Rund 200 Mitarbeiter des Klinikums sind am Mittwoch dem Streikaufruf nach Offenburg gefolgt. Auf dem Papier fordert Verdi mehr Geld, Freizeit und Flexibilität. Zwischen den Zeilen wurde klar, dass es den Beschäftigten auch um viel Grundlegenderes geht.
Pflegekräfte, Ärzte, Logistikmitarbeiter – trotz schlechten Wetters versammelten sich am Mittwoch laut Gewerkschaft Verdi mehr als 200 Mitarbeiter des Klinikums zur Kundgebung vor dem Haupteingang der Klinik am Ebertplatz in Offenburg.
Mindestens 350 Euro mehr monatlich, drei zusätzliche freie Tage (plus einen mehr für Gewerkschaftsmitglieder), flexibleres Arbeitszeitmanagement und eine Verdoppelung der Zulagen – die Forderungen der Gewerkschaft drehen sich zum großen Teil ums Geld. Doch ein Element, das sowohl Redner als auch Teilnehmer immer wieder anmahnten, war fehlende Anerkennung.
Klinik-Mitarbeiter Raffaele Mattiello ärgerte sich im Gespräch mit unserer Redaktion zunächst über die Lohngruppe, in die er und seine Kollegen eingeordnet sind. „Es ist traurig, wie wir da abgespeist werden“ – da sei vonseiten des Klinikums mehr drin. „Wir sind zuständig für die komplette Logistik“, berichtete er auf Nachfrage stolz.
Er arbeitet Vollzeit im Zwei-Schicht-System in der sogenannten Transportassistenz. Essen, Verbände, Abfall – alles, was auf die Stationen des Klinikums kommt und sie wieder verlässt, läuft durch seine Hände und die seiner Kollegen.
Bis 20 Kilometer pro Tag zu Fuß legen Logistiker zurück
Zu z wölft seien sie so für die gesamten Hol- und Bringdienste – abgesehen von den Patienten selbst – innerhalb der Klinik am Ebertplatz und der Josefsklinik in Offenburg zuständig.
Zwischen 15 und 20 Kilometer pro Tag legen die Beschäftigten der Transportassistenz zurück, berichteten sie. Nach und nach machten Mattiello und seine Kollegen zudem klar: Sie fühlen sich nicht wertgeschätzt, häufig übersehen – „auch von Kollegen auf den Stationen und der Geschäftsleitung“, betonte Mattiello. Deswegen streike er für sich und seine Kollegen.
„Ohne Ihn und seine Kollegen steht der Laden still“, bestätigte Pflegekraft Stephanie Haffner anschließend. Sie engagiert sich bei der Verdi-Betriebsgruppe am Klinikum Lahr. „Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, müssen die Rahmenbedingungen verändert werden – die passen einfach nicht mehr“, betonte sie gegenüber unserer Redaktion.
Zum einen müssten sich zu wenige Pflegekräfte um zu viele Patienten kümmern. Sie und ihre Kollegen kämen kaum dazu ihre Pausenzeiten einzuhalten. Eine Pflege, wie sie sich wünschen würden, sei oft nicht möglich. „Wir haben mittlerweile ganz komische Arbeitszeiten, sodass wir Sonderschichten fahren müssen, damit die Station läuft“, erläuterte Haffner weiter. Dennoch betonte sie: „Ich liebe meinen Beruf“, aber es müsse sich etwas ändern.
Arbeitgeber bleiben Gegenangebot noch schuldig
Auch Martina Klingberg, Kinderkrankenschwester in Offenburg, plädierte in ihrem Redebeitrag für mehr Zeit für Patienten. „Wie oft gehen wir nach Hause und hoffen, nichts vergessen oder gar falsch gemacht zu haben? Das ist menschenunwürdig.“ Sie und ihre Kollegen seien diejenigen, die oft unter schwierigen Bedingungen täglich alles geben würden, Patienten möglichst gut zu versorgen. „Wir haben mehr Anerkennung verdient“, forderte Klingberg.
»Die Arbeitgeber mauern sich bei den Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes ein. Auch in der zweiten Verhandlungsrunde haben sie ein Angebot verweigert“, hatte Gewerkschaftssekretär Michael Herbstritt bereits im Vorfeld der Kundgebung erklärt. „Die Beschäftigten der Krankenhäuser und anderer Gesundheitseinrichtungen arbeiten jeden Tag an der Belastungsgrenze und oft darüber hinaus. Vor diesem Hintergrund sind Arbeitgeberfantasien über eine Nullrunde oder einen Tarifvertrag mit extrem langer Laufzeit ein Affront und Ausdruck massiv fehlender Wertschätzung.“
Kitas folgen
Der Warnstreik im öffentlichen Dienst geht am Donnerstag weiter. In der Ortenau sind unter anderem die Beschäftigten von Kitas zur Arbeitsniederlegung aufgerufen – das betreffe Achern, Kehl, Offenburg und Willstätt. Auch Mitarbeiter Lahrer Kitas nehmen teil, Kita-Schließungen soll es aber keine geben. Weiterverhandelt wird am 14. und 15. März.