Ehrenamtliche stecken viel Arbeit und Mühe in die Renaturierung des Waldsees im Bad Herrenalber Stadtteil Rotensol. Doch das Calwer Landratsamt ist nicht sonderlich begeistert – sehr zur Enttäuschung der fleißigen Helfer vor Ort. Doch die wollen sich nicht unterkriegen lassen.
Hat sich der Zustand des Waldsees nach Ausräumen und Renaturierungsmaßnahmen tatsächlich verschlechtert statt verbessert? Groß war die Enttäuschung der Ehrenamtlichen darüber, dass es statt Lob für das Engagement von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt (LRA) Calw Kritik gab.
Seerosen für die Kurgäste In den 1930er-Jahren als Seerosenteich angelegt, mit eher nicht-heimischer Flora und Fauna, wurde der Waldsee auf Initiative des Ortschaftsrates durch Rotensoler Bürger in den vergangenen zwei Jahren mit viel Planungs- und Umsetzungsarbeit zu einem naturnahen Kleingewässer mit heimischen Tier- und Pflanzenarten umgestaltet.
Herbstlicher Hingucker Der Waldsee liegt jetzt Ende September in der Spätsommersonne. Bäume in erster herbstlicher Färbung spiegeln sich in der glatten Oberfläche. Entlang des Teichufers wächst Wasserminze, eine späte Sumpfdotterblume leuchtet satt gelb. Ein Kreis Seerosenblätter schwimmt weiter drinnen auf dem Wasser. Zwei prächtige Mosaikjungfern schießen in typischer Libellenmanier über den Teich. Unter der klaren Wasseroberfläche ziehen Rückenschwimmer ihre Bahn, oben drauf nutzen Wasserläufer die Oberflächenspannung.
Gleichgewicht gestört
Problem Übersättigung Allerdings: Auch Goldfische tummeln sich im Teich. „Die wurden leider erneut zum Schaden des Gleichgewichts von Menschen eingesetzt“, sagt Angelika Elsener, die von Beginn an zum Team der Ehrenamtlichen gehört, die die Umgestaltung des Teichs in die Hand nahmen. Die Ausscheidungen der Goldfische, erklärt sie gemeinsam mit Sibylle Eimermann-Gentil, führten ebenso wie Bestandteile aus dem immer wieder eingeleiteten Oberflächenwasser vom Kindergarten und den versiegelten Parkplatzflächen zu Nährstoffüberschuss im Teich.
Fadenalgen entfernen Die Folge davon beseitigen sie heute: Rechen um Rechen mit grünen Fadenalgen holt Hannelore Hyneck aus dem Wasser. Gemeinsam sammeln sie an diesem Spätsommertag mehrere Schubkarrenladungen davon. Sie sind vorsichtig, keine Libellenlarven herauszuziehen.
Früher im Jahr, erklärt Elsener, wäre das wegen der Tiere im Teich gar nicht gegangen, Stichwort Kaulquappen. Bettina Demandt beschreibt, wie wichtig die eingesetzten Pflanzen für den Lebenskreislauf der Tiere sind. Grasfrösche und Erdkröten seien im Frühjahr dagewesen, sogar einen Wasserfrosch hat Elsener gesichtet, dazu Bergmolche. Bachstelzen kämen an das Ufer. Und abends sogar Fledermäuse, die sich an den Insekten gütlich tun.
Anerkennung der Bürger Ein Kleinod, dessen neue Schönheit in der Bevölkerung Anerkennung findet. Die Menschen halten sich fast alle an den freundlichen „Teichknigge“. In einer zweiten Herbstaktion wird demnächst abgefallenes Laub von den Bäumen ringsum herausgefischt. In einer ersten Pflegemaßnahme im Frühjahr wurden Mikroorganismen eingesetzt, um quasi den Teich zu impfen. Nur leider wurden diese aufgrund des Zulaufwassers immer wieder über den Ablauf hinausgespült.
Laternen früher ausschalten
Optimierungswünsche Der häufige Wassereinlauf, den würde das Waldseeteam gerne zumindest teilweise umleiten. Und, ergänzt Eimermann-Gentil, schön wäre es, wenn die Laternen am Fußweg zum Kindergarten nicht bis nach 22 Uhr leuchten würden. Damit nachts hier wirklich Nacht ist.
Enttäuschung über Tadel Dass sie nicht Lob, sondern Tadel von der Naturschutzbehörde am Landratsamt bekamen, das hat die Helfer hart getroffen. Mit Fachkenntnis, ehrenamtlich und mit Spenden und Stiftungsgeldern für die notwendigen Anschaffungen war von Beginn an erklärtes Ziel, aus dem in die Jahre gekommenen „Dekoteich“ einen Naturteich für heimische Pflanzen und Tiere zu gestalten.
Vor-Ort-Termin platzt
Das sagt das Landratsamt Die natürlichen Kreisläufe des Ökosystems seien durch den Eingriff gestört worden, habe ihn die neue Sachbearbeiterin am Landratsamt schriftlich informiert, berichtet Ortsvorsteher Sven Feuchter. Ein von ihm vorgeschlagener Vor-Ort-Termin zur Gegendarstellung war wegen Unterbesetzung von Behördenseite jedoch nicht möglich. Einschätzung und Aussage der Landratsamts-Mitarbeiterin beruhen auf dem, was sie von ihrer Vorgängerin erfahren hat. Dabei scheinen gewisse Informationen verloren gegangen zu sein. Denn, so Feuchter, es wird nochmals auf all jene Punkte verwiesen, die das Waldseeteam längst beachtet hat. Außerdem scheint im LRA von einem ursprünglichen Biotop – und sogar von einem Naturbadesee ausgegangen zu werden: Man solle doch ein generelles Badeverbot aussprechen.
Motivation bleibt Feuchter bemüht sich mit den Ortschaftsratskollegen derzeit, den Spagat hinzubekommen zwischen Lieferung umfangreicher Doku an das Landratsamt zur Zufriedenstellung der Behörde einerseits und weiterer Motivation der Ehrenamtlichen, die seit mehr als zwei Jahren Zeit und Arbeit in das Projekt investieren, andererseits.