Der Wald hat für viele Menschen vor allem eine Erholungsfunktion. Damit das so bleibt, muss auf den Klimawandel reagiert werden, der die Bäume stresst. Foto: © A - stock.adobe.com/ALBERT BRUNSTING

Der Gemeinderat spricht sich dagegen aus, die Kriterien für ein „klimaangepassten Waldmanagement“ zu erfüllen und so Zuwendungen zu erhalten. Die Kommune will das Ziel anders erreichen und sich dabei nicht reinreden lassen.

Normalerweise nehmen Kommunen Fördergelder gern in Anspruch. Allerdings sind diese stets an Auflagen gebunden. Und der Gemeinderat erachtet die für ein „klimaangepasstes Waldmanagement“ als zu umfangreich. Knapp 250 000 Euro über 20 Jahre gehen Ostelsheim so durch die Lappen, obwohl die Kommune schon jetzt fast alle Kriterien erfüllt.

Es muss gehandelt werden

Aber von vorne: Wälder bieten Erholung, bringen Bau- und Brennholz, speichern CO2 oder schützen die Biodiversität. Allerdings macht der Klimawandel den Bäumen zu schaffen. Damit der Wald auch in Zukunft diese Leistungen erbringen kann, muss gehandelt werden. Deshalb gibt es eine Bundesförderung für klimaangepasstes Waldmanagement. Revierförster Jürgen Martinek und Harald Nüßle vom Landratsamt stellten das Programm im Gremium vor.

Totholz bleibt im Wald

Zwölf Kriterien müssen Kommunen erfüllen, um die Fördergelder abrufen zu können. Dazu gehören die Naturverjüngung, der Fokus auf bestimmte Baumarten, das Schadflächen bis 0,3 Hektar sich selbst überlassen werden, die Erweiterung der Baumvielfalt, längere Wachstumsphasen der Bäume vor dem fällen und dass Totholz im Wald bleibt. Dazu gehören außerdem eine Erhöhung der Totholzmenge, die Ausweisung von Habitatbäumen, ein Mindestabstand der Rückegassen, der Verzicht auf Düngung, Maßnahmen zur Wasserrückhaltung und eine natürliche Waldentwicklung auf fünf Prozent der Fläche. Das entspricht in Ostelsheim etwa elf Hektar. Schon jetzt stillgelegte Flächen dürfen dafür nicht genutzt werden

Dafür bekäme die Gäugemeinde in den ersten zehn Jahren 24 000 Euro jährlich, anschließend nochmals für zehn Jahre je 1100 Euro. Rechne man raus, was durch den geringeren Einschlag aus dem Holzverkauf fehle, stehe unter dem Strich immer noch ein Plus von gut 170 000 Euro, erklärte Nüßle. Bis auf die Punkte mit den 0,3 Hektar und dem Totholz erfülle Ostelsheim bereits jetzt die Kriterien, so Martinek. Steige man früher aus dem Programm aus, müsse man das Geld zurückzahlen.

Lieber Öko-Punkte sammeln

„Ich kann mich mit dem Thema nicht anfreunden“, meine Bürgermeister Fuchs. Mit den elf Hektar fehle Fläche für Ausgleichsmaßnahmen. Diese wiederum brauche man, um Öko-Punkte für andere Bauvorhaben zu generieren. Ähnlich sah es Jessica Klötzer (UL). Sie erkannte zwar die Vorteile. Aber man wirtschafte jetzt schon nach den Kriterien. Und dann sei es besser, dafür Ökopunkte zu sammeln und so beispielsweise ein Baugebiet zu ermöglichen. „Für Ostelsheim ist das sinnvoller“, meinte sie.

„Uns fehlen nur zwei Kriterien“, so Klaus Richter (FWV). Nur deswegen die Möglichkeit zur „Selbstentwicklung“ aufzugeben, befürworte er nicht. Auch störte er sich an der 0,3 Hektar-Regel. „Hier wachsen auf solchen Flächen eher Hecken als Bäume“, meinte er.

Rudi Schlienz (FWV) sah die Förderung positiv. Man mache schon viel. Wenn man jetzt noch die zwei weiteren Kriterien umsetze, bekomme man dafür sogar Geld. Die Regeln würden wahrscheinlich bald ohnehin zur Pflicht. Und dann bekomme man kein Geld mehr. Die Maßnahmen seien sinnvoll. „Kommende Generation sind uns mal dankbar für diese Entscheidung“, so Schlienz .

„Sagt der Förster Ja oder Nein?“, fragte Tobias Cascio (UO) Martinek. Bei dem Geld könne man schwach werden. Aber der Wald würde dann anders aussehen. Auf den Kahlflächen kämen zuerst Hecken und erst dann Pionierbäume. Und zu dieser Entscheidung müssten die Gemeinderäte gegenüber der Bevölkerung dann auch stehen. Das Gremium entschied sich dagegen, die Förderung zu beantragen. Schlienz stimmte dafür.