Susanne Ammann (links) vom Förderverein für krebskranke Kinder Tübingen kommt aus Calw. Sie begleitet Lara und die Familie Schwämmle bei der Wanderung. Foto: Zoller

Unter dem Motto "Kilometer sammeln für einen guten Zweck" waren trotz Dauerregen 600 Wanderer nach Zavelstein gekommen, um den komplett ausgebuchten Spenden-Wandermarathon zugunsten krebskranker Kinder zu unterstützen.

Bad Teinach-Zavelstein - Bei dem Wandermarathon bewältigten die Teilnehmer insgesamt 15 000 Kilometer auf den fünf zertifizierten Wanderwegen. Ein Mammutprojekt, das die drei Gemeinden Bad Teinach/Zavelstein, Neubulach und Neuweiler durch den ehrenamtlichen Einsatz von 150 freiwilligen Helfern stemmten und den Erfolg mit musikalischer Unterstützung von der Trachtenkapelle Altenburg sowie dem befreundeten Blasmusikorchester Oranienburg dann auch im KoNI gebührend feierten.

Schlaflose Nächte gab es nicht nur bei der Vorbereitung des Projektes, das seit Jahresanfang akribisch durch die Mitarbeiter der Teinachtal-Touristik geplant und organisiert wurde. Auch an den beiden Veranstaltungstagen war den beiden Verantwortlichen Franziska Bürkle und Michael Stahl die Spannung anzumerken. "Es hat wirklich alles funktioniert", bilanzierte eine überglückliche Bürkle. Die Leiterin der Teinachtal-Touristik ergänzte: "Das schönste Lob ist doch, wenn die Wanderer selbst sagen, es ist alles toll organisiert. Wenn das auch noch aus dem Mund von Menschen kommt, die schon mehrere Marathonläufe erlebt haben, dann ist das ein tolles Schulterklopfen, das wir gerne annehmen und merken, dass sich die Arbeit der letzten Monate, mit vielen kleinen und großen Herausforderungen gelohnt hat." Für Bürkle, die bereits viele Projekte im Teinachtal umgesetzt hat, ist das mit dem Spenden-Marathon verbundene Spendenjahr "Teinachtal hilft" eine der größten Herausforderungen. Ein gesamtes Jahr lang werden Spenden für krebskranke Kinder gesammelt. Das Team mit knapp vier Mitarbeitern ist dabei auf die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern angewiesen.

Richtige Therapie

"Uns geht es nicht um höher, weiter oder schneller", so Stahl, der als Ideengeber für das Rundum-Sorglos-Paket für Outdoorfans verantwortlich zeichnet, und betonte: "Wir möchten mit dieser Aktion auf die Situation von vielen Familien aufmerksam machen, die sich um ihr krebskrankes Kind sorgen." Der Erlös des Spenden-Marathons geht an den Förderverein für krebskranke Kinder nach Tübingen. Damit soll die Forschung unterstützt werden, denn eine Genesung ist mit der richtigen Therapie möglich.

Bester Beweis ist die fünfjährige Lara, die mit ihrer Erkrankung als Auslöser der Aktion nun strahlend herumtobt und im Mittelpunkt der beiden Veranstaltungstage steht. "Ihr ist geholfen worden – und so viele warten auf die Hilfe. Das ist doch das, was zählt", so Stahl. Er weiß von mehr als 10 000 Euro, die alleine aus den Startgebühren in den Spendentopf wandern. "Die regionale Präsenz des Themas kommt bei den Menschen an und auch das ›Spendenkonto Lara‹ wächst kontinuierlich."

Um 6 Uhr kommen die Ersten

Doch nun von Anfang an: Es ist Samstag. Bereits um 4.45 Uhr wird im KoNi gewerkelt, um alle Vorbereitungen für die Sportler und Wanderer zu treffen, die sich für die vier Wanderstrecken angemeldet haben. Die Marathonstrecke von 42,2 Kilometern auf zertifizierten Wegen und auch die Strecken für die Wanderung mit 27,2 Kilometer, den Spaziergang mit 16,7 Kilometer und die Familientour mit 7,8 Kilometer locken schon vor sechs Uhr in der Früh die ersten Wanderer an. Bis zur offiziellen Eröffnung der Bürgermeister um 9 Uhr ist bereits ein Großteil der Startnummern inklusive "Vesperdäschle" an die Wanderer des ersten Tages ausgegeben.

"Ich kann mich noch gut daran erinnern, als Anfang letzten Jahres Frau Bürkle und Herr Stahl von der Teinachtal-Touristik auf mich zukamen und von einem Spenden-Lauf berichteten", eröffnet Bad Teinach-Zavelsteins Bürgermeister Marks Wendel seine Ansprache und fährt fort: "Der eine oder andere hat es mitbekommen, dass Lara Schwämmle mit vier Jahren an Leukämie erkrankt ist. Sie wohnt bei uns im Stadtgebiet Bad Teinach-Zavelstein. Diese schreckliche Nachricht hat einen Ruck durch die Bevölkerung ergeben und die Hilfsbereitschaft kannte keine Grenzen. Uns war es daher ein Herzensanliegen, dem Förderverein für krebskranke Kinder tatkräftig unter die Arme zu greifen." Mit Herz und Hand wurde das Projekt gefördert und entwickelte sich zu einer Veranstaltung, die nun alle Erwartungen übertroffen hat. "Unser Ziel waren 500 angemeldete Läufer", so Wendel. Er sei "überwältigt und sehr, sehr stolz, komplett ausgebucht zu sein mit 600 Teilnehmern".

600 Starterpakete

Doch die große Anzahl von Wanderern, bei der der jüngste drei Jahre und der älteste 78 Jahre alt ist, stellt die Organisatoren auch vor Herausforderungen. "600 Starterbags, wovon jeder Läufer eines bekommt, müssen zusammengestellt und gepackt werden", sagt Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp. Bürgermeister Martin Buchwald aus Neuweiler verweist auf die Verpflegung entlang der Strecken und den Shuttle-Bus, der die Teilnehmer von Neubulach oder Neuweiler zurück zum Start ans Ziel ins KoNi bringt.

Unter Applaus und den laufenden Kameras des SWR-Teams ist es dann die Aufgabe der kleinen Lara, das rote Band zum offiziellen Auftakt der Veranstaltung zu durchtrennen, um danach mit ihren Eltern und dem zwei Jahre älteren Bruder Bastian selbst an der Wanderung teilzunehmen. "Lara hat die Familientour prima bewältigt, lediglich der letzte Kilometer war etwas anstrengend", berichtet ihre Mutter Verena Schwämmle. "Ich hoffe, dass mit dieser Wanderung viel Solidarität für die Kinderkrebsforschung aufkommt, um viele Kinder und Erwachsene zu heilen."

Große Resonanz

Auch Anton Hofmann, Vorsitzender der Geschäftsführung vom Förderverein für krebskranke Kinder in Tübingen, ist überwältigt von der großen Resonanz des Wander-Marathons. "So etwas habe ich noch nicht erlebt! Dass drei Gemeinden sich ein ganzes Jahr lang für unseren Verein engagieren und die gesamten Spendenerlöse für krebskranke Kinder spenden, ist enorm. Wir können nur helfen, wenn auch wir unterstützt werden."

Nicht nur Vertreter aus der Touristik wie René Skiba, Geschäftsführer Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, und Vanessa Lotz sammeln Kilometer für den guten Zweck, auch Sternekoch Franz Berlin und sein Küchenteam sowie viele weitere bekannte Gesichter aus der Region sind dabei, um den Spendenmarathon zu fördern. Bis zum zweiten Advent kann noch gespendet werden. Zur Zavelseiner Burgweihnacht wird dann der Scheck an den Förderverein für krebskranke Kinder überreicht.

Info:

In der SWR Landesschau ist am 4. Oktober ab 18.45 Uhr der Beitrag über Lara und den Wandermarathon im Teinachtal zu sehen.