Ehrungen für besonderen Einsatz bei der Renovierung: Regina Martini (von links), Rolf Müller, Ralf Hornberger, Hans und Sieglinde Ziefle. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Marienkirche: Mit Eigenleistungen ein großes Werk geschaffen / Cresbacher Tauben stiften Ökumene

Waldachtal-Cresbach. Die Cresbacher Kirchengemeinderätin Sabine Kübler sprach beim Festgottesdienst anlässlich des Wiedereinzugs in die Marienkirche Cresbach vielen aus dem Herzen: "Schön ist sie geworden. Man kennt sie fast nicht mehr." Die Renovierung sei "eine herbe Geburt" gewesen, aber ein Rad habe in das andere gegriffen. "Jede Minute hat sich gelohnt. Es hat immer alles gepasst." Sie berichtete von ihrer "göttlicher Eingebung". Sabine Kübler regte "Scheinwerfer-Gottesdienste" an und dachte dabei an Euro-Geldscheine, die noch benötigt werden.

Die Cresbacher Rätin bemühte einen alten Spruch für ihren Zukunftswunsch: "Gott segne dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus." Sie freue sich ganz arg, dass die kirchlichen Gruppen wie die Cresbacher Kinderkirche jetzt einen neuen Gemeindesaal zur Verfügung haben. Von der Planung bis zur Fertigstellung: Zweieinhalb Jahre beanspruchte die Baumaßnahme am Kulturdenkmal Marienkirche, teilte Architekt Klaus Gall mit. Die Rohbauarbeiten begannen im Oktober 2017. Insgesamt waren 31 Handwerksbetriebe beschäftigt. Die Herstellung des Wasseranschlusses und der komplette Austausch des Sandsteinbodens samt Dämmung gegen Feuchte waren Herausforderungen. Wenn die Baukosten auch 25 Prozent höher waren als geplant: "Durch Eigenleistungen wurde ein großes Werk geschaffen", zollte Gall Respekt.

Eine fast neue Kirche

Bürgermeisterin Annick Grassi hob das "unglaublich große ehrenamtliche Engagement" hervor: "Das zeichnet Cresbach aus!" Der Ort habe jetzt eine fast neue Kirche bekommen, die immer so mit Besuchern gefüllt sein solle. "Sie ist wunderschön geworden, die Marienkirche samt Anbau", meinte die Gemeindechefin. Durch den Abkauf des Bürgersaals in Oberwaldach habe die bürgerliche Gemeinde ihren Beitrag geleistet. Die ursprünglich angedachte Menschenkette zwischen der Tumlinger Christuskirche und der Cresbacher Marienkirche zur Mitfinanzierung der Renovierung hätte über 3000 Menschen gebraucht. Bedenken wegen rechtlicher Vorkehrungen hatten ein Zustandekommen verhindert, zu vorschnell. Und: "Die Überquerung von zwei Landstraßen haben wir uns nicht zugetraut."

Diese "gute Idee" solle man weiterhin im Auge behalten. Ortsvorsteher Friedrich Gerhard betonte: "Cresbach ist sehr stolz. Es ist wirklich toll gelungen." Die Kirche sei licht und hell geworden. Er zitierte aus Schillers Glocke: "Soll das Werk den Meister loben; doch der Segen kommt von oben." Zusammen mit dem wiedereröffneten Gasthaus Traube nebenan könne der neugestaltete Vorplatz der Marienkirche zu einem "Platz der Begegnung" werden.

Pirmin König gratuliert

Dafür wünsche er sich "Freundschaft und Liebe" sowie "Wachstum und Blühen dieser Stätte". Beeindruckt als Ortsvorsteher habe ihn der bedingungslose, liebevolle Einsatz von Hans Ziefle und der Helfer.

Pirmin König gratulierte für die katholische Seelsorgeeinheit, der die Cresbacher zur gelungenen Kombination von modernem Glas-Anbau und fast 150 Jahre alter Kirche beglückwünschte. "Die Kirchtürme mit ihrem Glockenschall sind das verbindende kommunizierende Element der einzelnen Ortschaften", sagte König, der Waldachtal als "das Tal der Kirchen" bezeichnete. "Das dachten sich wahrscheinlich auch die Tauben, die den Kirchturm der Marienkirche bewohnten und während der Bauphase ausgeflogen und einen anderen Unterschlupf suchten. Sie landeten natürlich prompt im Turm der Lützenhardter Herz-Jesu-Kirche und ließen sich dort häuslich nieder." Pirmin König: "Dass die Ökumene im Waldachtal funktioniert, hat sich schon in der Tierwelt herumgesprochen." Der Kirchengemeinderatsvorsitzende der katholischen Gemeinde sorgte für Erheiterung der Gemüter: "Deshalb habe ich heute als Gastgeschenk zwei dieser Tierchen, die zwischenzeitlich katholisch getauft sind, mit einem kleinen Gruß im Schnabel wieder mitgebracht." Rolf Müller dankte und antwortete schlagfertig. "Das Geschenk nehmen wir gern. Aber die Tauben kann Lützenhardt behalten. Wir brauchen sie nimmer."

Dekan-Stellvertreter Wolfgang Sönning erklärte: "Seit fast 150 Jahren bot die Marienkirche für den Ort Cresbach ein Stück Geborgenheit in unruhigen Zeiten." Von der aufgeschlagenen Bibel auf dem Altar gehe alles aus, die Heilsgeschichte Gottes. "Licht der Welt sollen wir sein", unterstrich Sönning. Es mache Sinn, dass sich der Gemeindesaal als Raum der Begegnung direkt an die Kirche anschließe. "Von diesem Ort soll viel Segen ausgehen", wünschte der Dekan-Stellvertreter.

Diakon Ralf Hornberger würdigte das Engagement des Kirchengemeinderatsvorsitzenden Rolf Müller und überreichte ein Geschenk. Er verband damit ein Dankeschön an alle, die mitgeholfen und gebetet haben. Angesichts der gelungenen Kirchen-Renovation rief er dazu auf, weiterhin das Reich Gottes zu bauen. Rainer Fischer zeigte eine Bilderschau von Baustellen-Fotograf Karl Hackstock.