Die Fecker-Wirtinnen Pe Gantenbein (links) und Sandy Hirrlinger wunderten sich erst etwas über die Frage, warum sie Dortmunder Hövels-Bier anbieten. Und die Antwort hat mit dem Besteck zu tun. Foto: Stopper

Fecker-Gast wundert sich über in Süddeutschland seltens Hövels auf der Getränkekarte. Redaktion klärt die Zusammenhänge auf.

Hechingen - Die Frage ist berechtigt. Schließlich ist das Fecker ja etwas vom hechingerischten, was Hechingen überhaupt zu bieten hat. Seit jenen grauen Urzeiten, in denen "Fräulein Fecker" hier noch wirtete, umstrahlt diese Wirtschaft die Gloriole von Bodenständigkeit. Gleichzeitig ist die Promi-Liste dieses Lokals herausragend. Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Werner von Heisenberg, Klaus Kinkel und DDR-Geheimdienstchef Markus Wolf waren hier allesamt mehr als einmal Gäste. Das alles zu erzählen, würde hier zu weit führen.

Aber vielleicht erstmal zum Bier: Hövels ist ein dunkles Bier mit leicht malzigem Geschmack, das am Tisch in einer interessanten Flasche mit Bügelverschluss serviert wird und mit einem ungewöhnlichen Glas. Das Design ist am Jugendstil orientiert, dem Stil jener Zeit, als Wilhelm Freiherr von Hövels, ein Dortmunder Adliger dem eine Leidenschaft für Bier nachgesagt wird, 1854 eine Brauerei dieses Namens gründete. Familie Hövel hatte allerdings schon seit 1518 ein Braurecht. Hövels kennt man im Ruhrgebiet. In Süddeutschland findet man es eher selten.

"Der Biervertreter hat so hübsche Bestecktaschen geliefert"

"Wir haben das nur in unser Sortiment aufgenommen, weil der Biervertreter uns dazu so hübsche Bestecktaschen liefert", erzählt Pe Gantenbein, eine der Fecker-Wirtinnen mit breitem Lächeln, und "der riesen Umsatzbringer ist das nicht", ergänzt Sandy Hirlinger. Zwei Kisten davon haben sie im Keller. Das reicht meist locker als Wochenvorrat, denn der Biertransporter mit dem Nachschub kommt wöchentlich.

"Viele Frauen trinken das, weil ihnen die Flaschenform gefällt"

Das Bestecktaschen-Argument zieht übrigens schon lange nicht mehr. Um diese Lieferung zu rechtfertigen, hätten die Fecker-Wirtinnen das Hövels nur ein Jahr lang beziehen müssen. Aber weil dieses dunkle Bier bei einem kleinen aber zuverlässigen Kreis beliebt ist, blieb es seither auf der Fecker-Getränkekarte. "Und die Flasche und die Gläser passen vom Stil her zu uns", so die Wirtinnen. "Viele Frauen trinken das, weil ihnen die Flaschenform gefällt", so Sandra Hirlinger. Auch die Gläser seien sehr hübsch. Frauen haben für so etwas ein Auge. Aber auch Männer gelüstet es gelegentlich nach etwas Dunklem im Bierglas. Und es wird eher im Herbst und Winter geordert als in der warmen Jahreszeit. Die Allerwenigsten Hövels-Trinker im Fecker kämen aus dem Ruhrgebiet.

Radeberger, Stuttgarter Hofbräu, St. Luzen Bier

Trotzdem stellt sich immer noch die Frage: Wieso kam der Fecker-Biervertreter darauf, dieser Hechinger Wirtschaft ausgerechnet Dortmunder Bier zum Ausprobieren vorzuschlagen? Die Antwort lautet: Radeberger, Stuttgarter Hofbräu, St. Luzen Bier.

Tradition beginnt im mittelalterlichen Kloster

Um mit St. Luzen Bier anzufangen. Hier geht die Tradition auf Hechinger Mönche zurück, die hier schon im Mittelalter brauten, was ein Fürsten-Testament von 1591 belegt. Im Zuge der Säkularisation kam diese Brauerei 1803 zum Hechinger Fürstenhof und 1850 zum Sigmaringer Fürsten-Verwandten. Der schloss sich 1935 mit der Stuttgarter Brauereigesellschaft Rettenmeyer Tivoli zusammen und die Firma hieß dann Stuttgarter Hofbräu.

"I woiß wu du na gherscht"

Hier findet sich übrigens auch eine Linie zum Fecker. Denn das bezog sein Bier früher von der St. Luzen-Brauerei, die von 1935 an dann unter der Marke Stuttgarter Hofbräu lief. Und hier war ein Onkel von Pe Gantenbein als Bierfahrer tätigt, der auch regelmäßig das Fecker belieferte. "I woiß wu du na gherscht" waren mit die ersten Worte der Fecker-Wirtin an sie, an die sich Pe Gantenbein erinnert. Auf Hochdeutsch: Sie wisse, zu welcher Familie sie gehöre. Dass die kleine Nichte ihres Bierfahrers mal als Wirtin ihre Nachfolge im Fecker antreten würde, konnte Fräulein Fecker damals natürlich nicht ahnen.

Frankfurter Brauereigruppe ist verbindendes Element

Bei Hövel lief es etwas anders. Hier wurde die Brauerei im Zweiten Weltkrieg geschlossen und erst 1984 gab es den Neustart. Damals begann der Trend zu individuellen Hausbrauereien. Und Hövels gehört zur Actien Brauerei AG Dortmund, und die wiederzum zur Frankfurter Brauereigruppe Radeberger, die 2010 auch das Stuttgarter Hofbräu übernahm. So brachte der Fecker-Biervertreter mit Hövels und Fecker etwas zusammen, was auf Konzernebene schon zusammen gehörte. Wer künftig im Fecker ein Hövels bestellt, weiß jetzt also über die Zusammenhänge Bescheid.