jahr bundesweit eine große Dürre droht, macht seit Tagen, wenn nicht Wochen immer wieder Schlagzeilen. Beispielhaft dafür stehen nicht zuletzt die Bilder ausgetrockneter Stellen des Bodensees, die Anfang April durch die Medien gingen.
Doch auch im Kreis Calw ist die Lage angespannt. Bereits im April dieses Jahres berichtete Mara Müssle, Pressesprecherin des Calwer Landratsamtes, auf Anfrage unserer Redaktion von besorgniserregenden Zahlen.
70 Prozent weniger Niederschlag
Demnach sei im März 70 Prozent weniger Niederschlag verzeichnet worden als im Durchschnitt der vergangenen Jahre während des gleichen Zeitraums.
Die Pegelstände von Nagold, Enz und Co. lagen da noch im unteren Bereich des langjährig gemessenen Durchschnitts – waren aber bereits im Vergleich zu den Vorjahren zu niedrig.
Inzwischen hat sich die Lage offenbar verschärft. Am Mittwochmorgen versandte das Landratsamt eine Pressemitteilung. Deren Inhalt: Aufgrund der niedrigen Pegelstände in den Gewässern des Landkreises bittet die Behörde „um größte Zurückhaltung bei Wasserentnahmen aus Flüssen und Bächen nach der Frühjahrstrockenheit“. Denn die Pegelstände seien auf kritische Werte gesunken.
Kritische Zustände für Fische
Hinzu komme, dass die mittelfristigen Wetterprognosen nur von geringen Niederschlägen ausgingen; entsprechend könnten die Wasserstände in den kommenden Monaten weiter abfallen.
Erhöhe sich in den Sommermonaten die Wassertemperatur, könne es zu kritischen Zuständen für Fische und Kleinlebewesen kommen. Werde dann noch Wasser entnommen, verschärfe sich die Situation zusätzlich.
Nur mit Eimern und Gießkannen
„Die Abteilung Umwelt- und Arbeitsschutz des Landratsamtes Calw weist daher darauf hin, dass Wasserentnahmen nur unter den im Wassergesetz Baden-Württemberg geregelten Voraussetzungen durchgeführt werden dürfen“, heißt es in der Mitteilung.
Wasser dürfe demnach lediglich mit Handgefäßen wie Eimern und Gießkannen geschöpft werden. Geringe Mengen dürften zudem für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Gartenbau entnommen werden.
„Die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Bächen durch Abpumpen ist grundsätzlich nur zulässig, wenn dafür eine Entnahmeerlaubnis des Landratsamtes als untere Wasserbehörde vorliegt“, mahnt das Landratsamt. Doch auch wer eine solche Erlaubnis hat, wird gebeten, mit Rücksicht auf die Trockenheit nur sparsam Wasser zu entnehmen.
Aufstauen verboten
Gewässern aufzustauen oder Vertiefungen anzulegen, etwa um Wasser zu entnehmen, sei grundsätzlich nicht erlaubt.
„Das Landratsamt Calw appelliert an das Verantwortungsbewusstsein aller, Wasserentnahmen aus oberirdischen Gewässern (Flüsse, Bäche, Gräben, Seen und Teiche) zu unterlassen beziehungsweise auf ein Minimum zu beschränken“, ist ferner zu lesen.
Und „sollte sich die derzeitige Situation in den Gewässern des Landkreises verschärfen und die Gefährdung der Tier- und Pflanzenwelt weiter zunehmen, ist eine Einschränkung der Wasserentnahme durch Erlass einer Allgemeinverfügung unabwendbar“.
Erstmals 2022
Im Sommer 2022 war erstmals überhaupt im Kreis Calw ein diesbezügliches Verbot verhängt worden. Und im Sommer 2023 gleich nochmals. Zuvor war dies noch nie vorgekommen, hatte die Behörde damals auf Anfrage erklärt.
2023 war das Verbot im Juli erlassen worden und galt bis Mitte Oktober. Seinerzeit hatte die Behörde jedoch erst Mitte Juni, also rund einen Monat später als in diesem Jahr, mitgeteilt, die Lage im Blick zu behalten – aufgrund eines regenreichen Frühjahrs.