Moderatorin Widmann-Mauz spricht mit Experten. Präventivmaßnahmen helfen. Hoffnung in Impfstoffentwicklung.
Tübingen - Zur Expertenrunde "Zwischen Corona und Grippezeit" hatte die Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Annette Widmann-Mauz (CDU) per Videokonferenz geladen.
Aktuelle Informationen zur Corona-Lage in unserem Newsblog
Im Fokus: die bevorstehende Herbst-Winter-Saison, die die alljährliche Grippewelle mit sich bringt, zum ersten Mal aber unter Corona-Bedingungen. Größte Hoffnung setzte Moderatorin Annette Widmann-Mauz (CDU, Burladingen) in die Impfstoffentwicklung.
Nicht verwunderlich ist es also, dass Carsten Köhler, Direktor des Kompetenzzentrums Tropenmedizin Tübingen, der dort auch zur Fokusgruppe globale Gesundheit gehört, mit Stolz berichten konnte, dass an einem m-RNA-Impfstoff nach einem in Tübingen entwickelten Verfahren gearbeitet werde. Hierbei wird die Oberfläche des Coronavirus imitiert, um die Antikörperbildung anzuregen. Die Impfstofftestung sei zur dritten Phase fortgeschritten, die maßgeblich ist für die Zulassung des Impfstoffs, sagte Köhler. Die Entscheidung soll noch im Oktober fallen.
Entwarnung beim Mund-Nasen-Schutz
Die Angst vor Impfungen, dem nun eintretenden Teil-Lockdown oder gar dem Mund-Nasen-Schutz selbst, wie ihn viele Jugendliche und Kinder hätten, könnte man am ehesten auflösen durch Schnelltestverfahren und PCR-Tests direkt in den Praxen, erklärte Kinder- und Jugendarzt Tobias Pantalitschka aus Rottenburg (Kreis Tübingen). Infizierte könnten so schneller erkannt werden, die Weiteransteckungsgefahr und die Angst deutlich gehemmt werden. Er sehe die Gefahr, dass Minderjährige Panikstörungen entwickelten und gab Entwarnung beim Mund-Nasen-Schutz: Kinder tragen demnach keinen Schaden davon. Auch Heidrun Thaiss, Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), bestätigte, dass ein Mund-Nasen-Schutz ab sechs Jahren zumutbar sei. Gefährlich sei er aber für unter Dreijährige.
"Wir sind ein sehr impfkritisches Volk", stellte Pantalitschka fest. Er hoffe auf das Verständnis und das Vertrauen in der Bevölkerung gegenüber neuen Impfstoffen, deren mittel- und langfristige Nebenwirkungen noch nicht absehbar seien. Auch Thaiss pflichtete bei: "Es braucht großes Vertrauen in die Impfstoffhersteller und -zulasser."
Die Kampagne "Wir kommen der Grippe zuvor", der BZgA, soll die Menschen dazu bewegen sich gegen die Grippe - auch zur Auffrischung - impfen zu lassen. Thaiss appellierte, wie schon zuvor Staatsministerin Mauz, an das sensibilisierte Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung und nannte Prävention als Gebot der Stunde.
"Wir müssen mit den Viren leben"
"Viren lieben Kälte, man rückt mehr zusammen, die Ansteckungsgefahr steigt", warnt sie vor der kalten Jahreszeit. Heizungsluft mache die Schleimhäute anfällig für Atemwegserkrankungen, zu denen ein harmloser Schnupfen genauso gehört wie das Sars-CoV-2-Virus.
Generell wichtig findet Thaiss eine ausgewogene Ernährung - Vitamine, Zink, frisches Obst zum Schutz der Zellen - ausreichend Schlaf, Bewegung und UV-Strahlung, die Viren abtöte. Sie mahnte zu Umsicht und zu gegenseitigem Respekt vor persönlichen Problemen anderer. "Unbedingt gehört sozialer Kontakt dazu", um sich die Zuversicht und psychische Gesundheit zu erhalten. Man solle Ältere, Asthmatiker und chronisch Kranke schützen. Ihr Fazit lautete: Jeder, gerade auch im familiären Umfeld, könne etwas tun, denn "wir müssen mit den Viren leben".