Das Kontrollbuch einer Wächter-Uhr, das der Salzstetter Nachtwächter mitführen musste, zeigt Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Pergament-Dokument aus dem Salzstetter Ortsarchiv / Förderverein plant Ausstellung zum Tag des offenen Denkmals

Seinen nächsten Coup für den Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 9. September, plant der Förderverein Salzstetter Schlössle. Heimatgeschichtliche Dokumente aus dem Ortsarchiv sollen ausgestellt werden.

Waldachtal-Salzstetten. In enger Zusammenarbeit mit Kreisarchivarin Ute Ströbele bietet der rührige Förderverein eine Sammlung von Exponaten nach dem Motto "Das Archiv in Salzstetten von A bis Z".

Von einem "echten Highlight" spricht der Vorsitzende des Fördervereins, Eberhard Armbruster. "Der Förderverein hat es sich ja zur Aufgabe gemacht, nicht nur das Salzstetter Schlössle zu renovieren und nutzbar zu machen, sondern sich auch in der Heimatgeschichte zu engagieren." Dazu hat der Förderverein in der Vergangenheit schon zahlreiche heimatgeschichtliche Vorträge mit namhaften Fachleuten wie Landeskundler Franz Quarthal angeboten. Weitere Vorträge sollen folgen. Die bevorstehende heimatgeschichtliche Ausstellung scheint interessant zu werden. Armbruster freut sich: "Kreisarchivarin Ströbele hat zusammen mit Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner und dem Förderverein bereits eine erste Vorauswahl getroffen." Die finale Auswahl der Archivalien soll in der ersten September-Woche erfolgen und in den Räumlichkeiten des Kulturdenkmals aufgebaut werden. Ute Ströbele wird die Beschilderung für die Wegführung erstellen.

Nachtwächter auf Tour

Das Ortsarchiv Salzstetten von A bis Z: Das Archiv ist das "Gedächtnis der Gemeinde". Dazu gehören Urkunden, Akten und Rechnungsbücher. So beispielsweise die älteste Steuer- und Bürgermeister-Rechnung von 1808/1810. Hier wurden von Rechner Johannes Kreidler die Einnahmen und Ausgaben für Kriegskosten, Besoldungen und Schulbücher akribisch aufgeführt. Was können die Besucher der Ausstellung noch erleben? Antwort: "Chronos – der Gott der Zeit: Das Kontrollbuch einer Wächter-Uhr." Der Nachtwächter Johann Steimle musste bei seinen Rundgängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine sogenannte Wächter-Uhr mitführen und an bestimmten Kontrollpunkten in der Gemeinde einen Schlüssel einführen. Dies wurde auf einem Papierstreifen vermerkt, der als Beleg in das hier vorliegende Kontrollbuch eingeklebt wurde. Es diente der Überwachung und Kontrolle der Nachtwächter.

Ein Verzeichnis von 1922 bis 1929 führt alle Gewerbetreibenden in Salzstetten auf. Auffällig ist die Vielzahl der ausgeübten Berufe: Näherinnen, Schmiede, Gipser, Schneider, aber auch Musiker waren vertreten. Was hat es mit Hembder und Pfulben auf sich?

Besitz aufgeführt

In den sogenannten Inventuren und Teilungen anlässlich der Hochzeit oder des Todes eines Salzstetter Bürgers ist sein gesamter persönlicher Besitz aufgeführt: Angefangen von Grundstücken, über Bargeld, Schmuck, Bücher und Kleidung (Hemden und Hosen) bis hin zu Küchengeschirr und Bettzeug. Pfulben sind Bettbezüge.

Einen Streit um einen Zehnt der Salzstetter Kirche legte Ritter Rudolf von Ehingen zusammen mit dem Abt von Hirsau in einer Urkunde bei. Dieses wichtige Rechtsgeschäft wurde nicht auf Papier, sondern auf Pergament, also Tierhaut, festgehalten. Es handelt sich hier um die älteste erhaltene Urkunde des Salzstetter Archivs vom 29. September 1530 mit einem angehängten Siegel des Hirsauer Abtes. Das Siegel des Ritters hat sich leider nicht erhalten.

Armbruster verspricht sich ein gesteigertes Besucher-Interesse für die wertvollen Ausstellungsstücke aus der Heimatgeschichte von Salzstetten. Wie sagte schon Wilhelm von Humboldt: "Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." Oder frei nach André Malraux: "Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern."