Mit dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Wasserhäusle-Fest will der Bösinger Ortschaftsrat am Tag des offenen Denkmals an diesem Sonntag die historische Anlage der Öffentlichkeit präsentieren und die ehrenamtliche Arbeit des Teams wertschätzen.
Mit „Fahnenschmuck, großem Jubel und Böllerschüssen“ wurde die Bösinger Wasserversorgung mit Pumpstation im Waldachtal zu Weihnachten 1893 in Betrieb genommen, zitiert der Bösinger Ortsvorsteher Adolf Gärtner in einer Mitteilung aus einem Bericht im damaligen Staatsanzeiger für Württemberg.
Riesengroß war die Freude, dass in dem jahrhundertelang von Wassernot geplagten Dorf nun in jedes Haus quellfrisches Trinkwasser gepumpt werden konnte. Ein Jahrhundertereignis, so Gärtner, an das die Ortschaft Bösingen gerne erinnere und eine Veranstaltung, mit der das Bewusstsein für das knapper und kostbarer werdende Gut Wasser auch jetzt in der Bevölkerung vermittelt werden soll. So auch beim Wasserhäusle-Fest am Sonntag, 8. September, von 10 bis 18 Uhr, bei dem die Besucher ein buntes Programm für Jung und Alt erwartet (siehe unten).
Das Bösinger Wasserhäusle-Team hat die von der Gemeinde 1991 als Eigenwasserversorgung stillgelegte, marode Anlage in unzähligen Arbeitsstunden funktionsfähig instandgesetzt und die Betreuung und Wartung übernommen. Für dieses inzwischen schon über 25 Jahre andauernde Engagement wurde das Team beim Landeswettbewerb zur Auszeichnung kommunaler Bürgeraktionen gewürdigt.
Nie endende Baustelle
Die frühere Bösinger Wasserversorgung mit Stauwehr, Triebwerkskanal, sechs Meter mittelschlächtigem Wasserrad und Plunger-Pumpwerk wurde vom württembergischen Staatstechniker Ehmann geplant. Staatliches Ziel Württembergs war es, die hohe Kindersterblichkeit und Mängel im Gesundheitswesen durch verschmutztes Wasser zu vermeiden und die Auswanderungswelle nach Amerika zu stoppen.
Seit dem Jahr 2000 ist die Gesamtheit der Anlage als Kulturdenkmal geschützt, beliebtes Wanderziel und Etappe des Vier-Burgen-Wegs.
Wegen der Feuchtigkeit an der Waldach und den technischen Verschleißteilen ist das Wasserhäusle eine nie endende Baustelle, so Gärtner. So mussten zuletzt eine Zwischendecke ersetzt, Gipswände und Türrahmen erneuert und der Triebwerkskanal gesäubert und abgedichtet werden.
Notreparatur am Wasserrad
Größte Herausforderung ist aber laut dem Ortsvorsteher das bereits von der Achse aus stark rostgeschädigte und aus unzähligen, vernieteten Stahlteilen und Schaufeln bestehende Wasserrad. Nur mit einer Notreparatur konnte die Anlage wieder vorläufig in Betrieb genommen werden. Dabei wurden zwar die faustgroßen Rostlöcher in den 40 Schaufeln provisorisch mit Edelstahlplatten abgedeckt. Wie lange dies noch hält, sei aber fraglich, so Gärtner. Nach handwerklicher Einschätzung sei eine Kompletterneuerung der eisernen Konstruktion notwendig.
„Eine große Enttäuschung“ nennt Gärtner das Ergebnis eines Ortstermins mit Vertretern der Denkmalbehörde und des Landratsamts: Es gebe nach derzeitigem Stand keinen Zuschuss für den Ersatz des Wasserrads, bei dem aufgrund der Größe mit einem höheren fünfstelligen Betrag gerechnet werden muss. Begründung: Nur Erhalt, nicht Erneuerung sei förderfähig.
Spendenaktion läuft
Für Gärtner eine „zu formalistische Auslegung der Förderrichtlinien“, denn nur mit dem erneuerten Wasserrad bleibe die Bedeutung und Funktionsfähigkeit der Gesamtanlage und die Besonderheit des Denkmals erhalten. Gerade die Technik zeichne die Anlage aus. Besichtigungen und Führungen bei Stillstand würden keinen Sinn mehr machen, und die weitere ehrenamtliche Betreuung sei infrage gestellt.
„So sehen es übrigens auch viele Bürger und Firmen, die nach einem Spendenaufruf bereits mehrere tausend Euro gespendet haben und die als weitere Motivation das Engagement des Wasserhäusle-Teams mit wertvollem Know-how, Handwerkerleistungen und Materialspenden maßgeblich unterstützen“, so der Ortsvorsteher. Auch der Festerlös soll für das Wasserrad eingesetzt werden. Bei der Gemeinde Pfalzgrafenweiler wird ein Spendenkonto geführt. Infos dazu gibt es bei Adolf Gärtner.
Was beim Wasserhäusle-Fest geboten ist und wie man dort hinkommt
Das Festprogramm
Beim Wasserhäusle-Fest am Sonntag, 8. September, gibt es ein buntes Programm. Es beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst mit Pfarrerin Helga Schuler und dem Posaunenchor. Zum Mittagessen werden Maultaschen mit Kartoffelsalat und Gegrilltes geboten. Das Wasserhäusle-Team bietet Führungen im schmuck dekorierten Wasserhäusle, im Waldcafé gibt es Kaffee und Kuchen. Eine große Foto-Ausstellung dokumentiert die umfangreichen Arbeiten des Wasserhäusle-Teams. Auf die jüngeren Besucher wartet ein buntes Kinderprogramm mit Entenwettschwimmen von der Waldachbrücke aus. Im Wasserwärter-Stüble im Dachgeschoss wird der Film vom Werner Kübler von den alten Dorfbrunnen zur Pumpstation und über das Jubiläumsfest zur Bösinger Wasserversorgung vorgeführt.
Anfahrt
Das Wasserhäusle liegt unterhalb der Ruine Mandelberg direkt an der Waldach. Das Festgelände erreicht man am besten zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Parkmöglichkeiten gibt es bei der Bösinger Sägmühle, dem Spielplatz Mandelberg und bei Vörbach. Festbetrieb ist bis 18 Uhr.