Auf dem größten Mars-Vulkan, Olympus Mons, gibt es Wassereis. Auf seinem Gipfel bildet sich im Winter morgens Raureif, wie Planetenforscher entdeckt haben. Foto: © Adomas Valantinas/Nature Geoscience

Auf den Gipfeln von Olympus Mons und den anderen großen Mars-Vulkanen haben Forscher Raureif entdeckt. Es ist der allererste Nachweis von Wassereis am Äquator des Mars. Die hauchdünne Eisschicht lagert sich im Mars-Winter in den Gipfelkratern und Schluchten ab, wie eine neue Studie zeigt.

Vor Milliarden von Jahren besaß unser Nachbarplanet Seen, Flüsse und einen Ozean. Reste dieser Wasserreservoire sind heute noch in den Eiskappen der Polargebiete des Mars und in Eisschichten in seinem Untergrund konserviert. Die Äquatorregion des Roten Planeten galt dagegen als trocken und eisfrei. Allerdings belegen Messdaten, dass die Mars-Atmosphäre auch in diesen Regionen Wasserdampf und Eiswolken enthält. Woher kommt dieses rätselhafte Nass?

Blick auf den Gipfelkrater des Olympus Mons: Die bläulich-weiße Färbung zeigt Wassereis an. Foto: © Adomas Valantinas /Nature Geoscince
Die Caldera von Olympus Mons auf dem Mars. Foto: Imago/StockTrek Images

Wasserfrost auf Mars-Vulkanen

Nun ist zum ersten Mal auf den Mars-Vulkanen - übrigens den höchsten Bergen im Sonnensystem - Wasserfrost nachgewiesen worden. Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Bern hat für diese Entdeckung hochauflösende Farbbilder der Marskamera „CaSSIS“ an Bord der Raumsonde „ExoMars Trace Gas Orbiter (TGO) der Europäischen Weltraumorganisation Esa verwendet.

Mithilfe dieser Farbbilder konnten die Experten unter der Leitung von Adomas Valantinas den Raureif auf dem Mars nachweisen. Die Studie ist im Fachmagazin „Nature Geoscience“ veröffentlicht.

Tharsis-Vulkane bergen ein nasses Geheimnis

Der Frost wurde auf den Gipfeln der Tharsis-Vulkane, den höchsten Bergen des Mars, westlich des Grabensystems Valles Marineris in Höhe des Marsäquators, ausfindig gemacht.

Dieses Space-Artist-Konzept zeigt die bis zu 35 Kilometer tiefen Canyons des Valles Marineris. Foto: Imago//StockTrek Images
Das Zentrum der Tharsis-Region liegt westlich des Grabensystems Valles Marineris in Höhe des Marsäquators. Foto: Imago/Science Photo Library
Sonnenaufgang in den Valles Marineris Canyons. Foto: Imago/StockTrek Images

„Wassereiswolken spielen eine fundamentale Rolle für den Wasserkreislauf des Mars“, erläutern Adomas Valantinas und seine Kollegen. „Sie transportieren Feuchtigkeit über tausende Kilometer hinweg von den Polargebieten in die relativ trockene Äquatorregion.“

Auf diesem Weg ziehen diese Eiswolken auch über die Tharsis-Region hinweg. Diese Region ähnelt einer gewaltigen Beule in der Marsoberfläche, auf der einige der größten Vulkane des Sonnensystems liegen, darunter der Olympus Mons.

Zur Info: Die Tharsis-Region ist ein ausgedehntes Gebiet auf dem Mars mit einer Fläche von rund vier Millionen Quadratkilometern. Ihr Zentrum liegt westlich des Grabensystems Valles Marineris in Höhe des Marsäquators. Auch der größte Feuerberg auf dem Roten Planeten, der 26 Kilometer hohe und 600 Kilometer breite Schildvulkan Olympus Mons, liegt auf dem Tharsis-Plateau.

Schlägt sich Eis auf den Vulkangipfeln nieder?

Messungen zufolge erreichen Wasserdampf und Eiswolken über diesem Vulkangebiet auffallend hohe Werte. Doch was dies für die Marsoberfläche bedeutet, ob sich beispielsweise Eis auf den Vulkangipfeln niederschlägt, blieb bis dato unklar.

„Wir dachten, dass die Bildung von Eisablagerungen in der Äquatorregion des Mars unmöglich ist“, berichtet Valantinas. „Denn die Mischung aus Sonneneinstrahlung und dünner Atmosphäre sorgt für relativ hohe Temperaturen sowohl in der Ebene wie auf den Berggipfeln.“

Ob das wirklich so ist, haben die Wissenschaftler nun genauer untersucht. Sie entdeckten dabei bläuliche Ablagerungen in Teilen des Caldera-Grunds und -Rands der Tharsis-Region. „Diese Ablagerungen konzentrieren sich am Grund der Caldera, fehlen dagegen auf den gut beleuchteten warmen Hängen und Vulkanflanken.“ Wie sich herausstellte, handelt es sich um Wassereis - genauer morgendlicher Raureif, der sich auf den Vulkangipfeln bildet.

Wasserhaltige Minerale legen nahe, dass es in der Tharsis-Region Wasser gibt. Foto: Imago/United Archives International
Eisbildung auf dem Gipfel des Marsvulkans Ceraunius Tholus am Morgen (a-c). Am Nachmittag ist dieses Wassereis verschwunden (d). Foto: Adomas Valantinas/Nature Geoscince

Täglich 150 000 Tonnen Wasser in Form von Raufreif

Dieses Eis bildet sich allerdings nur im Winter und bleibt morgens nur wenige Stunden nach Sonnenaufgang erhalten, bevor es wieder zu Wasserdampf wird. Trotz ihrer geringen Dicke – wahrscheinlich nur ein Hundertstel eines Millimeters (so dick wie ein menschliches Haar) – bedecken die Frostflecken eine riesige Fläche.

„Die Menge an Frost entspricht etwa 150 000 Tonnen Wasser, die während der kalten Jahreszeit jeden Tag zwischen der Oberfläche und der Atmosphäre ausgetauscht werden, was etwa 60 olympischen Schwimmbecken entspricht“, berichtet Valantinas.

Blick aus dem Mars-Orbit auf die Tharsis-Region. Foto: Imago/StockTrek Images

Wasserkreislauf auf dem Mars ähnelt dem auf der Erde

Die Forscher vermuten, dass starke aufsteigende Aufwinde den aus der Polarregion wasserdampfhaltige Luft aus dem Tiefland nach oben, die sich in der Höhe abkühlt und kondensiert. „Das ist ein bekanntes Phänomen sowohl auf der Erde als auch auf dem Mars“, erläutert Valantinas.

Dort kommt die mit Feuchtigkeit angereicherte Gasmischung dann in den Einflussbereich eines besonderen Mikroklimas in den Vulkankratern. „In den Calderen von Olympus Mons und Arsia Mons beobachten wir eine substanzielle Verringerung des Atmosphärendrucks und der horizontalen Windgeschwindigkeiten nahe der Oberfläche“, schreiben die Forscher. Diese Bedingungen fördern das Auskristallisieren des Wasserdampfs als Frost.

Der Mars-Vulkan Olympus Mons von der Nasa-Raumsonde „Viking 1“ aus dem Mars-Orbit fotografiert. Foto: Imago/Pond5 Images

Wichtige Entdeckung für künftige Mars-Missionen

„Wasser auf der Oberfläche des Mars zu finden ist immer aufregend – sowohl aus wissenschaftlichem Interesse als auch wegen seiner Bedeutung für die robotische und menschliche Erkundung des Planeten“, betont Koautor Colin Wilson von der Esa.

Das Verständnis des Wasserkreislaufs auf dem Mars sei von großer Bedeutung, um wichtige Ressourcen für die künftige Erforschung des Mars durch den Menschen zu finden. Zudem könne man nachprüfen, wo es auf dem Mars Wasser gebe und ob der Mars früher oder heute bewohnbar gewesen sei.