Für diese beiden Mädchen liegt der Besuch des Althengstetter Waldkindergartens schon einige Jahre zurück. Sie dürften sich aber noch gerne wie viele andere Kinder an die spannende Zeit in der Natur erinnern. Foto: Fritsch

Begehrt wie nie zuvor sind die Betreuungsplätze im Althengstetter Waldkindergarten. Deshalb plant der Trägerverein, in dem sich Mütter und Väter zusammengetan haben, eine zweite Gruppe und dafür die Anschaffung eines Bauwagens. Der Hengstetter Gemeinderat soll darüber sowie eine finanzielle Beteiligung der Kommune abstimmen.

Althengstett - Bis vor rund fünf Jahren stand der Waldkindergarten im Gerechtigkeitswald an der K 4309 noch auf der Kippe. Nachdem die Trägerschaft 2013 von der Gemeinde Simmozheim auf Althengstett übertragen worden war, weil deutlich mehr Jungen und Mädchen aus Althengstett die Einrichtung nutzten, schien der Fortbestand gesichert. Doch schwankende Kinderzahlen, bedingt durch den Übergang in die Schule, sorgten immer wieder dafür, dass auf kommunalpolitischer Ebene über eine Schließung diskutiert wurde.

Engagement der Eltern honoriert

2016 stand der Entschluss des Althengstetter Gemeinderats schon so gut wie fest: Aufgrund zu geringer Zahlen und nur weniger Anmeldungen für das Folgejahr hatte dem Waldkindergarten die Schließung gedroht. Nach Gesprächen mit Eltern hatte sich die Gäukommune bereit erklärt, ein Jahr Aufschub zu gewähren, um die Gründung eines freien Trägervereins zu ermöglichen. Das Hengstetter Ratsgremium hatte damals das Engagement der Eltern honoriert und einstimmig die künftige finanzielle Beteiligung der Kommune sowie die Aufnahme der Einrichtung in den Bedarfsplan beschlossen.

Nachfrage ungebrochen groß

Seit dem Sommer 2017 wird die Betreuungseinrichtung vom Verein "Waldkindergarten Althengstett" betrieben. Die Einrichtung hat sich mehr als etabliert. "Ab September 2022 haben wir wieder drei Plätze frei, für das Kindergartenjahr 2023/24 bereits fünf Anmeldungen, und zwölf Kinder aus Althengstett stehen auf der Warteliste", hatte Julia Robaczewski, Vorsitzende des Waldkindergarten-Vereins, dem Gemeinderat im Juni des vergangenen Jahres berichtet. Die Einrichtung hat 20 Plätze. Mindestens die Hälfte davon wird an Jungen und Mädchen aus Althengstett vergeben.

Die Nachfrage ist inzwischen so groß, dass der Vereinsvorstand schon länger mit dem Gedanken spielt, eine zweite Gruppe einzurichten. Die Überlegungen sind schon weit gediehen, und aus Sicht der Gemeindeverwaltung spricht nichts gegen dieses Vorhaben. Man wolle eine zweite Waldgruppe gründen mit Platz für weitere zehn Kinder, so Robaczewski. Die Betriebserlaubnis für die zweite Gruppe solle auf 20 Kinder ausgelegt sein, um sich die Option einer weiteren Vergrößerung offen zu halten – auch mit Blick auf das neue Baugebiet Brunnenstraße, in dem künftig viele junge Familien leben sollen. Für die zweite Gruppe möchte der Verein einen Bauwagen anschaffen, der in der Nähe zur jetzigen Waldhütte aufgestellt werden soll. Das wird aber nur zu stemmen sein, wenn sich die Gemeinde am Kauf beteiligt.

Lange Warteliste und immer wieder Absagen

"Der Waldkindergarten besteht aktuell aus einer Gruppe mit 20 Kindern im Altern von drei Jahren bis zum Schuleintritt. Die Gruppe in Althengstett ist seit einigen Jahren konstant voll besetzt und vielen Familien auf der langen Warteliste muss abgesagt werden", heißt es in der Beratungsvorlage. Zum Frühjahr 2023 solle eine zweite Waldkindergartengruppe eröffnet werden und die Betriebserlaubnis auf 20 Kinder ausgestellt werden. Angefangen werde erst einmal mit zehn Jungen und Mädchen. Innerhalb der Kommune sei das Interesse an einem Platz im Waldkindergarten inzwischen so groß, dass die neuen Plätze zum aktuellen Zeitpunkt zum Großteil von Althengstetter Familien belegt werden könnten. Werde erst einmal bekannt, dass eine zweite Gruppe geplant sei, würden sicherlich noch mehr Anfragen eingehen. Auch der Umstand, dass durch die Flüchtlingswelle aus der Ukraine künftig mehr Kindergartenplätze benötigt würden, mache eine Vollbelegung mit Kindern ausschließlich aus der Gemeinde Althengstett realistisch, so die Verwaltung.

Förster, Bauamt und Bauhof einbezogen

Auch für die weitere Gruppe soll ein Rückzugsort geschaffen werden. Geplant ist deshalb die Beschaffung eines "schlichten und naturgetreuen" Bauwagens, der parallel zur Waldhütte auf der Gemarkung Althengstett stehen soll. Bereits 2021 habe es Begehungen von Förster, Bauamt und Bauhof gegeben, und gemeinsam seien zahlreiche Ideen zur praktischen Umsetzung entstanden. Das Gesundheitsamt und der Kommunalverband für Jugend und Soziales seien ebenfalls einbezogen und würden den Plan zur Schaffung einer zweiten Waldkindergartengruppe unterstützen.

105 000 Euro sind derzeit veranschlagt

Für den Bauwagen, die Komposttoilette, eine Terrassenüberdachung, einen Kamin und die Inneneinrichtung werden 105 000 Euro veranschlagt. Laut der Vorsitzenden benötigt der Verein eine "Subvention von 50 000 bis 55 000 Euro von der Gemeinde" für die Neuanschaffung. Die Eltern wollen bestimmte Arbeitsleistungen selbst übernehmen, um die Kosten möglichst gering zu halten.

Außerdem will sich der Verein um Sach- und Geldspenden bemühen und das Projekt der zweiten Waldgruppe den bekannten Sponsoren und ortsansässigen Firmen präsentieren sowie bei Preisausschreiben und Wettbewerben mitmachen. Trotzdem ist der Waldkindergarten aber auf die finanzielle Unterstützung der Gemeinde angewiesen. Ob diese gewährt wird, entscheidet der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Mittwoch, 27. April, die um 19 Uhr in der Festhalle beginnt.