In Israel müssen seit 1948 Männer und Frauen eine Wehrpflicht absolvieren. Foto: mago/ZUMA Press/imago stock&people

Angesichts des Russland-Ukraine-Kriegs diskutiert Deutschland über eine neue Wehrhaftigkeit. Kritiker befürchten einen Rückfall in alte Rollenklischees. Ein Blick nach Israel lehrt, dass auch eine bewaffnete Gesellschaft liberale Züge haben kann.

Deutschland müsse wehrhaft werden, heißt es in diesen Tagen. Der Krieg in der Ukraine hat einer Gesellschaft, die sich lange in ihrem Pazifismus gefiel, einen dramatischen Meinungsumschwung aufgezwungen. Männer in Uniform scheinen wieder gefragt. Kommentatoren bringen eine Wiederbelebung der Wehrpflicht ins Spiel, einer Umfrage zufolge wäre knapp die Hälfte der Deutschen dafür. Liberale Kritiker befürchten eine Remilitarisierung der Gesellschaft und den Verlust mühsam errungener gesellschaftlicher Fortschritte. Soldatentum, Befehl und Gehorsam, Stiefel und Sturmgewehr sind für sie mit archaischen Vorstellungen von Ehre, Härte und Kampfesmut verknüpft, mit einem Männlichkeitsbild, das viele hofften überwunden zu haben.