Die noch auf den Dächern befindlichen veralteten Sirenen sind allesamt außer Betrieb. Foto: Bantle

Mit klarer Mehrheit abgelehnt hat der Niedereschacher Gemeinderat die Errichtung eines Sirenennetzes in der Gesamtgemeinde. Bürgermeister Martin Ragg konnte sich mit seinem Vorschlag nicht durchsetzen.

Niedereschach - Rund 45 000 Euro wären an Kosten für fünf neue Sirenen angefallen, wobei diese Summe für die Erstinstallation voraussichtlich zu 100 Prozent durch Fördermittel des Bundes gedeckt gewesen wären. Alle späteren Kosten für die Wartung oder Reparaturen wären jedoch von der Gemeinde aufzubringen gewesen. Wie hoch die jährlichen Folgekosten im Detail gewesen wären, konnte nicht genau gesagt werden. Bürgermeister Martin Ragg, der sich für die Errichtung eines Sirenennetzes eingesetzt hatte, schätzte auf Nachfrage von Ratsfrau Regina Rist diesen Betrag auf rund 1000 Euro pro Jahr.

"Sachen, die nichts bringen"

Bei den Gemeinderäten Walter Pankoke, Rüdiger Krachenfels, Michael Asal und Louis Weißer stieß der Bürgermeister jedoch auf wenige Gegenliebe. Sirenen, so Krachenfels mit Blick auf die Hochwasserkatastrophen im Ahrtal, hätten dort auch nichts gebracht. Zudem seien auch Fördermittel Steuergelder und die sollten nicht für "Sachen, die nichts bringen" verwendet werden. Und Michael Asal ergänzte: "Der Zuschuss ist uninteressant. Ich bin der Meinung man braucht es nicht." Auch Louis Weißer findet die Sache vor allem wegen der Folgekosten nicht gut. Er könnte sich vorstellen, dass in Notfällen die Feuerwehr durch den Ort fährt und die Bevölkerung warnt. Dies, so der Bürgermeister, habe er mit der Feuerwehrführung bereits besprochen. Derzeit verfüge die Wehr jedoch über kein geeignetes Fahrzeug. Seitens der Feuerwehr, so Gesamtkommandant Dierk Momper, sei man klar für die Installation einer Sirenenanlage.

Wer war für die Stilllegung verantwortlich?

Siegfried Reich fragte nach, wer eigentlich den Abbau oder auch die Stilllegung der alten Sirenen zu verantworten habe. Wilfried Greinus, der zur damaligen Zeit Gesamtkommandant war, führte aus, dass die alte Sirenenanlage mit einer "uralten Technik" versehen war. Beispielsweise habe man, um die damals auf dem Gasthaus Kreuz in Sinkingen installierte Sirene in Betrieb zu nehmen, jedes Mal nach Sinkingen fahren und einen Knopf drücken müssen. Und die Wehr aus Schabenhausen habe, als die dortige Sirene auf dem Dach des Haus der Vereine außer Betrieb genommen wurde, dafür hochmoderne Meldeempfänger erhalten. Zudem haben die damaligen Sirenen Jahr für Jahr hohe Wartungskosten verursacht. Und genau vor diesen Wartungskosten warnte Greinus die Gemeinderäte.

In das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt

Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal hat das Thema Alarmierungswege und Reaktionszeiten wieder stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Auch habe dieses Unglück gezeigt, dass man sich nicht ausschließlich auf die Informationsverbreitung durch moderne Medien verlassen sollte und dass Sirenenanlagen als behördliches Warninstrument weiterhin ihre Berechtigung haben, argumentierte Bürgermeister Martin Ragg.