Ab 11 Uhr, eineinhalb Stunden vor Schichtende, haben rund 70 Beschäftigte bei Thielmann Ucon die Arbeit niedergelegt, um zu streiken. Foto: Lübke

Nachdem die dritte Verhandlungsrunde ohne Einigung blieb, ruft die IG Metall landesweit zu Warnstreiks auf. Bei Thielmann Ucon legten am Freitag rund 70 Beschäftigte die Arbeit nieder. Es soll nur die erste "Eskalationsstufe" gewesen sein.

Hausach - Das Wochenende begann für die Mitarbeiter von Thielmann Ucon bereits um elf Uhr – und damit eineinhalb Stunden vor dem regulären Schichtende. "Wir wollen langsam den Druck erhöhen", so einer der Beschäftigten gegenüber unser Redaktion.

Es geht der IG Metall um zwei Dinge: Acht Prozent mehr Lohn und eine Rückkehr in den Arbeitgeberverband Südwestmetall, aus dem Thielmann Ucon im September ausgestiegen war (wir berichteten). "Alleine die Inflation liegt bei mehr als zehn Prozent. Wir wollen, dass ihr wieder normal einkaufen gehen könnt", so Nevin Akar, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Offenburg, bei der Kundgebung vor dem Firmengelände in Hausach. Das Angebot von Arbeitgeberseite, 3000 Euro über 30 Monate steuerfrei zusätzlich zu zahlen, sei ein "Lacher" gewesen – und wurde von der Gewerkschaft abgelehnt.

Rückkehr zum Arbeitgeberverband Südwestmetall gefordert

Die Rückkehr zum Arbeitgeberverband Südwestmetall wird gefordert, damit auch für Thielmann Ucon in Hausach der Flächentarifvertrag gilt. "Die Geschäftsführung will wohl einzelvertragliche Regelungen vorziehen. Das würde aber zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft führen und für Unruhe im Unternehmen sorgen", erklärt Akar. Thielmann Ucon hatte im September mitgeteilt, einen eigenen Tarif für den Standort in Hausach verhandeln zu wollen, der sich an den spezifischen wirtschaftlichen Bedingungen vor Ort orientiert.

Ein Dorn im Auge der Gewerkschaft ist, dass die Geschäftsführung von Thielmann Ucon ausschließlich mit dem Betriebsrat verhandelt. "Entgelt und Arbeitszeiten dürfen vom Betriebsrat aber gar nicht verhandelt werden. Die Belegschaft will beteiligt werden – und muss beteiligt werden", fordert Akar. Trotzdem sei man in den Verhandlungen gar nicht weit auseinander gewesen, bevor sie von der Geschäftsführung einseitig abgebrochen worden seien.

Geschäftsführer sieht die Verhandlungen nicht als beendet an

Igor Ferlan, Geschäftsführer von Thielmann Ucon, sieht die Verhandlungen nicht als beendet an. "Und der Betriebsrat ist doch die rechtliche Vertretung der Beschäftigten", so Ferlan gegenüber unser Redaktion zu dem Vorwurf, die Belegschaft sei nicht beteiligt.

"Warum unser Betrieb bestreikt wird, entzieht sich meinem Verständnis. Denn ich frage mich, was das Streikziel ist", so Ferlan weiter. Die Forderung von acht Prozent mehr Gehalt, selbst wenn sie erfüllt werde, hätte für den Standort Hausach keine Auswirkungen. "Denn dieses Geld bekommen dann alle Beschäftigten von Unternehmen im Arbeitgeberverband Südwestmetall. Und genau aus diesem sind wir ja ausgetreten." Ein Wiedereintritt stehe nicht zur Debatte. "Das hätte mit strategischem, unternehmerischem Handeln dann nichts mehr zu tun".

Die Geschäftsführung verhandle mit dem Betriebsrat über eine Anpassung der Arbeitszeiten. "Es geht uns um die Erlaubnis, auch samstags Dienste anzubieten. Zudem wollen wir von zwei Schichten auf drei Schichten erweitern. Das will ich nicht mit den Tarifpartnern besprechen", erklärt Ferlan.

Betriebsrat hat kein Mitspracherecht bei Lohnhöhe

Die Höhe des Lohns sei aber die Entscheidung der Geschäftsführung, da habe der Betriebsrat kein Mitspracherecht. "Wenn man uns bei den Arbeitszeiten entgegen kommt, werden wir aber auch beim Lohn entgegen kommen", verspricht Ferlan.

Der Warnstreik sei laut Nevin Akar nur die "erste Eskalationsstufe". Weitere tarifgebundene Betriebe sollen sich anschließen. Vor dem Firmengelände von Thielmann Ucon in Hausach ist eine große Solidaritätsaktion geplant.