Vernebelte Fasnet: Früher ein Gag, heute leider wegen Corona eine Symbol für die Unsicherheit in den Zünften. Foto: Hopp

Die Zukunft ist ungewiss, doch die Vergangenheit war schön: Erinnerungen an die Fasnetstage von einst kamen in der Hauptversammlung des Närrischen Freundschaftsringes auf. Fest steht immerhin, dass Jubiläen gefeiert werden sollen.

Horb/Tübingen-Hirschau - Seine Hauptversammlung hielt der Närrische Freundschaftsring Neckar-Gäu am Samstagnachmittag in der Stefan-Hartmann-Halle in Hirschau ab. Von den 26 Ringzünften konnte der gastgebende Zunftmeister der Narrenzunft Bad Hirschau, Wolfgang Rieker, 23 Delegationen willkommen heißen.

 

Wer sich neue Erkenntnisse über die Fasnet 2022 erhofft hatte, wurde enttäuscht. Infolge der täglich steigenden Inzidenzzahlen, stochern die Narren weiterhin im Nebel. Da die Zukunft aber auch nicht gerade auf Rosen gebettet ist, schwelgte Ringpräsident Thomas Fischer aus Salzstetten zunächst einmal in der Vergangenheit, erinnerte an den gelungenen Herbstkonvent 2019 in Rohrdorf, das letzte Highlight im Jahr 2019, und an die Euphorie, mit der man das Jahr 2020 auch infolge des bevorstehen 29. Ringtreffens in Weitingen angegangen sei.

Dickes Lob an die "Bettschoner"

Neben diversen Besuchen von Teilen des Präsidiums bei befreundeten Narrenringen, sowie Jubiläen und Umzügen in Dettingen, Seebronn und Salzstetten habe aber das Ringtreffen, welches die Weitinger "Bettschoner" mit Bravour gemeistert hätten, besonders im Fokus gestanden. Dafür durfte deren Zunftboss Pascal Schmitt seitens des Präsidenten noch einmal ein dickes Lob einfahren. Wichtig seien aber auch die vielen Kontakte zu den Zünften gewesen, so Thomas Fischer, der bedingt durch die Besuche und sonstigen Veranstaltungen rund 2400 Kilometer mit seinem "Heilig’s Blechle" zurück gelegt hatte, was ein Zunftmeister mit der Bemerkung quittierte: "Der braucht demnächst einen Dienstwagen."

Coronabedingt sei dann 2020 alles ausgefallen, was ausfallen konnte. Bei einer Krisensitzung der Arbeitsgemeinschaft südwestdeutscher Narrenvereinigungen und Verbände im September 2020 sei dann klar geworden, dass es 2021 keine normale Fasnet geben würde, so Fischer. Die Zünfte hätten sich aber kreativ gezeigt und hätten mit tollen Aktionen und Videoclips über die Medien die Fasnet in die Häuser gebracht. Um die finanziellen Ausfälle der Narrenzünfte auszugleichen, habe er sich persönlich um die Fördergelder des Landes gekümmert. So habe man knapp 80 000 Euro an die 26 Zünfte ausschütten können.

Klare Forderung für 2022

Klar und deutlich war die Forderung des Präsidenten an die Politik: 2022 müsse es wieder eine Fasnet geben, der kulturelle Schaden werde die Narrenzünfte sonst auf Jahre hinaus beschäftigen. Und weiter: Die Landesregierung habe sich bemüht, Veranstaltungen zu ermöglichen. Das müsse aber so gehandhabt werden, dass diese auch organisatorisch durchführbar seien. Für die Narren gelte es, eine pandemiebedingte Spaltung in zwei Lager zu verhindern. Vordergründig müsse der Auftrag stehen, die Schwäbisch-Alemannische Fastnacht zu bewahren zu erhalten und weiterzugeben.

Brauchtumsmeister Jakob Holocher (Eutingen) lobte die gute Kooperation mit den Ringzünften und zollte Letzteren ein großes Lob für deren Auftreten bei den verschiedensten Anlässen. Außerdem berichtete er über den derzeitigen Stand in Sachen "Immaterielles Kulturerbe". Von den 26 Ringzünften dürften sich derzeit 23 dazu berufen fühlen, das Logo zu führen. Was es mit dem Prozedere des "Immateriellen nationalen Kulturerbes" auf sich hat, konnte die Versammlung über einen Videoclip der Brauchtumsbeauftragten der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Sarry Peredes Savalla erfahren, die diese Auszeichnung als eine besondere betitelte, die künftig eine Erleichterung für das Ehrenamt der "Fastnachtsmacher" sei.

Kaum Interesse an Jugendtag

Ringleiterin Doris Wollschläger (Nordstetten), bemängelte, dass der geplante Jugendtag mangels Interesse ausfallen musste, zeigte sich ansonsten sehr zufrieden, vor allem auch mit der Unterstützung durch die Ringzünfte. Für die Kinder seien Umzug und der erstmalig aufgeführte Kinderringtanz in Weitingen ein einmaliges Erlebnis gewesen. Vor allem die Jugendleiter hätten viel Engagement an den Tag gelegt. Letztlich sei auch der Malwettbewerb 2021 ein voller Erfolg gewesen.

Letztlich legte die Versammlung fest, dass der Herbstkonvent 2022 in Salzstetten stattfindet und dass ein Ausflug der Zunftmeister/innen durchgeführt wird. Zumindest einmal geplant sind von den Narrenzünften 2022 folgende Festivitäten: Altheim (30 Jahre), Untertalheim (60 Jahre), Bad Imnau (60 Jahre) und Mühringen (70 Jahre). Die närrischen Geburtstage sollen, sofern denn überhaupt möglich, in kleinerem Rahmen stattfinden.

Ehrungen

Mit der Ehrenorden in Gold für mindestens 15-jährige Tätigkeit als Zunftmeister wurden ausgezeichnet: Thomas Joachim (Empfingen) Markus Fischer und Thomas Fischer (Salzstetten) , Ludwig Bross (Wolfenhausen). Mit der Ehrennadel in Silber für zehn Amtsjahre: Karl Heinz Hurm (Horb – Dettingen), Wolfgang Rieker (Hirschau), Gerd Herzer (Ahldorf) und Tobias Welte (Ergenzingen). Mit der Ehrennadel in Bronze für 5 Jahre: Stefan Lachenmaier (Empfingen), Jörg Pfeffer (Altheim)), Michael Baur und Werner Stehle (Bierlingen). Verabschiedet wurden die ehemaligen Zunftmeister/innen Jutta Hellstern (Betra), Manuel Mäder (Rohrdorf) und Thomas Joachim (Empfingen).

Wahlen

Thomas Fischer (Präsident), Tobias Welte (Vizepräsident), Markus Fischer (Schatzmeister), Doris Wollschläger (Jugendleiterin), Pascal Schmitt (Zunftmeister – Vertreter), Ludwig Bross und Andreas Strauch (Kassenprüfer). Neu ins Präsidium gewählt wurde Gabi Schall, langjährige Zunftmeisterin aus Ergenzingen, die künftig als Schriftführerin fungieren wird.

Übergabe der Ringtafel

Traditionsgemäß wurde bei der Hauptversammlung des närrischen Freundschaftsringes Neckar Gäu auch die Ringtafel übergeben. Von der Narrenzunft Weitingen dem letzten Veranstalter des Ringtreffens ging sie nun auf die Reise nach Horb, wo die dortige Narrenzunft 2023 ihr 100 jähriges Jubiläum mit einem Ringtreffen feiert. Besagte Ringtafel ist 42 Jahre alt und hat im Grunde genommen drei Väter. Sie stammten aus den Narrenzünften Horb, Empfingen und Weitingen. Nachdem der närrische Freundschaftsring sich 1979 erweitert hatte, war es der damalige Horber Zunftmeister Peter Mauz aus Horb, der vorschlug, eine Ringtafel zu schaffen, in welcher die Wappen der Grafschaft Hohenberg, des Königreiches Württemberg und das der Hohenzollern zu sehen sind. Der damalige Empfinger Zunftmeister Konstantin Hauser machte den ersten Entwurf, der dann vom verstorbenen Weitinger "Zunftmaler" Wolfgang Schmid verwirklicht wurde. Die von Letzterem dereinst geschaffene Planpause für diese Ringtafel befand sich bis heute im Hause des verstorbenen Ringgründers und langjährigen Präsidenten, Julius Fischer. Dessen Frau Marianne hatte diese an Pascal Schmitt übergeben, mit der Bitte, sie an den Närrischen Freundschaftsring weiterzuleiten, was nun bei der samstäglichen Hauptversammlung auch geschah.