Ein idyllischer Ort: Die St. Hilarius-Kapelle in Tumlingen ist ein Geheimtipp. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Historische Sankt Hilarius-Anlage in Tumlingen ist ein Geheimtipp für Kulturinteressierte und Erholungssuchende

Die St. Hilarius-Kapelle in Tumlingen gilt als das älteste Gebäude von Tumlingen. Das einzigartige dörfliche Idyll und die geschichtsträchtigen Reste der früher bedeutenden Kirche zu retten und zu erhalten ist vielen Tumlingern ein Herzensanliegen.

Waldachtal-Tumlingen. Im Jahr 1267 ist die St. Hilarius-Kirche erstmals urkundlich erwähnt worden. Sie ist benannt nach Bischof und Kirchenlehrer Hilarius von Poitiers (315-367). Im ehemaligen Land Württemberg galt sie als die einzige Kirche, die Hilarius geweiht war.

Seit Jahrzehnten gilt die historische Anlage auf einem Berghügel über der Ortschaft Tumlingen als ein Geheimheimtipp für Kulturinteressierte, Erholungssuchende und Touristen. Denn das beschauliche Anwesen bietet eine besinnliche Atmosphäre unter schattenspendenden Bäumen und eine herrliche Rundumsicht auf das Tal der Waldachtal und auf Tumlingen. Es ist ein Verweilplatz für alle Generationen. Manches Liebespaar hat dort oben ein lauschiges Plätzchen gefunden.

Im Vorjahr konnte Tumlingen das Jubiläum "750 Jahre St. Hilarius-Kapelle" festlich mit einer Benefiz-Serenade begehen, die ein großer Erfolg war. Unter Federführung von Walter Martini stellten die Freunde und Förderer Tumlingens dieses Event zusammen mit dem Männergesangverein Harmonie auf die Beine. Martini betont stets: "Es ist ein einzigartiges dörfliches Kleinod."

Der Ortschaftsrat und allen voran der Verein "Freunde und Förderer Tumlingen" haben es sich zur Aufgabe gemacht, diese historische Anlage in Ortsnähe zu pflegen und zu erhalten.

"Die Schaffigen Rentner" sind stets vor Ort, um regelmäßig zu mähen. Hier engagieren sich fleißig Gerhard Kirschenmann und Rolf-Dieter Wasem. Zuvor arbeitete Horst Kallenberger sieben Jahre lang mit. 2014 haben sie die alte Friedhofsmauer grundlegend saniert.

Gerade für die Einwohner von Tumlingen und Hörschweiler erlangte der Berghügel als Friedhof bis 1923 eine besondere Bedeutung. So spricht die Bevölkerung heute noch vom "Alten Friedhof", jüngere sogar von "Sankt Hill". Die alte Hilarius-Kirche, die bis zur Reformation jährlich am 23. April für Katholiken aus der Region Ziel von St. Georg-Wallfahrten war, diente nach den Jahren 1687/91 nur noch als Friedhofskirche. Im Jahr 1823 wurde sie abgebrochen. Behauptungen kursierten, die Steine seien zur Erweiterung der Friedhofsmauer und zum Bau des Schulhauses verwendet worden. Nur der Turm blieb stehen. 1834 fiel auch dieser bei einem Sturm in der Silvesternacht um. Der Turmstrunk wurde dann durch ein Dach gesichert.

Spannende Historie in Tumlingen

Nicht nur die Kirche war auf dem Berg: Im Jahre 1267 habe Graf Hermann von Sulz dem Eberhard von Horb den Tumlinger Berg und die Pfarrkirche des Dorfes samt Vogtei und Hof verkauft. In der Urkunde über den Tumlinger Berg sind Rückschlüsse auf einen herrschaftlichen Hof möglich. Neben dem Unterdorf und dem Oberdorf, die heute im Ortsbild von Tumlingen gerade noch zu erkennen sind, stellte der Berg das dritte, den herrschaftlichen Siedlungskern, des Dorfes dar. "Alte Karten aus der Zeit um das Jahr 1600 zeigen das deutlich", wusste der ehemalige Kreisarchivar, der promovierte Tumlinger Gerhard Wein. Erst im Jahr 1627 ist die Wohnung des Pfarrers vom Hilarius-Berg in das Unterdorf verlegt worden.

Drei Altäre gab es in der Kirche oben und zwei Glocken auf dem Turm. Die Größere der beiden zerbarst an Weihnachten 1673. Die neu angeschaffte Glocke ertönte dann erstmals 1692, musste aber später im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1942 abgegeben werden. Im 30-jährigen Krieg (1616-1648) wurden die Fensterscheiben eingeschlagen und die Glockenseile gestohlen. Das Dach war undicht.

1796 lagerten französische Truppen in der Nähe der Kirche. Sie brachen die Kanzel und Kirchenstühle heraus und benutzten sie als Brennholz. Überreste der Kirche drohten 1809 einzustürzen. Bis 1869 diente der Tumlinger Hilarius-Friedhof auch als letzte Ruhestätte für die Toten aus Hörschweiler.

Den Bürgern war ihr "Alter Friedhof" immer wichtig. Dem Tumlinger Kleinod hoch droben über dem Ort drohte immer wieder der Verfall. Die umgebende Friedhofsmauer, so Wolfgang Strauß, der 2016 eine Zusammenfassung über Sankt Hilarius zu Papier brachte, war oft durch Wind und Wetter, Frost und Kälte marode geworden und drohte einzustürzen. Auch das Dach des Turmstrunkes war schon undicht. Dank reger Spenden bei Benefiz-Serenaden und einer Großspende von Ehrenbürger Artur Fischer sowie weiteren zahlreichen Spendern konnten die Mängel immer wieder beseitigt werden. Auch die Ortschaftsräte spendeten ihre Sitzungsgelder. In den vergangenen 15 Jahren ist die Turmbedachung mit Arbeitsbeteiligung von Freiwilliger Feuerwehr, Bauhof der Gemeinde, Ortschaftsräten und vielen Bürgern instand gesetzt worden. Eine fachgerechte Sanierung der Südmauer konnte 2014 realisiert werden unter tatkräftiger Mithilfe der Gruppe "Die schaffigen Rentner".