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Porträt / Thomas Schmidt und das Team des Schwarzwaldvereins Villingen bieten Orientierung / Gebürtiger Villinger arbeitet in Schwenningen

Thomas Schmidt ist schon immer gerne gewandert. Seit er 2018 dem Schwarzwaldverein Villingen beitrat, könne er dieses Hobby noch ausgiebiger genießen, sagt er. Als Wegewart brachte er sich zudem gleich in die Vorstandsarbeit ein, jetzt übernahm er sogar den Vorsitz.

VS-Villingen. Dabei war der 57-Jährige noch nie ein Vereinsmensch. Inzwischen schätzt er aber das Wandern in Gesellschaft mit einem Wanderführer, der weiß, wo es langgeht und mit Wanderkameraden, die bei den Ausflügen in die Natur ihr Wissen über Flora, Fauna und Historie teilen. "Ich liebe es, neue Leute und neue Gegenden kennenzulernen", sagt Thomas Schmidt, der selbst auch Wanderungen führt.

Dass er den Verein in einer Zeit übernimmt, die einerseits durch die Einschränkungen der Coronapandemie, andererseits durch die gerichtlichen Auseinandersetzungen des Vereins mit Schmidt Vorgängerin (unsere Redaktion berichtete) schwierig ist, schreckt ihn nicht. Er ist froh, dass wieder gewandert werden darf und dass die Pandemie das Wandern auch bei jungen Menschen populär machte.

In der Wandersaison 2020 habe man bei den Sonntags- und Mittwochswanderungen so viele Gäste begrüßen dürfen wie noch nie. Diese jetzt aber auch als Mitglieder zu werben, das mache er zum ersten Schwerpunkt seiner Arbeit, sagt der neue Vorsitzende.

"Kapitel abgeschlossen"

Von den internen Querelen lasse er sich dagegen nicht beeinflussen. "Für mich ist das Kapitel abgeschlossen" sagt er und ist froh, dass sie offensichtlich für kein Mitglied Anlass für einen Austritt waren. "Für uns ist das jetzt kein Thema mehr."

Thomas Schmidt ist gebürtiger Villinger, legte an den Kaufmännischen Schulen die Mittlere Reife ab und wurde Einzelhandelskaufmann. Für die Eisenwarenhandlung Görlacher, damals noch in der Oberen Straße, war er als Großhändler im Außendienst tätig, wechselte später zu einem Ulmer Betrieb, für den er zwischen Emmendingen und Furtwangen tätig war und heuerte 1990 bei Helios-Ventilatoren an. Sechs Jahre lang war er für deren Berliner Vertretung in der Hauptstadt tätig und genoss das Leben in der Großstadt. Gleichwohl kehrte er 2002 in die Heimat zurück und arbeitet seither am Helios-Standort Schwenningen im Technischen Verkauf.

Ein Jahr nach seinem Beitritt zum Schwarzwaldverein engagierte sich Thomas Schmidt als Wegewart-Helfer. 2020 ließ er sich für drei Jahre zum Wegewart wählen. Als solcher ist er momentan noch für 146 Kilometer Wanderweg im Gebiet Villingen zuständig und hat neun Helfer. Zweimal jährlich zieht die Gruppe los, um Wegweiser und Markierungen zu reinigen oder zu ersetzen, der Stadtverwaltung schrägstehende oder umgekippte Pfosten zu melden, gleichso beschädigte Wege. Manchmal müssen, so bei einer Neubebauung, Wege auch umgeleitet werden. Das Wegewart-Team des Schwarzwaldvereins sucht dann nach einer gangbaren Alternative. Stets dankbar sei man für Hinweise aus der Bevölkerung, sagt Schmidt. Bei der Arbeit des Wegewartes müsse man sich stets in Ortsfremde hineinversetzen, zumal mit dem Ostweg von Pforzheim nach Schaffhausen und der Schwarzwald-Jura-Bodensee-Trasse auch zwei Fernwanderwege durch Villingen führen.

Auto lieber stehen lassen

Mit der Coronapandemie ist auch beim Schwarzwaldverein ein neues Bewusstsein erwacht. Zwar war der Hauptverein schon immer in Sachen Klima und Umwelt engagiert, auch politisch, doch man habe jetzt die Natur vor der Haustür wiederentdeckt. "Das gefällt mir", sagt Thomas Schmidt, der selbst so oft wie möglich das Auto stehen lässt, regional und unverpackt einkauft und um Billigprodukte einen Bogen macht. "Man wird schon nachdenklich, wenn man unterwegs die vielen kaputten Bäume sieht", sagt er und weist auf den Westen des Schwarzwaldes bei Höchenschwand hin, wo dieser Anblick besonders drastisch ausfällt.

Im Vorstand werde ständig überlegt, wie bei den Anfahrten zu den Start- und Zielpunkten der Rund- und Streckenwanderungen in Zukunft der Umwelt zuliebe noch häufiger der öffentliche Nahverkehr genutzt werden kann. Damit komme man gerade im Schwarzwald zwar nicht überall hin, trotzdem sollen die Touren attraktiv sein und in nicht alltäglich besuchte Gegenden führen – "klar, das ist eine Herausforderung für jeden Wanderführer", sagt Thomas Schmidt. "Aber wir haben da ja lauter gute Leute".

Wegewart gesucht

Bis spätestens im nächsten Frühjahr – so Corona will – die nächste Mitgliederversammlung stattfindet, muss der Verein einen Nachfolger für den Wegewart Thomas Schmidt gefunden haben. Robert Daum, der bisherige zweite Vorsitzende und in bewegten Zeiten kommissarischer Vorsitzender, hat seinen Rückzug aus dem Vorstand angekündigt. Auch die Neubesetzungen der Vorstandsämter wird den neuen Vorsitzenden beschäftigen. "Der Verein liegt mir sehr am Herzen", sagt Thomas Schmidt. Er ist bereits auf der Suche. "Die Zukunft unseres Vereins steht und fällt mit neuen Mitgliedern – vielleicht sind dann da auch Menschen dabei, die Verantwortung übernehmen."