Claus Adam, stellvertretender Ortsvorsteher von Neuhengstett, berichtet von den medialen Neuerungen und den zum Ortsjubiläum aufgestellten Infotafeln an den elf Stationen des Rundwegs „Spiritueller Waldenserweg“. Foto: Jeanette Tröger

Wandernd das Erbe der Waldenser kennenlernen, ihre Schritte in die neue Heimat, die von tiefer Spiritualität geprägt waren – das ist in Neuhengstett möglich.

Jüngst blickte der Waldenserort Neuhengstett auf seine Gründung im Jahr 1700 zurück. Eine sehr schöne, auch multimediale Möglichkeit, sich mit dieser 325-jährigen Geschichte und ihren Bezügen zur heutigen Zeit zu befassen und dabei die Natur ums Welschdorf zu erkunden, ist der Spirituelle Waldenserweg. Anlässlich des Jubiläums wurde der seit längerem schon ausgewiesene rund elf Kilometer lange Rundweg nun mit Schautafeln an elf Stationen bestückt und das Faltblatt zum Weg und den einzelnen Stationen überarbeitet.

 

Start ist am Neuen Friedhof

„Mit allen Sinnen unterwegs auf den Spuren der Waldenser“ macht sich, wer diesen Weg geht. Start ist am Neuen Friedhof in der Calwer Straße bei der großen Schautafel zum Hugenotten- und Waldenserpfad, an der die Faltpläne zu finden sind. Der Weg in die Geschichte der Glaubensflüchtlinge führt durch den Unteren Wald, den Gerechtigkeitswald bis zum Hofgut Georgenau und zurück zum Waldenserstein und in die Ortsmitte zu Kirche und Waldensermuseum. Er lädt ein, sich mit seinem eigenen Glauben, den eigenen Überzeugungen, dem eigenen Lebensweg zu beschäftigen, seinen Platz in der Gesellschaft zu reflektieren und die dabei durchwanderte Natur mit allen Sinnen zu erleben.

Bleiben oder gehen?

Jede Station und die dazugehörige Schautafel greift einen Aspekt der Geschichte auf: Bleiben oder gehen? Für welchen Weg entscheide ich mich im Angesicht von Verfolgung und Unterdrückung? Dann der Streit ums Wasser in der neuen Heimat – Thema Teilen lernen. Oder die Aufforderung, eine Etappe in der Stille zu gehen, Innehalten, Gewohntes unterbrechen, Ruhe und Frieden spüren beim Gang durch den Wald.

Das ist die Infotafel an Station acht beim Waldenserstein. Foto: Jeanette Tröger

Spannend wird es, wenn man den QR-Code auf den Tafeln anklickt. Er verlinkt auf die Webseite der Gemeinde Althengstett und zu noch vielen weiterführenden Informationen an jeder der elf Stationen. Mal wartet ein Video mit Fibo, der den Kindern die Waldensergeschichte erklärt oder es gibt Beispiele, wie Nächstenliebe im Alltag gelebt werden kann.

Mal sind Rezepte traditioneller Gerichte hinterlegt oder es werden heutige Flüchtlingszahlen in den Blick genommen. Und wer war denn der Davids Hoiner? Mit dieser medialen Begleitung macht es Alt und Jung richtig Spaß, den Wurzeln und Spuren der Neuhengstetter zu folgen und sich durch die spirituellen Impulse anregen zu lassen, das eigene Sein zu reflektieren.

Texte in Französisch, Englisch und Italienisch

Ein weiteres Plus: Die Texte auf den Tafeln sind jeweils in Französisch, Englisch und Italienisch als PDF auf der Webseite hinterlegt. Durch den QR-Code und die hinterlegten Informationen ist es darüber hinaus möglich, an jeder Station in den Rundweg einzusteigen.

Die optische Aufwertung des Spirituellen Wanderwegs und die zeitgemäßen Informationsmöglichkeiten entlang des Weges sind ein Gemeinschaftswerk vieler Beteiligter, wie Claus Adam, der stellvertretende Ortsvorsteher von Neuhengstett, berichtet. Er hat sich unter anderem um die Aufstellung der Infotafeln gekümmert.

Ein Gemeinschaftsprojekt

Gefördert hat das Projekt Leader Heckengäu, initiiert und Ideen dazu beigetragen haben das Evangelische Bildungswerk Nordschwarzwald, die Evangelische Kirchengemeinde Neuhengstett-Ottenbronn, die Gemeinde Althengstett, die Ortsverwaltungen Neuhengstett und Ottenbronn, der Heimatgeschichtsverein Neuhengstett Bourcet, der Verein Hugenotten- und Waldenserpfad wie auch der in Neuhengstett gut bekannte Waldenserforscher Albert de Lange.

Internationale Wanderausstellung

Im neuen Museum in Neuhengstett
wird am Sonntag, 12. Oktober, die internationale Wanderausstellung „Wurzeln schlagen. Pflanzen und Menschen im Exil“ von Renate Buchenauer vom Verein Hugenotten- und Waldenserpfad eröffnet. Unter dem Rahmenthema „Exil, Integration und Verwurzelung“ interpretiert und präsentiert diese Ausstellung die Beiträge der Glaubensflüchtlinge Hugenotten und Waldenser zur Kulturgeschichte von Acker- und Gartenbau, Ernährung und Kochkultur. Historische, botanische, pädagogische, theologische und interkulturelle Aspekte ergänzen sich in dieser Ausstellung.