Investor Josef Wund hat mit seinem Badeparadies den Hochschwarzwald nachhaltig verändert. Foto: Kerdraon

Cessna stürzt in der Bodensee-Region ab. Unter den Opfern ist Unternehmer Josef Wund.  Auch Piloten tot.

Waldburg/ Titisee-Neustadt - Donnerstag, 18.15 Uhr: Beim Waldburger Ortsteil Sieberatsreute (Kreis Ravensburg) stürzt ein Business-Jet vom Typ Cessna Citation Mustang in ein Waldstück. Es ist dunkel, dichter Schneefall macht die Orientierung schwierig. Rettungskräfte suchen nach Überlebenden – es gibt sie nicht. Gegen 2 Uhr treffen Spezialisten der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) aus Braunschweig ein. Sie brechen nach kurzer Zeit die Arbeit ab. Die Gefahr durch herabstürzende Äste ist groß, die Sicht zu schlecht.

Am Freitag sind alle Wolken verschwunden, die Sonne lässt den Schnee auf den Hügeln um Waldburg glänzen. Das Ausmaß einer Tragödie wird sichtbar. Verstreut auf einer Länge von rund 150 Metern liegen Wrackteile zwischen hohen, teilweise abgeknickten Bäumen: eine Turbine, ein Pilotensitz, Armaturen, Leitungen. Auch Kleidungsstücke. Vom Rumpf oder den Tragflächen der Maschine ist nichts geblieben. Sie zerschellte in Höhe der Baumwipfel. Über allem liegt der Geruch von Kerosin.

In den Morgenstunden haben Polizei und Feuerwehr die Leichen dreier Menschen geborgen. Eine Identifizierung gelingt zunächst nur anhand von Papieren und Flugdaten. Es handle sich um den 45-jährigen Piloten aus Vorarlberg, ein 49-jähriges Crewmitglied aus Wien sowie einen 79 Jahre alten Passagier aus dem östlichen Bodenseekreis, vermeldet die Staatsanwaltschaft Ravensburg.

Josef Wund plante ein weiteres Freizeitbad in Bad Vilbel und befand sich vom Rückflug von Frankfurt-Egelsbach

Der Passagier ist der aus Friedrichshafen stammenden Architekt und Unternehmer Josef Wund. Dessen Firmengruppe betreibt fünf Erlebnisbäder in Erding, Bad Wörishofen, Titisee-Neustadt (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald), Sinsheim und Euskirchen. Der Sprecher der Josef-Wund-Stiftung mit Sitz in Stuttgart, Christoph Palm, bestätigte am Freitag den Tod des Unternehmers. "Wir sind alle schockiert und traurig", sagte Palm, der auch als früherer CDU-Oberbürgermeister der Stadt Fellbach bekannt ist. Die Familie Wunds bitte darum, "der Trauer ihren Raum zu lassen".

Mit Josef Wund starben der Pilot und der Co-Pilot der Cessna, die der in Bregenz ansässigen Firma Sky Taxi gehörte. Österreichischen Medienberichten zufolge saß am Steuer Adi A., Chefpilot, Mitgesellschafter und Geschäftsführer von Sky Taxy, neben ihm ein Mitarbeiter. Nach Angaben des Untenrehmens galt A. als "sehr erfahrender und bestens ausgebildeter Pilot". Ein Sprecher der Polizei in Konstanz wollte das am Freitag mit Verweis auf die laufenden gerichtsmedizinischen Untersuchungen nicht bestätigen.

Die Maschine mit dem Kennzeichen OE-FWD hatte sich am Donnerstagabend auf dem Weg von Frankfurt-Egelsbach zurück nach Friedrichshafen befunden. Wie der Sprecher der Wund-Stiftung sagte, hat sich der ums Leben gekommene Unternehmer in letzter Zeit häufig im hessischen Bad Vilbel aufgehalten. Es sei um den Bau des nächsten großen Freizeitbades gegangen. Ein Sprecher der Stadt bestätigte, dass die Baugenehmigung für das 200-Millionen-Euro-Projekt erteilt gewesen sei.

Unklar ist die Ursache des Absturzes. Erste Mutmaßungen, dass möglicherweise die Tragflächen des zweistrahligen Leichtjets im Schneetreiben vereisten, wollten sich Ermittler der Flugsicherung am Freitag nicht zu eigen machen. "Dieses Flugzeug kann formal mit so einem Wetter umgehen", erklärte ein Experte vor Ort. Man werde zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst die genauen äußeren Einflüsse bei Waldburg rekonstruieren. Auch Piloten, die vor und nach der geplanten Landung der Cessna auf dem Bodensee-Airport eintrafen, sollten befragt werden. Daneben gelten ein technischer Defekt oder eine schwere Gesundheitsstörung des Piloten als mögliche Unfallursachen. Den Radardaten zufolge ist die Chartermaschine im Landeanflug gewesen, als sie abstürzte.

Die Absturzsstelle liegt rund 20 Kilometer vom Flughafen Friedrichshafen entfernt, bereits innerhalb der Kontrollzone des Towers. Hinweise auf einen zu tiefen Anflug gibt es offenbar nicht. Die Flughöhe habe "unter 1000 Meter" betragen, so ein BFU-Ermittler. Die Klärung wird dauern. "Gehen Sie mal von einem Jahr aus", heißt es bei der BFU. Stundenlang fliegt am Freitag ein mit Spezialkameras ausgerüsteter Hubschrauber der Polizei über der Unglücksstelle. Am Wochenende sollen Wrackteile aus dem Waldstück geborgen werden. Das sei nicht nur wegen des hohen Schnees schwierig, heißt es aus Feuerwehrkreisen. Manche Reste lägen unter umgestürzten Bäumen. In einer Großhalle wollen Experten der BFU die Teile später genauer untersuchen, das übliche Vorgehen bei solchen Unglücken.