Die Fische im Neckar haben einst viel bessere Zeiten erlebt. Aber auch schlechtere. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie. Foto: Peter Petsch

Der Name Neckar geht auf die Kelten zurück, die den Fluss Nikra nannten, also wildes Wasser. Heute ist der Fluss unterhalb von Deizisau durch 27 Wehre und 29 Wasserkraftwerke gezähmt.

Stuttgart - Jede Veränderung der Flusslandschaft wirkt sich auch auf den Fischbestand aus. Die Chronik des mittleren Neckars beschreibt den schleichenden Wandel vom Wildfluss zur Wasserstraße.

Um 5000 vor Christus: Knochenfunde von Lachs, Maifisch, Barbe, Hecht und Wels belegen, dass es im Ur-Neckar Stillwasser-, Bewegtwasser- und Wanderfische gab.

Um 200 nach Christus legen die Römer erste Uferbefestigungen, Anlegestellen, Brücken und Furten an.

1281 wird die Fischerzunft der Apostelfischer in Wimpfen am Neckar erstmals urkundlich erwähnt. Sie existiert bis heute.

Im 17. Jahrhundert wird in Heilbronn ein Wehr gebaut, das Fische nicht durchlässt.

1713 wird dieses Wehr aufgebrochen, um den Schiffsverkehr zwischen Heilbronn und Cannstatt zu ermöglichen.

1827 wird der Fluss teilweise begradigt, um der auch im Raum Stuttgart grassierenden Malaria, damals Wechselfieber genannt, Herr zu werden.

1878 erkundet Mark Twain zwischen Heilbronn und Heidelberg den Fluss zu Fuß und auf dem Floß: „Eine Mütze voll Regen verursacht im Neckar Hochwasser, und ein Zuber voll führt eine Überschwemmung herbei.“

1902 kommt es zwischen Stuttgart und Lauffen zu einem totalen Fischsterben, als 30 Tonnen Teer aus einer Schwellenimprägnieranstalt ins Wasser gelangen. Am mittleren Neckar gibt es noch 260 Berufsfischer.

1920 beschließt die Deutsche Nationalversammlung, den Neckarkanal zu bauen.

1930 beginnt der Umbau des Neckars zur stauregulierten Schifffahrtsstraße. Bis 1943 werden 17 Staustufen gebaut.

Nach 1950 gehen strömungsliebende Fische stark zurück. Immer mehr Berufsfischer müssen aufgeben.

1958 wird der Stuttgarter Hafen eingeweiht. Bis 1968 wird die schiffbare Strecke bis Plochingen verlängert.

Ab 1970 verbessert sich durch den Bau von Kläranlagen langsam wieder die Wasserqualität. In der Folge werden die Fische wieder genießbar.

Ab 1995 wächst die Zahl der Kormorane, die sich am eisfreien Neckar konzentrieren. Sie dezimieren mittelgroße Fische.

2010 liegt der Ertrag der Angelfischerei pro Hektar bei zwölf Kilo. 2001 waren es noch 78 Kilo.

2012 wird auf den Zugwiesen bei Poppenweiler auf vier Hektar ein großes Renaturierungsprojekt mit einer Mischung aus Fließgewässern, Stillwasser und Laichgewässern fertig.

Kosten für ähnliche Renaturierungsprojekte am gesamten Neckar werden auf 50 bis 150 Millionen Euro geschätzt.

Was im Neckar schwimmt, erfahren Sie in der Bildergalerie. Klicken Sie sich durch.