Orgelbaumeister Tobias Merkle inspiziert Einzelteile. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Die intensive und dringende Instandsetzung der Kirchenorgel verlangt rund 500 Arbeitsstunden

Waldachtal-Salzstetten. Fachgerecht instandgesetzt wird die Kirchenorgel in Salzstetten seit Anfang Mai von den Orgelbaumeistern Tobias Merkle und Thomas Dehmel. Die Ausreinigung durch Orgelbau Rohlf nimmt an die 500 Stunden in Anspruch. Im Juni soll die Königin der Instrumente wieder betriebsbereit sein.

In dem vom Kirchenmusikdirektor Karl Echle festgestellten Gutachten vom März 2017 wurden eine starke Verschmutzung festgestellt und eine Generalüberholung empfohlen. Erfahrungsgemäß steht diese nach 25 Jahren turnusgemäß an. Die 64 Jahre alte Kirchenorgel mit ihren 30 klingenden Registern und 2048 Pfeifen ist elektro-pneumatisch gesteuert und verfügt noch über mechanische Elemente. Die größten Pfeifen sind fünf Meter lang. Die kleinste Pfeife misst gerade mal sechs Millimeter klingende Länge.

In den ersten Tagen der Restaurierungsarbeiten sahen die beiden Orgelbauer aus wie Kaminfeger, weil sie neben Staub auch durch Kerzen und Weihrauch verursachte Rußpartikel aus den vielen Pfeifen entfernen mussten. Es gelangten auch Insekten wie Libellen und Wespen und sogar eine inzwischen mumifizierte Fledermaus in die Pfeifen. Dies führte dazu, dass die betroffenen Pfeifen nicht mehr erklingen und gereinigt werden müssen.

Als dritter Mann war Schreiner Tudor Roberts von Rohlf-Orgelbau tätig. "Der Orgelbauer sieht bei der Renovierung, in welcher Konfession er sich befindet", schmunzelt Tobias Merkle. Evangelische Kirchen seien nicht so rußbelastet, weil da weniger Kerzen brennen. Das Leder der Membranen und Bälgchen auf den Tonleisten, so der Orgelsachverständige der Diözese, wird mit den Jahren porös und führt so zum Ausfall von Tönen und Registern. Schadhafte Teile müssen daher erneuert werden. Überprüft wurden daher mehr als 2000 Membranen.

Neben handwerklichem Können ist Musikalität und ein Gehör zum Differenzieren gefragt: Die Orgelbaumeister hören feine Unterschiede in Klangfarben und Lautstärke. Es ist von Vorteil, wenn man selber Orgel spielen kann, wie es bei Thomas Dehmel der Fall ist.

Beide Orgelbaumeister, die die Salzstetter Orgel instand setzen, sind musikaffin. Sie erledigen bei der Generalüberholung der Reiser-Orgel auch die klangliche Arbeit. Besonders schätzen sie die mechanischen Teile. Sanierungsbedarf bestand auch bei der Elektrik aus den 1950er-Jahren. Sie muss im Hinblick auf Sicherheit und Zuverlässigkeit geprüft werden. "Wir haben den Gleichrichter ausgetauscht und die Elektrik modernisiert", bestätigen die Orgelbaumeister, die Spezialisten hinzugezogen haben.

Orgelbau Johannes Christian Rohlf ist spezialisiert auf Restaurierungen. In seiner Orgelwerkstatt wurden bisher 205 Orgeln gefertigt. Die größte Rohlf-Orgel steht in Hamburg.

In den vergangenen Jahren sind an der Reiser-Orgel in Salzstetten schon öfters Funktionsstörungen und Ausfälle von Pfeifen respektive Registern aufgetreten. Diese sind notdürftig behoben worden. Bereits 1992/93 ist das Instrument nach einer umfangreichen Innenrenovierung der St.-Agatha-Kirche durch Reiser-Orgelbau für 56 000 Mark restauriert worden. Das Amt für Kirchenmusik der Diözese gab einen Zuschuss von 18 000 Mark.

Bald wird die Salzstetter Kirchenorgel wieder zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen erklingen. Orgelbaumeister Merkle bekräftigt stolz: "Es ist eine gute, erhaltenswerte Orgel, klanglich und technisch."