Revierleiter Martinek zeigt den Teilnehmern Schadensbilder an verschiedenen Bäumen, die durch Trockenheit verursacht werden.Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Waldbegang: Nadelholz wird unter anderem zum Bauen verwendet / Gesunde Mischung wird im Gechinger Wald angestrebt

Gechingen. Wie geht es weiter mit dem Gechinger Wald? Welche Ziele sind bis zum Jahr 2030 gesetzt? Darüber wurden jüngst Bürgermeister und Gemeinderäte, interessierte Bürger sowie die Gruppe der Jäger bei einem gut dreistündigen Waldbegang informiert. Jörg Ziegler (Abteilungsleiter Forstbetrieb und Jagd beim Landkreis Calw), Forst-Revierleiter Jürgen Martinek und Frank Tröger (Forsteinrichter vom Regierungspräsidium Freiburg) wählten dafür drei Stellen exemplarisch aus, um den Zuhörern die Forsteinrichtung 2021 bis 2030, den periodischen Betriebs- und Arbeitsplan für den Gemeindewald, nahezubringen.

Im 500 Hektar großen Gemeindewald dominiert die Buche mit einem Flächenanteil von 43 Prozent vor der Fichte mit 15 Prozent und der Tanne mit zehn Prozent. Deutlich machten die Fachleute allerdings, dass die Fichte die größten Probleme mache – bedingt durch Wassermangel infolge der Trockenheit der vergangenen drei Jahre, durch Schädlingsbefall sowie durch Sturmereignisse. In den vergangenen zehn Jahren waren aus diesen Gründen 30 Prozent des Holzeinschlags, in den vergangenen drei Jahren sogar zwischen 50 und 70 Prozent, sogenannte zwangsweise Nutzungen.

Der Anteil der Fichte im Gemeindewald soll deshalb sukzessive verringert werden zugunsten von mehr Laubbaumvielfalt. Nadelholz, speziell die Fichte, ist jedoch unter wirtschaftlichen Aspekten das wertvollere Holz – Stichwort Bauholz und Rohstoff für zum Beispiel Toilettenpapier. Bedeutet in der Planung, dass Nadelholz nicht ganz eliminiert werden soll, sondern an guten Standorten in gesunder Mischung mit Laubbäumen weiter seine Berechtigung hat, wie Martinek an einem 16 Hektar großen, rund 80 Jahre alten Fichtenbestand deutlich machte.

Kein Alles oder Nichts, sondern ein fein ziseliertes Abwägen

Weiter ging es zu einem etwa 100 Jahre alten Buchenbestand, unter dem sich als Naturverjüngung fast nur wieder Buchen entwickeln. "Hier wollen wir durch sanfte punktuelle Eingriffe helfen, dass die wenigen anderen Baumarten, die sich hier angesamt haben, vital bleiben als nächste Baumgeneration", sagte Tröger.

Sehr deutlich wurde, dass es bei den Zielen der Waldbewirtschaftung und der Gewichtung aller Einflussfaktoren kein Alles oder Nichts geben kann, sondern eine Forsteinrichtung ein fein ziseliertes Abwägen ist, um einen realistischen Plan auf den Weg zu bringen.

In der anschließenden Gemeinderatssitzung fasste Tröger die Eckpunkte noch einmal zusammen. Der Gemeindewald ist geringfügig um zwei Hektar gewachsen. Die Bemühungen der vergangenen Jahre um Naturverjüngung zahlen sich ebenfalls aus. Sie kommt mittlerweile auf knapp 200 Hektar zum Tragen. 2011 waren es noch 113 Hektar.

Der Hiebsatz wird deutlich steigen auf gut 42 000 Festmeter, die Hälfte davon Fichten, und man rechnet mit einem Holzzuwachs von rund 43 600 Festmetern in den kommenden zehn Jahren. Die alten Fichtenbestände sollen aktiv umgebaut werden, um die Risiken zu minimieren. Intensiv gepflegt werden die jungen und mittelalten Bestände mit dem Ziel Klimastabilität, was ebenfalls die Risiken von Schadholz mindert. Der Erhalt vorhandener Biotope und der Schutzfunktionen des Waldes sind ebenfalls festgeschrieben. Bei ungestörtem Betriebsablauf und gleichbleibend guten Holzpreisen sei ein ausgeglichenes Betriebsergebnis weiterhin möglich, so Tröger, die Unsicherheitsfaktoren bleiben allerdings die Klimaentwicklung und der Holzmarkt.

Claus Schaible möchte den Anteil Nadelwald erhalten. "Das ist Nutzholz, auch fürs Bauen." Die Landesregierung habe beschlossen, dass fossile Brennstoffe verboten werden, "dann fällt die Buche als Brennholz weg. Ich bin sicher, dass wir in 100 Jahren kein Brennholz mehr brauchen, aber ich hoffe, dass wir dann noch Holzhäuser bauen." Ziegler erklärte: "Die Landesregierung hat ein Laubholzzentrum eingerichtet, um den Verbrauch von Laubholz im Baubereich zu fördern." Der Markt werde darauf reagieren und "ich stimme zu, dass wir in 100 Jahren kein Holz mehr verbrennen." Die Diskussion müsse sich jedoch an der Frage entscheiden, was den stabileren Wald ergibt, so Ziegler. Bis 2100 rechnen die Klimaforscher mit einer Erhöhung der Durchschnittstemperatur um viereinhalb Grad.

Konstantin Böttinger wollte wissen, warum der besichtigte Buchenbestand, quasi eine Monokultur, erstmal so bleiben soll. "Das ist eine arbeitseinsatzmäßige Entscheidung", erklärte Tröger, 20 bis 30 Jahre halten die Buchen noch durch. Die etwa fünf Prozent an anderen angesamten Baumarten in dem Bestand ziehe man mit und ziehe derweil die Holzernte in den Fichtenbeständen vor. Jürgen Groß sprach das Thema Waldweiden an. "Ein spannendes und herausforderndes Projekt, die Frage ist, will man den Aufwand treiben?", fragte Ziegler.

Wie Klaus Böttinger fühlt sich auch Bettina Schöttmer sehr gut aufgehoben mit dem, was von Forstseite vorgeschlagen und erklärt wurde. "Wenn wir dem Zehn-Jahresplan zustimmen, haben wir dann überhaupt noch die Möglichkeit, anders zu entscheiden?" Das ist eine Rahmenplanung, machte Ziegler nochmals deutlich, "und Sie als Treuhänder des Waldvermögens sagen uns als Dienstleister, was gemacht wird". Man könne jährlich auf aktuelle Entwicklungen reagieren. Die Planung wurde schließlich einstimmig abgesegnet.

Wiederholt war im Gemeinderat gefordert worden, eigenes Holz für den Neubau der Kita Wolfswiesen zu verwenden. Bürgermeister Häußler informierte, dass Martinek von den Architekten eine Holzliste bekomme. "Fichte und Tanne ist kein Problem, Lärche schon eher, davon gibt es nicht so viele", sagte der Revierleiter und verwies noch auf die Alternative Douglasie.