Auf dem Wasen wird das Frühlingsfest aufgebaut. Foto: Leif Piechowski

Es ist ein Kreuz mit Ostern. Anders als Weihnachten ist es äußerst beweglich und agil, jedes Jahr vagabundiert es durch den Kalender. Was mitunter die Schausteller und Wirte ärgert. Heuer allerdings gibt es keinen Grund zu klagen.

Es ist ein Kreuz mit Ostern. Anders als Weihnachten ist es äußerst beweglich und agil, jedes Jahr vagabundiert es durch den Kalender. Was mitunter die Schausteller und Wirte ärgert. Heuer allerdings gibt es keinen Grund zu klagen.

Stuttgart - Schausteller sind gläubige Menschen, doch liebend gerne arbeiten sie an Ostern. Es ist für sie aber leider ein seltenes Vergnügen. Als man 1993 das Frühlingsfest um eine Woche verlängert hat, legte man fest, dass das Ende des Wasenrummels in der ersten Maiwoche sein soll. Also nur wenn Ostern so spät ist wie dieses Jahr, kommen die Feiertage und die Ferien den Schaustellern zupass.

Auch wenn man mitunter den Eindruck gewinnen könnte, der Wasen sei nur zum Vergnügen der Zecher aufgebaut, so verkauft die Mehrzahl der Beschicker nicht Alkohol, sondern Fahrspaß, Lose, Luftballons und andere Vergnügungen. Und das bringt man in den Ferien und an Feiertagen besser an Mann, Frau und Kind.

Beste Voraussetzungen für die 240 Beschicker

Heuer also sind die Voraussetzungen bestens für die 240 Beschicker. Vom 19. April bis zum 11. Mai wird gefeiert. Die Hasen grasen also über Ostern nicht allein auf dem Wasen. So mancher wird trotz der bis zu 9,10 Euro für die Maß Bier seinem ganz persönlichen Affen begegnen, allerdings könnten auch Nüchterne einen Riesenaffen sehen.

Keine Angst, das ist keine Erscheinung oder hat etwas mit dem übermäßigen Genuss von Zuckerwatte zu tun – King Kong ist es in New York zu langweilig geworden, er hat sich nach Stuttgart verzogen und klettert auf dem neuen 80 Meter hohen Freifallturm von Andreas Zinnecker herum. Der „Mega King Tower“ feiert seine Weltpremiere auf dem Wasen und wird auch im Herbst beim Volksfest wiederkommen.

Michael Föll darf wieder das Fass anstechen

Seine Premiere auf dem Wasen hat Bürgermeister Michael Föll schon lange hinter sich, aber auch er hat Grund zum Feiern. Er gibt sein Comeback und wird am Samstag um 12 Uhr bei Hans-Peter Grandl im Hofbräu-Zelt das Frühlingsfest eröffnen. Im Vorjahr hatte der damals frisch gewählte OB Fritz Kuhn ein Machtwort gesprochen: Er wollte beim Frühlingsfest höchstselbst mit Hammer und Zapfhahn hantieren, um für das Volksfest gerüstet zu sein. Nun überlässt er Föll wieder den Fassanstich.

Diese Aufgabe ist eine der leichteren für Föll. Schwieriger gestalten sich für den Wasenbürgermeister und die Veranstalterin in.Stuttgart das Einhalten der Lärmwerte. 80 Dezibel auf dem Gelände sind erlaubt, 92 bis 96 Dezibel in den Zelten. Diese Werte sind 2013 während des Volksfests nicht überall eingehalten worden. Zwar nur um ein bis drei Dezibel, doch zehn Dezibel mehr werden als eine Verdoppelung der Lautstärke empfunden. Müssen die Anwohner beim Frühlingsfest ein Überschreiten der Werte befürchten? Nein, sagen Veranstalterin, Schausteller und Wirte unisono. Schon alleine deshalb nicht, weil das Frühlingsfest kleiner sei als das Volksfest und weniger Besucher habe. „Aber selbstverständlich werden wir erneut messen“, heißt es bei in.Stuttgart, „und unsere Konsequenzen daraus ziehen.“

An die Lärmgrenze wollen sich alle halten

Stadträte hatte unlängst gefordert, schwarze Schafe auszuschließen. So gab es beim Volksfest den Verdacht, dass mancher an den so genannten Limitern gedreht hatte, die die Lautstärke der Musik begrenzen sollen. „Das kann nicht sein“, sagt Schaustellervertreter Nico Lustnauer, „da müssen sich alle am Riemen reißen. Es kann ja keiner wollen, dass das Fest um 22 Uhr schließen muss“.

Er selbst wird bei seinen Boxautos den Limiter auf 78 Dezibel einstellen, bei Grandl wird der Toningenieur noch Tests machen, aber „wahrscheinlich 94 Dezibel einstellen“. Der Limiter werde dann digital abgeschlossen, den Code kenne nur der Gutachter der Stadt. „Daran können wir gar nicht herummachen.“

Geld und Umsatz gibt's nicht umsonst

Auch Festwirt Karl Maier arbeitet mit einem Limiter. „Wir halten die Grenzwerte ein“, sagt er, „dafür haben wir viel Geld und Mühe investiert.“ Allerdings sollte man schon bedenken, dass sowohl Volkfest als auch Frühlingsfest Wirtschaftsfaktoren seien, die viel Geld und Umsatz in die Stadt brächten, „dies kann man nicht haben, ohne dass auch etwas davon zu hören ist.“

Ein ruhiges Ostern werden die Anwohner also nicht haben. Sie werden ganz froh sein, dass nicht jedes Jahr mit dem Osterhase auch der Rummel kommt. Übrigens haben bereits der Völkerbund und Papst Paul VI. vorgeschlagen, Ostern auf den Sonntag nach dem zweiten Samstag im April zu legen. Das wäre der Traum eines jeden Schaustellers beim Frühlingsfest. Auftakt an Ostern und Ende in der ersten Maiwoche.

Doch weder Papst noch Völkergemeinschaft noch Beschicker können am Konzil von Nikäa rütteln. Im Jahre 325 legte man dort fest, dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühjahrsvollmond gefeiert wird. So schwankt Ostern zwischen dem 22. März und dem 25. April.