Beim Mühlentag in Vesperweiler war für Groß und Klein viel geboten. Foto: Hopp

Besucher strömen am Pfingstmontag in Mönchshofsägemühle in Vesperweiler. Viel geboten.

Waldachtal-Vesperweiler. Der knallblaue Morgan – die Automobillegende – drängelt sich an den Menschentrauben vor der Mönchshofsägemühle am alten Wahl-35-Trecker vorbei, an dem Thomas Bretzing Stämme sägt. Adolf Weinläder bohrt ein Holzwasserrohr wie im Jahr 1500 mit seiner Teuchel. Willkommen in der Vergangenheit!

Der Mühlentag in der Mönchhofsägemühle. Aus dem Morgan steigt ein Mann mit zwei kleinen Kindern. Rein in die Faszination von Früher!

Waldachttals Bürgermeisterin Annick Grassi bringt es in ihrer Begrüßungsansprache auf den Punkt: "Wir sind stolz auf die Familie Schittenhelm. Genießen Sie das erlebbare Kulturdenkmal, lassen Sie es sich hier gut gehen. Und kommen Sie in gute Gespräche."

Dazu gibt es genug Inspirationen. Das 6,50 Meter mächtige Mühlrad aus Holz. 2,5 Tonnen Wasser setzen das 3,5 Tonnen schwere Rad in Bewegung, damit man oben die Stämme in Bretter schneiden kann.

Bernd Schittenhelm: "Das Wasser fällt von oben auf das Rad herab. Das geht natürlich nur in bergigen Gegenden wie im Schwarzwald. Im Rheinland oder am Bodensee geht das nicht!"

Eine gute halbe Stunde später steht Schittenhelm eine Etage höher. Er drückt einen Hebel, tritt auf ein Pedal – und schon fängt das Sägegatter an, den Stamm in Bretter einzuschneiden! Es riecht nach frischem Sägemehl.

Gut 20 Meter weiter steht Zimmermann Weinläder und macht erst mal eine Zigarettenpause.

Gerade hat er den Holzbohrer namens Teuchel aus dem Stamm gezogen und die Späne mit einem Dreh ausgeworfen. Die Kollegen haben einen Stamm mit Äxten von der Rinde entfernt.

Weinläder: "So hat man vor über 400 Jahren die Balken gemacht. Und die Wasserrohre aus Holz wurden beispielsweise in Freudenstadt oder Dornstetten verlegt, um die Häuser mit Wasser zu versorgen." Die Wasserleitungen sind heute aus Kunststoff, doch die Balken werden teilweise immer noch per Hand aus Stämmen zum Kantholz gemacht – wenn der Denkmalschutz es verlangt!

Weinläder: "Wir wollen der Jugend zeigen, wie man damals so geschafft hat."

Und das zieht sich durch rund um den Mühlentag. Sogar am Stand des Jugendraums Waldachtal wird nicht am Smartphone gespielt, sondern aus gebogenen Weiden lustige Holz-Deko geflochten.

Simone Czempik steht heute mal nicht in der Tourist-Info, sondern bietet ihren märchenhaften Fruchtsirup an. Liebevoll gestaltete Etiketten mit Märchen-Figuren. Czempik lacht: "Komisch, dass der Elfenzauber kaum von Männer gekauft wird."

Wilfried Keller aus Dornhan hat Ziegenschmalz aus Bocksfett dabei – neben Ziegen-Würsten und Käse. Am Stand des "Holzwurm Peter" knattert die Motorsäge. Peter Thumm: "Mein Sohn Benjamin teilt so das Holz für meine Drechselarbeiten ein. Die Rindenstücke nimmt meine Frau Lucia für ihre Deko-Artikel – daraus macht sie beispielsweise Osterhasen!"

Bier in homöopathischen Dosierungen gibt es bei Timo: Er zapft das Alpirsbacher in ein 0,1 Glas. Timo grinst: "Wir stehen hier am Eingang. Je weiter man durchkommt, desto größer werden die Gläser!"

Dahinter gönnt sich die Feuerwehr Waldachtal erst mal ein bisschen Schatten. Stundenlang haben die Kameraden in der Hitze gestanden und haben den Verkehr geregelt. Uwe Schittenhelm: "Das ist ganz wichtig, weil Vesperweiler sich beim Mühlentag im Ausnahmezustand befindet. Ich möchte mich auch beim Landratsamt für die unkomplizierte Sondergenehmigung bedanken und dem Roten Kreuz. Und bei der Bevölkerung, dass sie zum Mühlentag so tolerant ist."

Da kann man nur sagen: Vesperweiler – nichts ist geiler!

Und die Gäste – sie genießen das einmalige Ambiente. Und müssen nach den ganzen Infos und Eindrücken auch mal verschnaufen. Eine Frau sagt zu ihrem Mann: "Siehst du, jetzt vespern wir sogar noch in Vesperweiler!"