Die von einer Terror-Miliz gelegten Brände zerstörten Gebäude und den Stromgenerator. Foto: Kolpingsfamilie

Überfall auf Kloster in Mosambik. Geflohene sind in Sicherheit. Missionsprojekt der Kolpingsfamilie wird wieder aufgebaut.

Waldachtal-Salzstetten - Hohe Wellen schlägt der terroristische Überfall auf das neue Benediktiner-Kloster in N’Nanda in Mosambik. Jetzt gibt es dazu Informationen aus erster Hand, die schon wenige Tage nach dem schrecklichen Ereignis an die Kolpingsfamilie Salzstetten übermittelt wurden.

Mitglieder der Kolpingsfamilie erschüttert

Der deutsch sprechende Pater Christian Temu berichtet an die Kolpingsfamilie Salzstetten, dass die Benediktiner in Sicherheit sind. Im Nachbarland Tansania warten sie in ihrem Stamm-Kloster in Ndanda ab, bis sich die Lage in Mosambik geklärt hat. "Den Mitbrüdern geht es in der Quarantäne in Tansania gut", teilt Missionsprokurator Maurus Runge mit.

Diese Attacke auf das Salzstetter Missionsprojekt hat die Mitglieder der Kolpingsfamilie erschüttert. Der Aufbau einer Klosterneugründung in dem ostafrikanischen Land Mosambik hat einen Rückschlag erlitten. Dennoch hält die Kolpingsfamilie an ihrem Missionsprojekt fest und unterstützt den Neubau einer Gesundheitsstation, die für die verarmte Bevölkerung dort von großer Bedeutung ist. Gott dankbar sind alle Beteiligten, dass es nur bei Sachschäden im afrikanischen Partnerkloster der Benediktiner von St. Ottilien geblieben ist.

Dunkelheit abgewartet

Pater Christian vom Missionsbüro Ndando schildert den Angriff auf die Mission in N’Nango: "Am 15. Mai, wollte die Gemeinschaft von N’Nango eigentlich ihr Patronatsfest, das Fest des Heiligen Pachomius, feiern. Leider konnte es nicht stattfinden. Vor drei Tagen, am 12. Mai, kam eine militante islamistische Gruppe ins Dorf von N’Nango und griff einen kleinen Militärposten an. Nachdem sie die Soldaten getötet hatten, blieben sie im Ort. Es war nicht das erste Mal, dass die Gruppe in der Nähe des Dorfes war. Daher setzten die Dorfbewohner ihre Arbeit fort - vorsichtig. Unsere Brüder, deren Kloster zwei Kilometer vom Zentrum des Dorfes entfernt liegt, wurden über diese Neuankömmlinge informiert, aber auch sie setzten wie die Übrigen ihr Ora et Labora (Bete und Arbeite) fort. Auch in Ndanda (im Stammkloster Tansania) hatten wir von der Präsenz der Militanten in N’Nango gehört. Ich rief Pater Deusdedith, den Oberen des Klosters, an, um mich über ihre Sicherheit zu erkundigen. So wie die anderen Dorfbewohner schienen die Neuankömmlinge keine direkte Gefahr darzustellen. Wer konnte ahnen, dass sie die Dunkelheit abwarten würden, um ihren diabolischen Schritt zu machen?"

Flucht in den Busch

Dann wurde es dramatisch: "In der Nacht am Dienstag, 12. Mai, näherten sie sich unserer Mission. Die Brüder waren nervös und konnten daher nicht schlafen. Sie hörten sie kommen und flohen sofort in den Busch, bevor die militante Gruppe sie erreichen konnte. Drei Brüder flohen gemeinsam. Der vierte Bruder lief in eine andere Richtung und wurde von seinen Mitbrüdern getrennt. Nach einem ganzen Tag wurden sie dank der Hilfe eines treuen Arbeiters wieder vereint. Dieser Arbeiter, Thadeo, ging ins Dorf und kaufte rohes Maniok zum Essen. Zwei Tage lebten und schliefen die Brüder im Wald. In Ndanda hörten wir von alldem durch Freunde und Nachbarn. Aber wir konnten sie nicht erreichen, weil sie ihre Handys nicht dabei hatten. Wir waren sehr um ihre Sicherheit besorgt. Pater Deusdedith ist als ein sehr zäher und positiv denkender Mensch bekannt. Er ist jemand, der erfolgreich sein will und der nicht aufgibt. Ich wusste, dass er mit seinen Brüdern überleben wird. Wir waren nicht überrascht, zu hören, dass sie Imbuho in 50 Kilometern Entfernung erreicht haben. Es wird von der Sicherheitslage auf dem Weg nach Tansania abhängen, wann sie nach Hause kommen, während wir die Lage in Mosambik sondieren. Wir hoffen, dass wir in unsere Mission zurückkehren können, sobald es die Situation erlaubt."

Durch ein Telefonat mit Pater Deusdedith wissen die Verantwortlichen: "Das äußere Gebäude wurde niedergebrannt. Dieses Gebäude enthält Lagerräume, eine Wäscherei, eine Garage und zwei Gästezimmer. Es wird wieder aufgebaut werden müssen. Alles in diesem Gebäude ist abgebrannt, auch ein Generator. Sie haben versucht, das Hauptgebäude abzubrennen, indem sie Diesel auf den Boden schütteten, das sie anzünden wollten. Zum Glück hat der Herr es verhindert, dass der Diesel ernsthaft brannte. Der Schaden hier ist gering. Sie haben gestohlen und mit sich fortgetragen, was sie tragen konnten, unter anderem die Kleidung der Brüder und Computer. Den Toyota Pick-up haben sie auch mitgenommen."

Spätfolge des Kriegs

Abt-Präses Jeremias Schröder, der auch Radio Vatikan ein Interview gab, schreibt zu den Hintergründen: "Die Situation im Norden Mosambiks wird bestimmt durch jahrzehntelange Vernachlässigung der wirtschaftlichen Entwicklung dieses abgelegenen Gebietes als Spätfolge des Bürgerkrieges in Mosambik. Vom Schmuggel von Elfenbein, Holz, Heroin und Rubinen profitieren lokale Eliten. Die Entdeckung großer Erdgasvorkommen vor der Küste hat nun auch das Interesse internationaler Akteure an der Region geweckt. Inmitten dieser unübersichtlichen Lage bewegt sich eine im Laufe der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte entstandene Terrormiliz radikalisierter islamischer Jugendlicher, die von der Zentralregierung bisher nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten und über deren Hintermänner man nicht allzu viel weiß. Experten vergleichen diese mosambikanische Terrormiliz mit Boko-Haram in Nigeria."

Offensive gegen Terror

Missionsprokurator Pater Maurus Runge blickt zurück auf die Anfänge der Kloster-Neugründung in Mosambik und gibt seine erste Einschätzung der Lage im Norden des armen afrikanischen Landes wieder: "Im Jahr 2015 sind die Missions-Benediktiner der Abtei Ndanda in Tansania auf Bitten von Bischof Luis Fernando Lisboa der Diözese Pemba in den Norden Mosambiks gekommen, um dort ein benediktinisches Zentrum mit Klinik, Handwerkerschule und anderen Sozialprojekten aufzubauen. Der jetzige Überfall auf das Kloster ereignete sich während einer Regierungs-Offensive gegen die Terroristen in unmittelbarer Nähe des Klosters. Auch wenn diese Attacke einen Rückschlag bedeutet, ist es dennoch unsere Hoffnung, dass er die langfristige Arbeit unserer Kongregation in der Region nicht dauerhaft unterbindet." Man könne hier an die Anfänge der Missions-Benediktiner im Jahr 1889 in Ougu/Tansania denken, als das damals ebenfalls weniger als ein Jahr bestehende Kloster von Rebellen zerstört wurde. Heute, so Runge, kommen mehr als 50 Prozent der Missions-Benediktiner aus Afrika.

Pater Maurus ruft auch Salzstetten zum Gebet auf: "Wir bitten Sie um Ihr Gebet für die Mitbrüder in Mosambik und für alle, die ihnen anvertraut sind." Runge: "Glücklicherweise ist keiner ums Leben gekommen, und allein das zählt. Wenn die Sicherheitslage sich verbessert, denke ich, dass es möglich sein wird, mit unserer Mission so engagiert wie zuvor fortzufahren. Wir haben diese Mission aufgebaut mit der sorgenden Unterstützung, die wir von unseren Prokuren, Mitbrüdern, Freunden und Wohltätern erhalten haben. Selbst in dieser Tragödie wissen wir, dass wir nicht alleine sind. Mit eurer Unterstützung sind wir überzeugt, dass wir die Mission von N’nango wieder aufbauen können. Was unseren Mitbrüdern in Nordkorea und Pugu in der Vergangenheit geschehen ist, lehrt uns eine Lektion: Ein Missionsbenediktiner zu sein, bedeutet zäh zu sein. Mit eurer Unterstützung hoffen wir, zäher und stärker denn je zu sein. Wir sind eurer mitbrüderlichen Unterstützung immer zu Dank verpflichtet!"

Spenden können überwiesen werden auf die Spendenkonten der Kolpingsfamilie Salzstetten bei den örtlichen Banken.

Weitere Informationen: kolpingsalzstetten.entwicklungshilfe@gmx.de