Um diesen Anblick und die negativen Auswirkungen der Windenergieanlagen zu verhindern, wollen vor allem die Salzstetter Bürger gegen die Pläne der Gemeinde mobil machen. Foto: Wagner

Zahlreiche Bürger informieren sich bei Ortschaftsratssitzung in Salzstetten über Pläne der Gemeinde.

Waldachtal-Salzstetten - Das Thema Windenergieanlagen ist in Salzstetten keineswegs aus dem Fokus der Bürger verschwunden. Ganz im Gegenteil: In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates wurden einmal mehr Vorwürfe und Befürchtungen laut.

Eigentlich hätte man es ahnen können: Im Ortschaftsrat stand der Teilflächennutzungsplan (TFNP) "Windkraft" im Mittelpunkt der Beratungen. Wegen dieses Themas füllten zahlreiche Bürger den Gemeindesaal des Rathauses in Salzstetten. Die anfänglich bereitgestellten zehn Stühle für Zuhörer reichten bei Weitem nicht aus: Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner staunte nicht schlecht über die rege Beteiligung und zog daher den Tagesordnungspunkt Windkraft vor.

Nach wie vor scheint der Informationsbedarf der Bürger groß zu sein: Sie zeigten sich in der Sitzung verunsichert über die Auswirkungen von Windenergieanlagen (WEA) auf dem im TFNP ausgewiesenen Gebiet: Lärmbelästigung, Schattenwurf, Immobilienwerteverfall, Wohnqualitätsminderung und Landschaftsbildverschandelung waren nur einige jener Schlagworte, welche die Bürger gegen die Windkraft anführten.

Fahrner, der die Wichtigkeit des TFNP für die Gemeinde noch einmal hervorhob, plant hierzu eine Informationsveranstaltung für die Bürger. Hier sollen auch betroffene Grundstückseigentümer, die von den Planungsflächen im TFNP betroffen oder tangiert werden, angehört werden. Fahrner führte aus, dass diese Veranstaltung möglichst den anstehenden Verhandlungen mit den Investoren vorausgeht.

Fest steht, dass Fahrner den Informationsbedarf der Bürger erkannt hat und entsprechend handeln will. "Eine Verhinderungsplanung darf von Bürgern nicht vorgenommen werden", mahnte er zur Einsicht. Fahrner will jedoch auch, dass auf der Info-Veranstaltung alle bekannten Zahlen, Daten und Fakten auf den Tisch kommen

Nach wie vor befürchteten auch dieses Mal (wie bereits in der Gemeinderatsitzung im April) die Bürger, dass die notwendigen Lärm- und Schallschutzgutachten sowie das artenschutzrechtliche Gutachten als "Gefälligkeitsgutachten" zum Nutzen der Energiekonzerne erstellt werden könnten. "Die Gemeinde soll dafür sorgen, dass wirklich unabhängige Gutachten eingeholt werden können", forderten sie deshalb noch einmal.

Fahrner stellte noch einmal klar, dass der Gemeindeverwaltungsverband (GVV) Dornstetten diese Gutachten nicht finanziere und deshalb auch auf die personenbezogene Vergabe der Gutachten keinen Einfluss habe.

Bürger Eugen Schmid, der bereits in beiden vorangegangenen Sitzungen des Gemeinderats im März und April seine oppositionelle Einstellung gegen WEA direkt "vor der Haustür" Salzstettens Stellung bezogen hatte, stellte sich erneut als Hauptgegner dar: "Nachhaltige, saubere Energiegewinnung ist gut, aber nicht in unserer unmittelbaren Nähe", sagte er.

"Vier von diesen Dingern wollen wir hiernicht haben"

Man müsse die Bürger für das Thema noch mehr sensibilisieren, da den meisten das Ausmaß der Auswirkungen noch nicht wirklich bewusst sei. Außerdem, so mutmaßte er, sei das bisher mangelnde Interesse vieler Bürger auf die Aussage des Ex-Bürgermeisters Heinz Hornberger zurückzuführen. Dieser hatte 2014 auf der Bürgerversammlung in Salzstetten den Bürgern noch mitgeteilt: "Die Windkraft für die Gemeinde Waldachtal können wir komplett vergessen."

Bürger Dieter Mezger äußerte sich zu den besichtigten Anlagen in Oberiflingen und Dornstetten: "Diese relativ kleinen Anlagen sind mit den hier geplanten WEA’s nicht zu vergleichen. Hier sollen riesige Anlagen (175 Meter) erstellt werden, die trotzdem nur eine magere Windhöffigkeit von 5,50 Meter/Sekunde erreichen werden."

Zum Vergleich der Größe führte Mezger den Stuttgarter Fernsehturm an, der 217 Meter Höhe habe. "Vier von diesen Dingern wollen wir hier nicht", schloss er. Dass Bürgermeisterin Annick Grassi mit ihrem Gemeinderat dennoch am 22. Mai die WEA in Oberiflingen besichtigen will, wird von den Bürgern deshalb als "sinnlos" angesehen.

Fahrner will es allen recht machen – vor allem aber seinen Bürgern beweisen, dass er sich kümmert. So schlug er vor, zu einem noch zu bestimmenden Termin Fachleute für die Fragen der Bürger anhören zu wollen. Dort könnten dann neben der Bürgermeisterin, der Gemeindeverwaltung sowie Fachleuten verschiedener Verbände und Umweltschutz (wie etwa NABU) auf alle offenen Fragen diskutiert und beantwortet werden. Gerade dieser Termin am 22. Mai sticht ins Auge: Um möglichst viele Fragen dort bereits erörtern zu können, schlug Fahrner den Bürgern vor, ihm diese vorab an dessen Email-Adresse (fahrner@waldachtal.de) zu senden.