Der Projektchor aus kirchlichen Chören Waldachtals gestaltete den besonderen Gottesdienst zum Jahresanfang mit. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Ökumenischer Jahresanfang lässt Christen in Waldachtal näher zusammenrücken

Waldachtal. Die evangelischen und katholischen Christen beginnen gemeinsam das neue Jahr. Sehr gut besucht war der ökumenische Gottesdienst zum Jahresanfang in der Christuskirche Tumlingen-Hörschweiler.

Das Miteinander von kirchlicher und bürgerlicher Gemeinde ist ein gutes Signal für Dialog und Verständigung zwischen den Menschen und Religionen. Als Synonym dafür steht: Ein Projektchor aus den kirchlichen Chören Waldachtals umrahmte die Feier unter Leitung von Katharina Wilding mit den Liedern "Morgenlicht leuchtet" und "Freunde, dass der Mandelzweig" sowie "Verleih uns Frieden gnädiglich". Organistin Magrit Baur begleitete die Vokalisten.

Gott zu loben und sich von ihm ansprechen zu lassen, sagte der evangelische Pfarrer Markus Arnold, stehe am Jahresanfang. Er unterstrich das Miteinander: "Ich finde, dass das eine wirklich gute Tradition ist, die uns als Gemeinden und als einzelne Christen näher zusammenrücken lässt." Und: "Gott ist Mensch geworden, damit wir leben können." Alle Christen in Waldachtal beteten um die Einheit der Kirche: "Zerbrich die Mauern, die uns trennen. Stärke, was uns eint und überwinde, was uns trennt." Man solle Wege zueinander suchen. Biblische Lesungen übernahm Bürgermeisterin Annick Grassi. Sie sagte: "Alles hat seine Zeit", sei es Weinen und Lachen, Schweigen und Reden. "Auch Friede hat seine Zeit." Alle fünf Ortsvorsteher der Gemeinde Waldachtal formulierten Bitten, das Vertrauen auf Gott zu setzen: Ludwig Blum (Lützenhardt), Wolfgang Fahrner (Salzstetten), Friedrich Gerhard (Cresbach), Hartmut Romann (Tumlingen) und Elisabeth Enderle (Hörschweiler) setzten auf Hoffnung für die Ohnmächtigen, für Arme und Arbeitslose, für Hungernde und Verfolgte, für Ausgebeutete und Entrechtete, für Einsame und Verzweifelte, für Kranke und Sterbende. "Hilf einem jeden in seiner Not." Auch um den Frieden wurde gebetet. Alle teilnehmenden Waldachtaler Christen sprachen sich gegenseitig den Friedensgruß zu.

"Wir Pfarrer erreichen prozentual nur wenige unserer Mitchristen mit unserer Botschaft, weil sie nicht zu den Gottesdiensten kommen", sprach der katholische Pfarrer Anton Romer Klartext. "Zum anderen habe ich den Eindruck, dass bei den Wenigen, die diese Botschaft hören, diese nicht ankommt." Dass viele Christen und Menschen die Zeit der Gnade, das Ja zur christlichen Botschaft, nicht erkennen, darunter leiden viele Pfarrer – ob evangelisch oder katholisch – und auch viele Mitchristen, meinte Romer. "Auch ich zerbreche mir immer wieder den Kopf, wie man unsere wunderbare christliche Botschaft – dass Gott uns reich beschenken will – an die Menschen bringen kann, die sie scheinbar nicht erkennen." Der katholische Geistliche beklagte die Gleichgültigkeit und Lauheit, die schon Jesus verurteilt habe, und Viele nutzten nur deren Service der Kirche in Form von Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen. Er gestand ein: "Ich will nicht behaupten, dass wir christliche Großkirchen aus dem Blick unserer Mitchristen alles Recht machen und für alle einladend sind." Es gebe auch Mitchristen, die gerne Vieles auf ihre Zeit als Rentner verschieben, auch ihr Leben aus und nach dem Glauben. "Doch, sind wir ehrlich: Sinnvoll wäre es, die Zeit hier und jetzt zu nutzen, denn wir wissen nicht, wie viel Zeit uns geschenkt ist", betonte Pfarrer Romer. "Denn: Jetzt ist die Zeit der Gnade. Jetzt ist die Zeit des Heils." Gerade am Jahreswechsel stelle sich die Frage: Wie nutze ich meine Zeit? Im Blick auf meine Mitmenschen. Im Blick auf Gott. "Nehme ich mir Zeit für mein geistliches Leben, für die Kirche und auch für weltliche Dinge, zum Beispiel für die Allgemeinheit."

Das Opfer war bestimmt für die Arbeit des Hospizdienstes Nagold. Dort entsteht gerade eine Einrichtung, in der sterbende Menschen eine würdige Unterbringung bekommen sollen, wenn es nicht möglich ist, dass sie zuhause bleiben können. Die Kinder feierten parallel ihren eigenen Gottesdienst. Anschließend wurde im evangelischen Gemeindehaus Waldachtal gegenüber der Christuskirche auf das neue Jahr angestoßen. Der Kirchengemeinderat hatte alles vorbereitet.