Rund 30 Wallfahrer machten sich zu Fuß auf den Weg von Heiligenzell ins Brudertal. Foto: Bohnert-Seidel

Die Kirchengemeinde Heiligenzell macht sich seit 125 Jahren auf zur Wallfahrt ins Brudertal. Seit sechs Jahren nimmt die gesamte katholische Kirchengemeinde Friesenheim daran teil. Musikalisch umrahmt wurde die Feier vom Musikverein Schuttern.

Die katholische Kirchengemeinde Friesenheim feierte ihren Wallfahrtsgottesdienst im Brudertal. Viele Gruppen gehen zu Fuß, einige kommen mit dem Fahrrad. Wer nicht mehr gut zu Fuß ist, greift auf den Fahrdienst von Berthold Reichenbach zurück. Dafür hat der Bus der DJK Oberschopfheim zur Verfügung gestanden. Dankbar nahmen vielen Menschen diesen Service an. Der Musikverein Schuttern hat die Gäste unterhalten und bewirtet.

 

Pünktlich um 11 Uhr trafen die knapp 30 Wallfahrer im Brudertal ein. Von Oberweier und Heiligenzell haben sie sich auf den Weg durch den Wald gemacht. Darunter auch viele Kinder, die unterwegs Kreuze gebastelt und Blumen gepflückt haben. Ihre Mitbringsel legten sie am Altar ab.

Wallfahrt geht auf das Jahr 1898 zurück

In diesem Jahr hat Ferienvikar Sandro Pröbstle die Predigt übernommen und Maria, die Muttergottes, in den Mittelpunkt gerückt. Unterstützt wurde der Gottesdienst musikalisch von einem Bläserensemble des Musikvereins sowie von den Jagdhornbläsern aus Holtzheim im Elsaß. Seit sechs Jahren wallfahren die Pfarrgemeinden alle gemeinsam ins Brudertal.

Alljährlich wird von der Heiligenzeller Pfarrgemeinde ein Versprechen eingelöst. Es ist ein Versprechen, an das sich viele Heiligenzeller noch heute, selbst nach 125 Jahren, gebunden fühlen: Einmal im Jahr macht sich die Heiligenzeller Pfarrgemeinde auf zur Wallfahrt ins Brudertal, zur schmerzhaften Muttergottes.

1898 nahm alles seinen Anfang

Riesige Unwetter mit Hagel und Gewitter tobten in den Jahren 1894 bis 1897 regelmäßig über dem Ort Heiligenzell. Die Menschen bangten auch 1898 um Hab und Gut. Verzweiflung und Angst vor Bränden herrschte unter der Bevölkerung. In ihrer Verzweiflung haben die Heiligenzeller um Gottes Schutz gebeten, aber nicht ohne Gegenleistung: Wenn sie der liebe Gott vor dem Unheil bewahre, wird die Pfarrgemeinde jedes Jahr mit einer Wallfahrt ins Brudertal ziehen, so das Versprechen. Der damalige Pfarrer Gerber hat mit der Gemeinde dieses Gelübde im Jahr 1898 auf 50 Jahre abgelegt, so schreibt es Franz Roth in seiner Chronik zur Heiligenzeller Kirchengeschichte.

In früheren Jahren war nahezu das gesamte Dorf auf den Beinen und schloss sich der Wallfahrt an. Im Grunde hatte die Gemeinde im Jahr 1948 ihr Gelübde erfüllt.

An den Wallfahrten soll weiter fest gehalten werden

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Pfarrgemeinde weiter erfüllt von Dankbarkeit über die glückliche Verschonung vor Kriegsereignissen, weshalb das Gelübde von Pfarrer Weinmann erneuert wurde. Wiederum 50 Jahre später, im Jahr 1998 war das Gelübde eingelöst und Hauptthema einer Pfarrgemeinderatssitzung im Josefshaus. Die Mehrheit der Pfarrgemeinde hat sich darauf verständigt, dass ein Gelübde, das Generationen bindet, nicht mehr abgelegt werden soll. An der gemeinsamen Tradition einer Weiterführung der Gemeindewallfahrten zur schmerzhaften Muttergottes soll jedoch festgehalten werden.

Die Geschichte der Bruderkapelle

Die Geschichte der Brudertalkapelle reicht bis ins 15. Jahrhundert hinein. 1490 soll eine Reliquie des Schweißtuches der Veronika vom Kloster Schuttern ins Brudertal übertragen worden sein. Beleg dafür ist ein Sandsteinrelief in der Kapelle. Im 30-jährigen Krieg und danach werden Kapelle und Bruderhaus zerstört. Nach der Rekatholisierung erfolgte der Wiederaufbau. Mit der Säkularisation von 1806 wird der Klosterwald Eigentum des Großherzogtum Baden. Die Kapelle verfällt und wird 1887 neu errichtet. 2009 bis 2010 wurde die Kapelle umfassend renoviert. Die politische Gemeinde Schuttern behält das ausschließliche und unbeschränkte Nutzungsrecht, während die Unterhaltspflicht vollkommen bei der Pfarrgemeinde Kuhbach liegt.