Das Vereinshaus Alte Schule in Obereschach ist für Klaus Martin ein anschauliches Beispiel dafür, was eine funktionierende Dorfgemeinschaft bewegen kann. Foto: Martin

Wie sind die neun Ortsteile von Villingen-Schwenningen zu Beginn von 2022 aufgestellt? Wo drückt der Schuh? Wie blicken sie auf die teilweise 50-jährige Gemeinschaft mit VS zurück? In einer Interview-Reihe geben die Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher Antworten.

VS-Obereschach - Ortsvorsteher Klaus Martin gibt einen Überblick, was die Menschen in Obereschach bewegt. Der Ortsteil hatte Ende vergangenen Jahres 1672 Einwohner und war damit der Drittgrößte unter den Kleinen.

Was hat sich im vergangenen Jahr zum Positiven in Ihrem Ortsteil entwickelt?

Eine sehr positive Nachricht für unsere Bevölkerung ist es, dass es unserem Obereschacher Hausarzt Dr. Andreas Erdel gelungen ist, seine Praxis nahtlos in neue Hände zu legen. Wir sind ihm dafür sehr dankbar, denn dies ist nicht selbstverständlich! Auf Initiative einer Bürgerin und mit Unterstützung des Ortschaftsrates konnte das Mitfahrerbänkle in Richtung Villingen aufgestellt und die Verteilerkästen bei der offenen Bücherei anspruchsvoll gestaltet werde. Als Weihnachtsgeschenk erhielten die Bürgerinnen und Bürger einen neuen Fahrplan für die Busverbindungen. Erfreulich für alle Nutzer des ÖPNV: Das Angebot und die Linienführung wurden deutlich verbessert.

Beim Rückblick auf 2021: Welche drei Stichworte fallen Ihnen bezogen auf Ihren Ortsteil ein?

Für eine weitere positive Entwicklung unseres Dorfes ist der Breitbandanschluss unverzichtbar. Umso erfreulicher ist es, dass mit der Verlegung der Glasfaserleitungen und der Aufstellung der Technikzentrale (POP) die Voraussetzungen geschaffen wurdem. Etwa knapp die Hälfte unsers Dorfes kann in diesem Bauabschnitt dieses Jahr an das Netz angebunden werden. Mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung und des Liegenschaftsamtes konnten alle Grundstücke im Gewerbegebiet Unter dem Dorf verkauft werden. Damit werden zusätzliche Arbeitsplätze in Obereschach geschaffen. In unserer Kindertagesstätte wurden zwei Gruppenräume grundlegend saniert und ein neues Spielgerät für unter Dreijährige im Eingangsbereich der Kita aufgestellt.

Und jetzt der Blick nach vorn? Was brennt Ihnen für 2022 auf den Nägeln?

Das wichtigste Anliegen des Ortschaftsrates und der Ortsverwaltung ist es, dass die Planungen für den dritten Bauabschnitt zur Verlegung des Glasfasers 2022 weitergeführt werden, damit 2023 mit der Umsetzung des letzten Abschnitts baulich begonnen werden kann. Nur so ist eine Gleichbehandlung unserer Bürger möglich. Die wichtigen Einrichtungen wie Feuerwehr, Rathaus, Einzelhandelsgeschäfte und Gastronomie sind auf Glasfaser angewiesen, um entweder konkurrenzfähig zu bleiben oder wie bei der Feuerwehr und dem Rathaus für die Bürger die erforderlichen Dienstleistungen verlässlich anbieten zu können. Um unsere Infrastruktur aufrecht zu erhalten, erhält die Kita eine neue Heizung, und die Straßensanierungen sollen fortgeführt werden.

50 Jahre VS heißt es 2022. Was wünschen Sie der gemeinsamen Stadt?

Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, die Attraktivität unseres Oberzentrums zu erhöhen. Dazu gehört auch, dass die geplanten Leuchtturmprojekte wie zum Beispiel VIAS umgesetzt werden. Von dieser Strahlkraft des Oberzentrums profitieren auch indirekt die Ortschaften. Ganz besonders wünschen wir uns von den politisch Verantwortlichen ein klares Bekenntnis zur Ortschaftsverfassung und vor allem zu den Ortsverwaltungen. Die Attraktivität des Oberzentrums hängt auch davon ab, die vorhandene Infrastruktur in allen neun Ortschaften und in den zwei Stadtbezirken wie Bildungs- und Sporteinrichtungen und Straßen zu erhalten und bei Bedarf zu ergänzen.

Und dann gehört Ihr Ortsteil 50 Jahre zu VS. War die Eingemeindung zum 1. Dezember 1971 in die Stadt Villingen eine richtige Entscheidung?

Diese Frage kann ich mit einem uneingeschränktem Ja beantworten. Gerne begründe ich dieses Urteil: Die kommunale Welt veränderte sich in den letzten Jahrzehnten in einem beachtlichen Umfang. Kleinere selbstständigere Gemeinden hätten es nicht einfach, die rechtlichen Vorgaben umzusetzen und diese daraus erforderlichen Inventionen zu finanzieren. Die positiven Veränderungen im Bereich der Kinderbetreuung unter drei Jahren brachte eine deutliche Personalzunahme mit sich. Aber auch die Anforderungen in anderen Bereichen könnte eine kleine selbstständige Gemeinde nicht einfach bewältigen. ›Der Stadtbezirk Obereschach wird keine unscheinbare Größe werden.‹ Der Prophezeiung von Oberbürgermeister Dr. Gerhard Gebauer, die er in einer Feierstunde zur Vertragsunterzeichnung äußerte, ist nicht mehr hinzuzufügen.

Die Pandemie lähmt das Leben in Ihrem Ortsteil? Können Sie dennoch zwei, drei Veranstaltungen nennen, die für 2022 vorgesehen sind?

Die Musik-und Trachtenkapelle feiert vom 25. bis 27. Juni 2022 ihr 100-jähriges Jubiläum. Geplant ist auch eine Lange Tafel in Obereschach. Außerdem rechnen wir wieder damit, dass wieder zahlreiche Mitgliederversammlungen der Vereine und damit auch kleinere Veranstaltungen stattfinden können.

Sie haben uns Ihr Lieblingsmotiv geschickt? Warum gerade das?

Das Vereinshaus Alte Schule habe ich ausgewählt, weil es ein anschauliches Beispiel dafür ist, was eine funktionierende Dorfgemeinschaft bewegen kann. Dieses Gebäude symbolisiert für mich den guten Zusammenhalt in unserem Dorf. In drei Bauabschnitten wurde dieses Gebäude grundlegend saniert. Die Vereine haben vor vielen Jahren in einer großartigen Aktion sich bei der Sanierung eingebracht und damit entscheidend zum Gelingen der Sanierung beigetragen. Dieses Gebäude ist der Mittelpunkt für unser lebendiges Vereinsleben.