Seit Monaten laufen die Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Verdi erhöht nun den Druck mit Warnstreiks bei einzelnen Arbeitgebern. Am Mittwoch war die Warenhauskette Kaufland dran. Foto: dpa

Seit Monaten laufen die Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Verdi erhöht nun den Druck mit Warnstreiks bei einzelnen Arbeitgebern. Am Mittwoch war die Warenhauskette Kaufland dran.

Neckarsulm - Im Einzelhandels-Tarifstreit hat die Gewerkschaft Verdi am Mittwoch nach eigenen Angaben gut 2000 Kaufland-Mitarbeiter vor der Zentrale in Neckarsulm zusammengetrommelt. „Es geht darum, dass der Tarifvertrag endlich zum Abschluss kommt“, sagte Verdi-Bundesvorstand Stefanie Nutzenberger in Neckarsulm. Bundesweit beteiligten sich der Gewerkschaft zufolge mehr als 5000 Beschäftigte der Warenhauskette an Warnstreiks.

Kaufland sei einer der Marktführer, sagte Nutzenberger. „Die Kollegen und Kolleginnen hier machen deutlich, dass sie einen Tarifvertrag wollen.“ Seit Monaten verhandelt Verdi in mehreren Bundesländern mit den Arbeitgebern - es gibt keinen einheitlichen Tarifvertrag in Deutschland.

In Hamburg trafen sich die Vertreter beider Parteien am Mittwoch zur fünften Verhandlungsrunde. Die Gewerkschaft fordert für die bundesweit mehr als 2,7 Millionen Beschäftigten in der Branche höhere Löhne und die Wiedereinsetzung des Manteltarifvertrags, der in fast allen Bundesländern gekündigt wurde. Die Einzelhändler wollen dagegen unter anderem Änderungen bei den Lohngruppen - in Baden-Württemberg beispielsweise geht es um Kassierer und Regalauffüller.

Erst vergangene Woche war es bei Karstadt zu Warnstreiks gekommen

Der Handelsverband empfahl seinen Mitgliedern im Sommer auch ohne Tarifeinigung eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent für 2013 und 1,5 Prozent für 2014, damit die Mitarbeiter nicht länger auf höhere Gehälter warten müssen.

„Der Tarifvertrag ist im Einzelhandel ein Mindeststandard“, sagte Nutzenberger. „Die Menschen haben ein Recht darauf, dass er wieder in Kraft ist.“ Die Tarifbindung ist in der Branche zwar nicht sehr hoch, viele Einzelhändler orientieren sich aber an den Verträgen. Bundesweit repräsentieren die im Tarifvertrag angeschlossenen Unternehmen dem Verband zufolge weniger als 40 Prozent der Mitarbeiter der Branche.

Erst vergangene Woche war es bei Karstadt zu Warnstreiks gekommen. Verdi will Karstadt zur Rückkehr in die Tarifbindung zwingen, nachdem das Unternehmen im Mai einseitig eine „Tarifpause“ verkündet hatte.