Für vergnügte Spiel- und Gesprächsrunden stehen diese holzigen Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Der Vater eines Kindes hat sie gebaut. Foto: Ginter

Seit Dezember gibt es für die jüngsten St. Georgener mit dem Naturkindergarten auf der Seebauernhöhe eine weitere Betreuungseinrichtung. Dennoch fehlen zahlreiche Kindergartenplätze – und eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht.

St. Georgen - Grüne Wiesen, grasende Kühe und fröhliche Kinder – wer das Terrain der Naturstrolche auf der Seebauernhöhe betritt, fühlt sich direkt wohl. Im Dezember hat der Naturkindergarten seine Pforten geöffnet und bietet 20 Kindern einen herrlichen Spielplatz im Wald.

Bei der offiziellen Vorstellung der Kinderbetreuungseinrichtung machte sich auch Bürgermeister Michael Rieger ein Bild vom grünen Idyll – und war begeistert. "Es ist so schön hier", sagte Rieger und fügte augenzwinkernd hinzu: "Eigentlich sollte man manche Sitzung hier draußen veranstalten." Und auch alle anderen Beteiligten – Vertreter der Handwerksbetriebe, die das Tiny House gebaut haben, sowie Gerhard Jäckle, der dem Kindergarten das Grundstück zu Verfügung gestellt hat – waren voll des Lobes.

Betreuung an der frischen Luft hat positive Auswirkungen

Der Kindergarten verfügt über eben genanntes Tiny House, das jedoch nur bei wirklich schlechtem Wetter genutzt wird, und mittlerweile auch über ein Klohäuschen aus Holz. Ansonsten finden die Kleinen alles, was sie brauchen, in der Natur. Alle Beteiligten waren sich einig, dass Kinder gar nicht mehr benötigen. Daniela Haas, Leiterin der Einrichtung, berichtete von den positiven Auswirkungen der Freilandbetreuung, die mit so wenig auskommt. "Der Aggressionspegel ist niedrig, es gibt keinen Streit um Material – und niemand hier wird ausgegrenzt", erklärte die Erzieherin. "Die Kinder sind ungeheuer entspannt", meinte auch Landwirt Jäckle, dessen Bauernhof die Kinder regelmäßig besuchen.

Dennoch käme ein solcher Waldkindergarten nicht für alle Familien in Frage, sagte Rieger – und sei somit eine "gute Ergänzung" zu den anderen Einrichtungen. "Manche können es sich nicht vorstellen, dass die Kinder den ganzen Tag draußen sind", bestätigte Daniela Haas.

Kapazitäten reichen nicht aus

Trotz aller Freude über den neuen Kindergarten wurde auch deutlich, dass die Betreuungskapazitäten in der Bergstadt bei Weitem nicht ausreichen. Viele Kinder warteten derzeit auf einen Platz, erklärte Rieger. Zusätzlich dazu seien nun auch noch ukrainische Familien in der Stadt, die ebenfalls Bedarf anmeldeten.

Aktuell zeichne sich ab, dass es wieder mehr Geburten gebe. Vor einigen Jahren hätte man nur noch 70 Geburten im Jahr verzeichnet und sich an den pessimistischen Zukunftsprognosen orientiert – jetzt stehe man bei rund 120. "Das ist natürlich klasse, dass wir hier einen Wandel haben", sagte Rieger. Dieser sprenge jedoch auch die aktuellen Kapazitäten. "Wir haben jetzt schon eine Warteliste mit 50, 60 Kindern."

Auch das Personal ist eher Mangelware

Zudem würden viele Eltern ihre Kinder mittlerweile vermehrt bereits im Alter von einem Jahr für den Kindergarten anmelden, was die Situation noch verschärfe. Ein weiteres Problem: Auch das Personal sei mittlerweile eher Mangelware. Die Politik sieht der Bürgermeister daher in der Pflicht, den Beruf attraktiv zu halten. Am Betreuungsschlüssel zu drehen käme hier nicht in Frage. Denn ein Kindergarten sei eine wichtige Einrichtung mit Bildungsauftrag.

"Wir bräuchten noch einmal vier Waldkindergärten – aber es ist eben auch nicht jedermanns Sache", schilderte er die Problematik. Somit werde es darauf hinauslaufen, "dass wir noch einmal bauen müssen". Das jedoch bräuchte Zeit, sagte Rieger, und stellte klar: "Wir können nicht zaubern."