Clemens Tönnies (links) erzählt beim Fischer-Forum von seinem Erfolg als Unternehmer. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Schalke-Aufsichtsratschef begeistert Fischer-Forum / Schlachtet jährlich 21 Millionen Schweine

Mit Clemens Tönnies ist einer der bekanntesten Milliardäre Deutschlands zu Gast im Fischer-Forum: Clemens Tönnies. Und der Fleischfabrikant und Aufsichtsratschef von Schalke 04 begeistert die Zuhörer.

Waldachtal-Tumlingen. Clem ens Tönnies ist selbstbewusst, ohne arrogant zu sein. Geradlinig, ohne vulgär zu sein. Der Mann, der sich aus einer Metzgerfamilie ganz hoch gearbeitet hat, wirkt so normal wie dein Nachbar. Und durchsetzungsfähig.

Klaus Fischer verbindet mit Tönnies inzwischen eine lange Freundschaft, wie er bei der Begrüßung erzählt: "Wir haben schon zusammen gejagt, uns gegenseitig in den Betrieben besucht. Nur bei den Fußballvereinen sind wir verschieden. Als ich seinen Betrieb besucht habe, hat er mir sein Fitness-Studio für seine Mitarbeiter vorgestellt. Das hat mich begeistert. Wir haben auch eins gebaut, das inzwischen von 1100 Mitarbeitern und Pensionären genutzt wird. Dieses Fitness-Studio bei uns haben wir meinem Besuch bei dir zu bedanken. Denn wir haben eins gemeinsam: Wir sehen unsere Mitarbeiter als unser größtes Kapital – und nicht die Gebäude!"

Dann legt Tönnies los, befragt von Jürgen Offenbach. Erzählt von den 21 Millionen Schweinen und 445 000 Rindern, die inzwischen in seinen Betrieben jährlich verarbeitet werden. Offenbach spricht vom Imperium Tönnies: "Lassen Sie das, von Imperium zu sprechen. Mein Bruder und ich waren die ersten, die eine standardisierte Produktion aufgebaut haben. 1972 habe ich mir eine Farbkamera gekauft und den ersten Fleischkatalog gemacht. Mit allen Angaben, die heute Standard sind: Fett-Anteil, Sehnen-Anteil und so weiter. Alle haben bestellt. Bei uns galt das Wort. Wer eine schriftliche Auftragsbestätigung haben wollte, dem hab ich gesagt: Dann kauf woanders."

Das Geheimnis des Erfolgs? Tönnies: "Ein normaler Metzger macht aus einer Sauhälfte 60 verschiedene Artikel. Wir machen 250. Aus dem Blut gewinnen wir Hämoglobin, das wird in Aquakulturen als Futter eingesetzt und färbt den Lachs schön rot. Das Plasma dient als Rohstoff für hochwertiges Tierfutter."

Gelächter und Staunen im Publikum, als Tönnies erzählt, wie er seine Produkte weltweit vermarktet. Der Unternehmer: "Die Chinesen essen alles, was knackt. Schweineohren, Schnäuzchen, Rippchen. Filet isst dort keiner. In Indonesien stehen sie auf geröstete Schweineschwarte. Die Amerikaner stehen auf nichts mehr als auf Rippchen. Die kutschieren wir dann von Kanada rüber. Jeder Chinese bekommt zum Feiertag einen Schweinekopf geschenkt. Also verschiffen wir auch die – immer sechs Stück pro Einheit, gelegt wie Toffifee!"

Der Erfolg als Unternehmer. Und das Renommee als das Gesicht von Schalke 04. Moderator Offenbach: "Ihr Bruder Bernd war auch bei Schalke. Auf dem Sterbebett haben sie ihm versprochen, sich um Schalke zu kümmern."

Tönnies: "Mein Bruder hat durch einen ärztlichen Kunstfehler eine Sepsis bekommen. Doch er war weiter für Schalke da. Jürgen Möllemann und Rudi Assauer hat mir damals gesagt: Guck dir den Bernd an – der kann nicht mehr. Du musst es machen. Dann starb er. Wir hatten damals einen Präsidenten, der sich ins Tagesgeschäft eingemischt hat – der Laden war im freien Fall. Keiner sprach im Verwaltungsrat über Fußball, sondern nur noch über seine Anwälte. Ich habe dann zu Helmut Kremers gesagt: "Du gehst jetzt nach Hause. Morgen trittst du zurück. Sonst sorge ich dafür, dass morgen Abend 1000 Hooligans vor deinem Haus stehen. Die Struktur war damals so: Er hätte einen Jumbo-Jet bestellen können, und der Verein hätte haften müssen. Deshalb habe ich den Verein wie eine Kapitalgesellschaft aufgestellt. Das war damals die modernste Satzung, die uns andere Vereine dann nachgemacht haben. Wir haben seitdem keinen Präsidenten mehr im Verein – weil ich gesagt habe: Solange ich dafür keine Zeit habe, brauchen wir keinen."

O-Ton Tönnies, der auch die Schalke-Fans liebt. Der mächtige Fußball-Mann: "Ich liebe es, mit den Fans im Block zu stehen. Würstchen essen und Bier trinken. Wir haben viele Milliardäre, die Schalke lieben. Eine breite Basis von Selfmade-Unternehmen – unsere Business-Seats sind über Jahre ausgebucht. Und eine sehr breite Fan-Gemeinde. Teilweise mit Hartz IV in der dritten Generation. Die haben zu Hause einen Schalke-Altar. Deshalb sage ich: 22 Euro für die Stehplatzkarte – dieser Preis bleibt." Dann ist der Vortrag vorbei. Die Zuhörer sind begeistert. Genießen das Buffet. Unter anderem im Angebot: "Wild aus eigener Jagd". Klar, dass die Hauptfrage der vielen Gäste ist: "Hat Klaus Fischer das Wild geschossen, was in meinem Schüsselchen ist? Oder der Tönnies?"

Auch Joachim Jung, Vater vom erfolgreichsten deutschen Reiter, lässt es sich schmecken: "Das war faszinierend. Unglaublich, wie Tönnies das komplette Schwein verwertet."

Sein Sohn Michael hat dagegen seinen Arm in einer Binde. Oberarm-Bruch nach dem Sturz mit dem Nachwuchspferd Choclat. Jung: "Beim German Masters in Stuttgart werde ich leider nicht aktiv mitreiten können. Das ist sehr schade für mich, weil es toll war, vor heimischem Publikum zu reiten. Ich denke, dass ich Anfang Dezember wieder anfangen kann, zu trainieren."