SAP möchte bis zu 10.000 Stellen streichen. (Archivbild) Foto: dpa/Uwe Anspach

Europas größter Softwarehersteller will weltweit Stellen abbauen. Zuerst war von 8000 Jobs die Rede - nun sollen mehr Beschäftigte gehen. Neue Jobs gibt es aber im Bereich Künstliche Intelligenz.

Europas größter Softwarehersteller SAP weitet sein Stellenabbauprogramm wegen der hohen Nachfrage bei den Beschäftigten aus. Statt 8.000 Stellen sollen nun 9.000 bis 10.000 Jobs gestrichen werden, wie das Unternehmen mit Sitz in Walldorf in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Am Ende des zweiten Quartals gab es 105.315 Stellen - und damit fast 3.000 weniger als am Ende des ersten Quartals.

Der überwiegende Teil der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollte SAP auch verlassen, der Rest kann sich laut dem Konzern weiterbilden oder auf andere Funktionen bewerben. Es hatte sich bereits angedeutet, dass die Programme für Abfindungen und Frühverrentung gut bei den Beschäftigten ankommen. Üblicherweise kommen dafür ältere Beschäftigte infrage, die tendenziell höhere Gehälter bekommen. Jüngere Beschäftigte sorgen im Schnitt für geringere Gehaltskosten.

KI soll Wachstum beschleunigen

Das Unternehmen hatte die Streichungen bereits im Januar angekündigt und vor allem mit der Notwendigkeit neuer Jobs begründet, die sich insbesondere mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen sollen. „Mit dem geplanten Transformationsprogramm verlagern wir verstärkt Investitionen in strategische Wachstumsbereiche, in erster Linie in KI“, hatte Vorstandschef Christian Klein damals gesagt. „Damit werden wir auch zukünftig wegweisende Innovationen entwickeln und gleichzeitig die Effizienz unserer Geschäftsprozesse verbessern.“ 

Klein bekräftigte nun: SAP investiere nach wie vor in das Ziel, der führende Anbieter von Unternehmens-KI zu werden. „Aufgrund unserer Fortschritte und starken Auftragspipeline sind wir zuversichtlich, bis 2027 ein beschleunigtes Umsatzwachstum zu erreichen.“

Über 100.000 Vollzeitstellen

Trotz des Abbaus rechnet der Konzern denn auch zum Ende dieses Jahres mit einer ähnlich hohen Mitarbeiterzahl wie zu Beginn mit 107.602 Vollzeitstellen, weil der Softwareriese auch weiter neue Leute einstellen will. Finanzchef Dominik Asam sprach in einer Telefonkonferenz davon, dass im zweiten Halbjahr vermehrt eingestellt werden dürfte

Weil der Stellenabbau schneller vorankommt als gedacht und viele Neueinstellungen erst in der zweiten Jahreshälfte anstehen, lief es zudem beim operativen Ergebnis in den Monaten April bis Juni unerwartet gut. Es wuchs im zweiten Quartal im Jahresvergleich um ein Drittel auf 1,94 Milliarden Euro. Analysten hatten mit einem Plus von 24 Prozent gerechnet. Der Umsatz kletterte um 10 Prozent auf 8,29 Milliarden Euro. Vor allem das Cloudgeschäft mit einem Wachstum von 25 Prozent blieb der Taktgeber.

Nettogewinn 918 Millionen Euro

Der Nettogewinn sank im zweiten Quartal deutlich um 69 Prozent auf 918 Millionen Euro. Das lag insbesondere am milliardenschweren Sonderertrag aus dem Verkauf der ehemaligen US-Tochter Qualtrics ein Jahr zuvor, aber auch an den zusätzlichen Rückstellungen für den aufgestockten Stellenabbau.

Der Aktienkurs schnellte nach den Ankündigungen auf einen Rekordkurs. Die SAP-Anteilsscheine legten kurz nach dem Handelsstart am Dienstag um gut sechs Prozent auf 194,84 Euro zu. Wie andere Techwerte profitieren die Aktien schon länger auch vom Megatrend Künstliche Intelligenz. Allein im laufenden Jahr ging es bislang um rund 40 Prozent nach oben.

In Sachen Börsenwert ist SAP schon länger unangefochtene Nummer eins im Dax. Mit fast 240 Milliarden Euro Marktkapitalisierung liegt der Konzern mit großem Abstand vor der Nummer zwei Siemens, die etwa 140 Milliarden Euro auf die Börsenwaage bringt.