In Südfrankreich fressen sich seit Tagen riesige Flammenwände durch die Landschaft. Foto: dpa

An der Mittelmeerküste zerstören seit Tagen heftige Waldbrände die Landschaft. Die Folgen für die Natur sind noch nicht abzusehen.

Paris -

Die Feuerwehrleute setzen ihre ganze Hoffnung auf den Wind. „Am Wochenende soll der Wind abflauen und auf West drehen“, erklärt Éric Grohin, Chef der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im französischen Département Var. Seit Tagen kämpfen seine Leute gegen die verheerenden Waldbrände im bergigen Hinterland der Bucht von Saint-Tropez, die bereits fast 10 000 Quadratmeter Vegetation vernichtet haben. Ortschaften mussten evakuiert und Campingplätze geräumt werden. Mindestens zwei Menschen kamen bisher ums Leben. Weit über 1000 Feuerwehrleute sind im Einsatz, unterstützt von Löschflugzeugen und Hubschraubern. Zentrales Problem: das Feuer wurde bisher immer wieder von heftigen Windböen angefacht und die heiße Glut über die knochentrockene Landschaft verteilt. Kaum ist ein Brandherd gelöscht, lodern nicht weit entfernt die Flammen wieder auf.

Lange Dürre und hohe Temperaturen

Die lange Dürre und die seit Wochen hohen Temperaturen im Mittelmeerraum hätten zu „außergewöhnlichen Bedingungen“ geführt, analysiert Einsatzleiter Éric Grohin. Er geht davon aus, dass zumindest eines der Feuer von einem Parkplatz an der Autobahn A57 in Richtung Toulon seinen Anfang genommen habe. In der Nähe von Marseille hat die Polizei zudem einen Brandstifter gefasst, der auf einem Hügel am Stadtrand Feuer gelegt hatte. Die Feuerwehr habe den Brand schnell ersticken können, teilte die Polizei mit.

Die Feuer wüten unter anderem im Naturschutzgebiet Plaine des Maures und haben dort eine Mondlandschaft hinterlassen. Zwei Drittel des weit über 5000 Hektar messenden Reservates sind betroffen, erklärt die Verwalterin Marie-Claude Serra. Offensichtlich haben die Korkeichen die Schäden gut überstanden, doch die typischen Schirmpinien, die dem Reservat das Aussehen einer afrikanischen Savanne verleihen, seien schwer geschädigt. Sorgen macht sich Marie-Claude Serra um viele Tierarten, etwa eine seltene Art der griechischen Landschildkröte, die in Frankreich nur in der Plaine des Maures vorkommen. „Wir haben etwa dreißig der Tiere gefunden und gerettet“, sagt die Verwalterin des Reservates und hofft, dass sich andere Schildkröten unter Steinen in Sicherheit bringen konnten.

Viele Tiere sind im Feuer verbrannt

Auch viele andere Tiere hätten das Feuer nicht überlebt. Die Feuerwehrleute würden beim Löschen oft auf Kadaver von Wildschweinen und Rotwild stoßen. „Das Feuer hat aber nicht alles zerstört“, beschreibt Marie-Claude Serra. Immer wieder fänden sich in der verkohlten Landschaft kleine, grüne Inseln, die aus unerklärlichen Gründen verschont worden seien und manchen Tieren und seltenen Pflanzenarten Schutz geboten hätten.

Nur wenige Kilometer vom Naturschutzgebiet Plaine des Maures entfernt, auf dem Weingut Nibas nahe der Stadt Vidauban, macht sich Nicolas Hentz Sorgen um seinen Besitz, den er und seine Familie nach Aufforderung der Feuerwehr verlassen musste. Im Frühjahr habe man bereits wegen des starken Frostes Einbußen hinnehmen müssen und nun komme die Trockenheit und das Feuer hinzu. So wie ihm gehe es vielen Landwirten in der Region.

Die Natur wird sich von dem Feuer erholen

Die Natur werde sich von dem Feuer wieder erholen, erklärt Marie-Claude Serra. Es werde viele Jahre dauern, aber die mediterrane Vegetation sei sehr widerstandsfähig. In Zukunft werde aber wohl nicht mehr die berühmte Savannen-Landschaft von vorher zu sehen sein. Wahrscheinlich würden andere Pflanzen wachsen, weil sich durch das Feuer auch die chemische Zusammensetzung des Bodens verändert habe. Das nächste Problem stellt sich allerdings schon in wenigen Wochen. Wenn es im Herbst beginnt zu regnen, fehlt die Vegetation, um die Erde festzuhalten. Es kann sein, dass das Wasser den ganzen fruchtbaren Boden einfach wegspült.