Der bundesweite Mühlentag wurde am Pfingstmontag auch in Ettenheim von aberhunderten Fußgängern und Radfahrern genutzt, um den hiesigen historischen Mühlenwanderweg erneut zu erkunden. Allerdings gibt es nur noch eine Mühle näher zu besichtigen.
Der autofreie Weg verläuft entlang des idyllischen Ettenbachs über vier Kilometer nach Münchweier und dann noch mal weitere 3,5 Kilometer ebenfalls nur sachte bergauf bis zur einstigen Klostermühle in Ettenheimmünster. Zwölf ehemalige Bauernmühlen, meist seit dem 17. Jahrhundert erbaut, säumen die landschaftlich reizvolle Strecke. Doch überwiegend sind sie nur noch von außen zu besichtigen.
Eine Ausnahme ist die Fuchsmühle am alten Stadtausgang. Sie hat neben dem im herrschaftlich-barocken Stil 1780 errichteten Mühlenhaus des einstigen Ettenheimmünsterer Klosters eigentlich nur noch eine alte Wasserturbine zur Stromerzeugung vorzuzeigen – aber immerhin mit einer Leistung von beeindruckenden 3,3 Kilowattstunden. Die Familie Kratt bietet dort jedes Jahr zu Pfingsten der Ettenheimer Stadtkapelle die Gelegenheit, dort ihren Mühlenhock zu veranstalten. Und weil die schattenspendende oder je nachdem regensichere Scheune dafür abermals extra ausgeräumt werden musste, fand hier schon zwei Tage zuvor eine abendliche „Mühlenparty“ der Stadtkapelle mir „The Liverpool Beat“ statt. Auch dieses Jahr wieder mit bestem Besucherandrang.
Am Pfingstmontag brummte es erneut bei der Scheune und dem Hof. Da waren schon vor der heißen Mittagessenszeit die 370 Bierbank-Plätze komplett besetzt. Geboten wurden dort Grillsteaks und Würstchen mit oder ohne Curry, aber auch Crêpes und Asia-Pfannen. Nachmittags gab es selbstgebackene Kuchen und Torten zum Kaffee. So waren die meisten der Kapellen-Aktiven nicht nur an den Notenständern, sondern auch in zwei Bedienungsschichten mit 60 Leuten im Service aktiv.
Bis in die Abendstunden hinein war viel los
„Es ist wieder ein schöner, großer Ansturm geworden, und das geht ja heute noch weiter“, bestätigte Felix Henninger, Beisitzer der Stadtkapelle, unserer Redaktion noch trotz seines stressigen Küchendiensts. Erst am frühen Abend war das Ende des Fests und der Abbau angesagt. Schließlich will ja Familie Kratt ihren Hof alsbald wieder selbst nutzen – übrigens einschließlich einiger glücklicher Kühe, die nebendran zur Freude insbesondere von Kindern gelassen vor sich hin grasten. Derweil sorgte eine „zusammengemischte“ Kapelle mit Freunden auch aus Riegel und Grafenhausen mit Simon Ruf am Taktstock für abwechslungsreichste musikalische Stimmung.
Einen weiteren entspannten Ruhepunkt fanden Wanderer am Münchweierer „Ablösle“, einer vom Münchweierer Kultur- und Heimatverein sorgsam gepflegten alten hölzernen Stellfalle. Auch die hatte einst für Umleitung von Ettenbach- Wasserkraft für damit betriebene Mühlen gesorgt. Die nach wie vor hoch beliebte Mühlenliebhaber-Wanderstation auf halber Strecke mit Getränkeversorgung und mancherlei Grillgut kam samt Sonnenzelten bei immerhin frühlingshaften 26 Celsiusgraden bei vielen hunderten Passanten und Münchweierern – auch ohne historische Mühle.
Weisbach-Sägemühle wurde trocken gelegt
Bereits im zweiten Jahr blieb nun die alte Weisbach-Sägemühle als früher besondere Ettenheimmünsterer Attraktion beim Mühlentag geschlossen. Viele uninformierte Wanderer und Radfahrer drehten drum auch dieses Jahr dort angesichts der geschlossenen Tore enttäuscht um. Der Grund: Vor zwei Jahren hatte Zimmermann Manfred Weisbach zwar das einst kommerziell wasserbetriebene Sägegewerbe schon längst abgemeldet, wollte jedoch die historische denkmalgeschützte Mühle unbedingt weiter betriebsfähig halten. Das ging dann nicht mehr, weil man Weisbach bei einer Reparatur der Ettenbach-Stellfalle sein Mühlen-Kanalwasser abgedreht hatte – erst mal vorläufig, wie es 2021 hieß. Bis heute verlangt nach seinen Angaben das Offenburger Wasserwirtschaftsamt allerdings von ihm, den 500 Meter langen Seitenkanal als amtlich trocken gelegtem Abzweig vom Ettenbach nicht nur auf eigene Kosten zu reinigen, sondern auch diverse Pumpen einzubauen. Seitdem liegt der kleine Kanal weiter behördlich wassertrocken. Damit schrumpft nun mangels Nässe auch das große Holz-Wasserrad im zweiten Jahr mählich irreparabel. Überdies das historische Gatter-Sägewerk nicht mal mehr nur zeitweise vor dem Einrosten bewahrt werden – weil es halt dazu Wasserkraft braucht. Weisbach fühlt sich von den Behörden im Stich gelassen: „Ich will doch bloß die denkmalgeschützte Anlage für spätere Generationen erhalten!“