Das ehemalige Grandhotel Waldlust hat am Wochenende einmal mehr einen wahren Besucheransturm erlebt. Viele kamen dabei sogar aus den Nachbarlandkreisen. Die Besuchertage soll es künftig regelmäßig geben.
Das starke Interesse am Kulturdenkmal Waldlust in Freudenstadt hält weiterhin an und scheint sich auf noch größere Kreise in der Region auszuweiten. Das ehemalige Prachthotel wurde am sonntäglichen Besuchertag einmal mehr „geflutet“.
Schon beim Öffnen um 13 Uhr staute sich eine Warteschlange von über 100 Gästen vor der Hoteltür. Die Besucher kamen aus einem weiten Umkreis – aus Karlsruhe, Pforzheim und Stuttgart, aus den Landkreisen Calw, Rottweil und der Ortenau, darunter viele „Wiederkehrer“. Vier Experten übernahmen Führungen, die schnell ausgebucht waren, andere Besucher schlenderten durch die Räume, wollten sich umschauen, wo und wie vor gut 100 Jahren der Jetset von damals lebte, der sich seinerzeit allerdings so noch nicht nannte.
Ein wenig von dem hier und dort von den Wänden abblätternden Ambiente, mit dem sich der Weltadel und Geldadel einst gern umgab, war noch zu spüren oder wurde in Stellwänden mit Fotos und Dokumenten wieder wachgerufen.
Verein hat viel zu tun
Die Besucher flanierten durch die Empfangsräume, durch Ballsaal und American Bar, lauschten dem Spiel von „Oberkellner Leopold“ am Flügel oder stellten sich in langen Schlangen an, um einen Kaffee oder ein Stück Kuchen zu ergattern. Viel Besuch hatten auch die einst fürstlichen Hotelzimmer in den oberen Geschossen mit einem unvergleichlichen Blick in den Schwarzwald.
Der einladende Verein der Denkmalfreunde Waldlust hatte alle Hände voll zu tun, um den Ansturm zu meistern. Die Besuchertage, bei denen mit Kaffee und Kuchen bewirtet wird, sollen zu einem ständigen Angebot jeweils am dritten Sonntag im Monat ab 13 Uhr werden. Im April allerdings am Ostermontag.
Dazu bemühen sich die Denkmalfreunde Waldlust schon seit einiger Zeit, weitere Räume des alten Hotels für Besucher zu öffnen. Es habe noch viel Sehenswertes zu bieten, sagt Siegfried Schmidt vom Vorstand des Denkmalvereins auf Anfrage.
So werde derzeit für die ehemalige „Zwitscherstube“ ein Konzept zur Wiedereröffnung ausgearbeitet, um mit dem einst ebenso geschätzten wie berüchtigten Lokal über eine weitere Veranstaltungsebene zu verfügen. Dafür werde der Verein viel Geld in die Hand nehmen müssen, so Schmidt.
Der letzte Empfangschef
Unter die Gäste am Sonntag mischte sich auch Thomas Aurich (75) mit Frau Rita, der seinem ehemaligen Arbeitsplatz einen Besuch abstattete: „Ich war 1971 der letzte Empfangs-Chef der Waldlust, noch unter der Direktion von Willy Luz“, erzählt Aurich. „Ich habe damals, als Schluss war, als Letzter den Schlüssel rumgedreht.“