Die meisten Versuche des "Enkeltricks" per SMS konnten im Kinzigtal rechtzeitig verhindert werden. (Symbolfoto) Foto: Lino Mirgeler/dpa

Wer eine SMS eines "Familienmitglieds" erhalten hat, die sich als falsch herausgestellt hat, dürfte mit diesem Phänomen nicht allein sein. In den Banken im Kinzigtal konnten einige Betroffene gerade noch vor dem "Enkeltrick" bewahrt werden.

Mittleres Kinzigtal - Um an eine hohe Geldsumme zu gelangen, geben sich Kriminelle per SMS als Enkelkind oder Kind eines Empfängers aus und bitten dann um "finanzielle Hilfe". Neuerdings haben die Täter dabei auch eine neue Strategie entwickelt, in der die Empfänger auf Whats-App verleitet werden sollen.

"Hallo Mama, ich habe eine neue Telefonnummer", heißt es dann. Auch das Kinzigtal ist von dieser Betrugsform nicht verschont geblieben. Unsere Redaktion hat nachgefragt, wie Banken mit diesem Problem umgehen.

Sparkasse Kinzigtal: Die Mitarbeiter der Sparkasse Kinzigtal werden regelmäßig in speziellen Schulungen zu möglichen Betrugsfällen sensibilisiert.

Sie seien darin geschult, ungewöhnliche Bargeldtransaktionen zu erkennen und wissen, wie sie bei einem solchen Verdacht entsprechend reagieren sollen, berichtet Anna Agüera auf Nachfrage unserer Redaktion.

"Mitarbeiter kennen ihre Kunden"

"Unsere Kollegin Pia Müller zum Beispiel hat vor zwei Jahren einen Kunden in unserem Beratungscenter in Gengenbach davor bewahrt, Bargeld in fünfstelliger Höhe zu verlieren. Sie hat die Anzeichen eines telefonischen Enkeltricks erkannt und sofort reagiert. Sie kannte den Kunden und hat an seinem Auftreten bemerkt, dass etwas nicht stimmte – das ist der große Vorteil einer regionalen Sparkasse vor Ort. Unsere Mitarbeiter kommen selbst aus der Region und kennen ihre Kunden."

Volksbank Mittlerer Schwarzwald: Immer mal wieder haben sich Betroffene dieser Betrugsmasche schon an die Volksbank Mittlerer Schwarzwald gewandt, teilt Vorstandsvorsitzender Martin Heinzmann mit. Zu einem sehr großen Teil sei es aber nur bei "Versuchen" ohne Schaden geblieben.

"Mehrfach gab es den Verdacht, dass Menschen von dieser Betrugsmasche betroffen sind, als sie eine hohe Geldsumme überweisen wollten. Bei einem Fall vor einem Jahr sollte eine Kundin 100 000 Euro für eine Kaution hinterlegen. Durch das aufmerksame und richtige Verhalten des Bank-Mitarbeiters vor Ort konnte ein Schaden jedoch abgewendet werden", berichtet Heinzmann.

Die Mitarbeiter der Volksbank Mittlerer Schwarzwald werden regelmäßig geschult und sensibilisiert. Zudem gebe es auch technische Überwachungsmöglichkeiten und entsprechende bankinterne Anweisungen, zum Beispiel, dass die Kunden im Verdachtsfall sofort informiert und die sofortige Auszahlung auch abgelehnt werde.

Bereits mehrere Fälle von Betrug verhindert

In der Volksbank gebe es seit Jahren Vorkehrungen, um solche Fälle möglichst zu verhindern. Als Volksbank vor Ort sei es der eigene Antrieb, die Kunden entsprechend zu schützen. "Wir haben einerseits technische Vorkehrungen getroffen, andererseits ist unser Personal entsprechend sensibilisiert. Hierzu gehört, dass wir entsprechende Fragen stellen, wenn vor allem Senioren höhere Geldbeträge abheben möchten, und auch, dass wir entsprechendes Informationsmaterial der Polizei aushändigen", sagt Heinzmann.

Auch und insbesondere im Rahmen der "Sicherheitstage" des Polizeipräsidiums Offenburg seien die Bänker mit den zuständigen Beamten im regelmäßigen Austausch. "In der Vergangenheit konnten wir damit bereits mehrere Fälle von Betrug gegen Senioren verhindern. In einem Fall führte dies sogar zu einer Festnahme der Täter bei der geplanten Geldübergabe. Wir als Volksbank Mittlerer Schwarzwald informieren auch regelmäßig über unsere Social-Media-Kanäle, über unsere Internetseite und aktuell auch in unserer Kundenzeitschrift zu diesen Betrugsszenarien."

Sparkasse Wolfach: Auch der Sparkasse Wolfach haben sich Betroffene des Enkeltricks bereits zugewendet. "Die Anzahl ist glücklicherweise noch überschaubar", teilt Hans-Eberhard Rök dazu mit. "Alle Mitarbeiter sind sensibilisiert und ein spezielles Programm ist darauf ausgerichtet, Überweisungen an eine verdächtige IBAN zu unterbinden, damit wir den Sachverhalt mit den Kunden klären können, bevor der Überweisungsauftrag ausgeführt wird.".

Die Sparkasse und die Betroffenen haben mehrere Möglichkeiten, gegen den "Enkeltrick" vorzugehen. Rök rät zum "Recall". Dies sei der gängige Versuch, den Überweisungsbetrag zurück zu holen, wenn die Überweisung bereits erfolgt ist. Es solle Nachgefragt werden, wenn eine Überweisung nicht den üblichen Gepflogenheiten des Kunden entspricht.

"Es geht ums Aufklären, um Schaden zu vermeiden und im Bedarfsfall die Polizei einbeziehen. Alle Mitarbeiter werden regelmäßig geschult und per E-Mail sowie im Internet über aktuelle Vorfälle außerhalb der eigenen Sparkasse informiert", so Rök.

Dank der Aufmerksamkeit der Mitarbeiter, der Kundennähe und dem gegenseitigen Vertrauensverhältnis mit den Kunden gelinge es fast immer, nach der ersten Aufregung einen Schaden zu vermeiden oder zumindest sehr gering zu halten, erklärt Rök.

Die Sparkasse Wolfach informiere über ihre Internetseite, ihren Newsletter und im persönlichen Gespräch mit den Kunden über die Problematik.

"Lassen Sie sich Zeit, Anrufe zu überdenken und überlegen Sie, ob die Geschichte stimmen kann. Fragen Sie bei dem Familienangehörigen nach. Machen Sie keine Angaben zu Ihrer finanziellen Situation. Ein Bank-Mitarbeiter würde Sie nie nach dem ›Anmeldenamen‹ oder dem ›Passwort/PIN‹ fragen. Übergeben Sie Ihr Geld niemals an unbekannte Personen und rufen Sie die Polizei an, wenn Ihnen etwas verdächtig vorkommt", empfiehlt der Mitarbeiter der Sparkasse Wolfach.

Im Jahr 2021 sei im Kinzigtal, speziell im Revierbereich Haslach, kein Fall eines vollendeten Enkeltrickbetrugs bekannt, berichtet das Polizeipräsidium Offenburg. Zu einer Ermittlung von Tätern sei es somit auch noch nicht gekommen. Eine Aussage über die Entwicklung im vergangenen Jahr könne allerdings noch nicht getroffen werden, so die Polizei.