Bürgermeister Bruno Metz (Zweiter von links) und die Bürger und Gemeinderäte von Ettenheim ließen sich von Professor Markus Weiler, dem Direktor des Instituts für Hydrologie der Universität Freiburg (rechts), – direkt vor der Messstation – das derzeit laufende Forschungsprojekt "Eco-Hydro" im Ettenheimer Stadtwald erklären. Foto: Vincent Kapitel-Stietzel

Ein bisher weltweit einzigartiges Pilotprojekt der Universität Freiburg gibt es derzeit im Ettenheimer Forst. Bei einer Waldbegehung zeigten sich Bürgermeister Bruno Metz und der Ettenheimer Gemeinderat davon beeindruckt.

Ettenheim - Was für ein aufwendiges Pilotprojekt die Forscher der Universität Freiburg im idyllischen Ettenheimer Stadtwald: Das war unübersehbar selbst für den Ettenheimer Gemeinderat überraschend und beeindruckend. Denn die gewählten Bürgervertreter machten sich mit Bürgermeister Bruno Metz sowie den für den Ettenheimer Forst zuständigen Förstern Bellert und Niehüser und den Waldarbeitern auf zur üblichen Waldbegehung.

Zur ersten Station ging es gleich hoch hinauf in die Nähe des Windparks am Schnürbuck. Etwas abseits des Zufahrtswegs wurde man schnell einer mit vielen Kabeln, Schläuchen, Sensoren in Boden und an Bäumen versehenen Waldfläche gewahr. Deren Zielsetzung erklärte eine Delegation der Fakultät für Umwelt und natürliche Ressourcen der Universität Freiburg mit den Professoren Christiane Werner und Markus Weiler an der Spitze. Bewusst hatte die Forschungsgruppe diese "in einem wahren Top-Zustand befindliche Waldfläche" ausgewählt, erklärt Werner – zum einen, weil man dort Flächen mit reinem Buchenbestand einerseits, reinem Fichtenbestand andererseits, aber auch Mischbeständen vorfinde. Dazu kommt, dass das nahe Windrad den für die Sensor- und Messtechnik benötigten Strom liefert.

Die Finanzierung ist zunächst auf drei Jahre gesichert ist – eine deutliche Verlängerung auf dann zwölf Jahre steht in Aussicht. Ziel des Projekts ist die Untersuchung einer ökohydrologischen Bilanz, die Beobachtung, wie die einzelnen Baumarten mit Regen und Bodenfeuchtigkeit umgehen und wie sie möglicherweise interagieren. Untersucht werden soll auch der unterschiedliche Sauerstoffgehalt des Wassers in verschiedenen Bodenschichten. Blattwasserpotenzial wird von Baumkletterern einmal im Monat aus den Baumkronen herausgeholt. Dabei wird geprüft welche Stressfaktoren auf Bäume wirken und wie diese Wasser über die Wurzeln aus dem Boden saugen.

Informationsveranstaltung geplant

Dem aktuell laufenden Projekt "Eco-Hydro" soll dann ein weiteres Projekt mit der Bezeichnung "Eco-Sense" folgen.

Viel Zeit nahmen sich die Mitarbeitenden in diesem Forschungsprojekt für die vielen Fragen der Gemeindevertreter. Mitte Oktober soll eine Informationsveranstaltung für interessierte Bürger im Bürgersaal stattfinden.

Im zweiten Teil befasste sich die Waldbegehung an zwei Stationen mit der ökologischen Aufwertung aufgelassener Steinbruchteile.

Mit Thomas Ullrich hat der Ettenheimer Gemeinderat einen Experten in dieser Thematik in seinen Reihen. Beim "Betonbunker" am unteren Steinbruchrand oberhalb von Münchweier erläuterte der FLE-Stadtrat und Mitarbeiter von "Ökonzept Freiburg", wie der ehemalige Schüttcontainer zu einem Winterquartier für Fledermäuse umgestaltet werden soll.

Ein neues Winterquartier für Fledermäuse

Konstant niedrige Temperaturen bei hoher Luftfeuchtigkeit sollen durch die Schließung des unteren Bereichs – durch Anböschung – eine Wasserableitung vom Dach des Bunkers ins Innere sowie eine Bestockung zur Straße hin erreicht werden. Die Maßnahmen sollen von den Forstverantwortlichen übernommen werden.

An einer anderen Stelle des ehemaligen Steinbruchs erläuterte Ullrich dann, wie durch forstliche Maßnahmen wichtige Lebensräume für Insekten und Reptilien gefördert sowie Bruthabitate für Vögel begünstigt werden sollen. Die hohe Steinbruchwand habe eine besondere Bedeutung für den Schutz des Wanderfalken, biete aber auch einen geeigneten Lebensraum für den Uhu, so Ullrich. Der hohe Anteil offener Felsen biete zudem selten gewordenen Lebensraum beispielsweise für Eidechsen.

Mit diesen Maßnahmen kann die Stadt in ihrem Wald weitere wertvolle Punkte für ihr Ökokonto erwerben.

Mögliches Folgeprojekt für Studie

Der aktuellen Studie "Eco-Hydro" der Universität Freiburg soll das Projekt "Eco-Sense" folgen. Dieses soll einen Einblick geben, welche Auswirkungen der Klimawandel auf komplexe Waldökosysteme ausübt. Denn laut den Forscher sei ein verbessertes Prozessverständnis der Kohlenstoff- und Wasserzyklen zwingend erforderlich für präzise Vorhersagen der Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wälder erachtet. Für die Messungen sollen dann sogenannte "Türme" im Wald errichtet werden, deren Messtechnik dann über den Baumkronen installiert wird.