Religion: Erntebittfest ist die größte Veranstaltung des Vereins Biblischer Rundwanderweg

Waldachtal. Eine große Besucherresonanz hat das Erntebittfest auf dem Bibelweg in Waldachtal erfahren. Hunderte strömten zum größten Fest des Jahres, zu dem der Verein Biblischer Rundwanderweg und die Evangelische Kirchengemeinde eingeladen haben.

Der Kirchenchor und der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Waldachtal gestalteten die Feier auf dem Schellenberghof Kaufmann am Fuße des biblischen Rundwanderweges musikalisch mit. Singen, Beten, auf Gottes Wort hören und Gemeinschaft genießen bei Mittagessen und Kaffeetrinken war auf dem Schellenberghof der Familie Kaufmann in Tumlingen angesagt.

"Seit etwa 200 Jahren gibt es in Württemberg Erntebitt-Gottesdienste und Erntebittstunden", teilte Gemeindediakonin Ellen Schopf von der Liebenzeller Gemeinschaft im Bezirk, mit. Auf dem Höhepunkt der Hungerkrise 1816/17 hat der Württembergische König Wilhelm I. den Pfarrern im Land für einen Sonntag eine Predigt über Psalm 95 angeordnet, verbunden mit Gebeten und Wünschen für die Fruchtbarkeit des gegenwärtigen Jahres.

Klimaveränderungen

Nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora auf Indonesien kam es weltweit zu dramatischen Klimaveränderungen. So waren in Mitteleuropa 1816 die Ernten nahezu ausgefallen und Hunger-Jahre folgten. Württemberg traf es besonders schwer. "Vielleicht liegt in den Erfahrungen der großen Not dieser Jahre der Grund, dass die gute Praxis der Erntebitte über Jahrhunderte bis heute gerade in der Württembergischen Landeskirche erhalten geblieben ist", meinte Schopf. Sie mahnte: "Ernte und Reichtum sind nicht selbstverständlich." Psalm 145 "Gnädig und barmherzig ist der Herr" beteten Diakonin Schopf und Bibelweg-Schatzmeister Hans-Peter Acker mit den Gläubigen. Verstärkt durch Bläser aus Igelsberg intonierte der Posaunenchor Waldachtal unter Leitung von Hans Georg Bohnet passend das Lied "Himmel, Erde, Luft und Meer". Der Kirchenchor mit Chorleiterin Katharina Wilding sang den Sommerpsalm, einen Lobgesang auf Gott und "Bei Gott bin ich geborgen". Beim temperamentvollen israelischen Friedenslied "Ose Shalom" klatschten die Gläubigen zustimmend mit. Margrit Baur begleitete am E-Piano.

Gottes Mahnung an die Israeliten "Vergesst Gott nicht" stellte Ellen Schopf, die zum Thema "Dankbarkeit" predigte, obenan. Sie machte auf eine dankbare Einstellung aufmerksam: "Unter uns weiß keiner mehr, was es heißt, wirklich Hunger leiden zu müssen. Womit aber haben wir es verdient, dass wir im Wohlstand leben, während Menschen an anderen Orten dieser Erde jeden Tag um ihr Überleben kämpfen müssen?" Schopfs kognitive Antwort: "Durch nichts haben wir uns das verdient. Was wir sind, das sind wir allein aus Gottes Gnade."

In den Fürbitten bat Bibelweg-Vizevorsitzender David Keppler um Ernten ohne Unwetter, Hagel, Überschwemmungen oder Dürre: "Alle Menschen sollen essen und satt werden." Und Julia Hörmann formulierte: "Wecke in denen, die genug haben oder gar im Überfluss leben, die Bereitschaft, mit denen zu teilen, die hungern." Gebetet wurde auch für die Höhlen-Rettungsaktion der thailändischen Kinder, die inzwischen einem Wunder gleich erfolgreich verlaufen ist. Das Opfer kommt dem Bibelweg zugute.

Familie Anita Kaufmann und Renate Rohn besorgten die sommerlichen Blumensträuße, welche die Tische zierten. Kindermissionarin Beate Mast gestaltete mit den Kindern einen eigenen Kindergottesdienst. Vize David Keppler informierte über die Stationen des neuen Kinderweges. Vorsitzender Siegfried Holstein warb eindringlich um jüngere Mitglieder und Helfer für den Verein Biblischer Rundwanderweg, der im Jahr 2020 sein 20-jähriges Jubiläum feiern kann: "Ich werde nächstes Jahr 75 Jahre alt und da stellt sich die Frage nach einem Nachfolger." Seit 18 Jahren gibt es den Weg am Schellenberg. "Wenn es Gottes Werk ist, wird der Bibelweg weiter bestehen, auch noch in 100 Jahren", erklärte Siegfried Holstein. Er appellierte: "Jede Hand ist hilfreich und wenn es nur eine halbe Stunde ist."