Mit dem Drängeln beim Einsteigen in den Bus haben auch die Fünftklässler schon ihre Erfahrungen gemacht. Dass es aber auch anders – und sogar viel besser – geht, erfuhren sie kürzlich bei einem Busprojekt in Lützenhardt. Foto: Moser Foto: Schwarzwälder Bote

Busprojekt: Schweizer Reisen und Polizeibeamte bringen Schülern richtiges Verhalten am und im Bus nahe

W aldachtal-Lützenhardt. Mit rund 30 Stundenkilometern und knapp 20 Schülern an Bord ist der Bus unterwegs. Vollbremsung. Ein halb mit Wasser gefüllter Kanister rutscht von ganz hinten durch den Mittelgang nach vorne. Erst im Eingangsbereich kommt er zum Liegen.

So wie dem Kanister könnte es auch einem Schüler gehen, der im Bus steht, ohne sich festzuhalten, gibt Polizeibeamter Walter Kocheise zu bedenken. Noch dazu sei der Bus gerade eben mit 30 Stundenkilometern noch sehr langsam unterwegs gewesen – und mit der Geschwindigkeit steigt auch die Gefahr. Deshalb sei es unerlässlich, sich wenn man im Bus stehen muss, festzuhalten – "sonst ist man Matsch", stellt ein Schüler fest. Busfahrer Martin Stollmeier merkt an: "Man bringt sich selbst – und im sch limmsten Fall auch andere – in Gefahr."

Für genau diese Gefahr, die bei falschem Verhalten im und um einen Bus entstehen kann, soll das Busprojekt die Schüler sensibilisieren. Das Unternehmen Schweizer Reisen und das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Tuttlingen richten die Veranstaltung auf dem Betriebsgelände von Schweizer Reisen in Lützenhardt aus. Dazu sind vier Polizeibeamte und vier Busfahrer an drei Vormittagen im Einsatz. Die Veranstaltung soll den Schulkindern einerseits das richtige Verhalten im Bus und an der Haltestelle beibringen, andererseits aber auch den Dialog zwischen Busfahrern und Schülern fördern. Das Verhältnis zwischen diesen beiden Gruppen sei nämlich oftmals angespannt – meistens aufgrund von Missverständnissen und mangelnden Kenntnissen der Lage des jeweils anderen, weiß Matthias Klumpp. Der Polizeibeamte organisiert die Projekttage, an denen dieses Jahr 244 Schüler teilgenommen haben.

Hintergrund der Aktion ist laut Klumpp, dass das Fehlverhalten der Passagiere der größte Risikofaktor sei, wenn es um Unfälle mit Bussen gehe. Zwischen zehn und 15 Verkehrsunfälle mit Schulbussen gebe es jährlich im Landkreis Freudenstadt. "Natürlich sind da auch ganz normale Unfälle dabei, für die die Busfahrer oder andere Verkehrteilnehmer verantwortlich sind. Aber der Großteil wird durch Schüler verursacht, die zum Beispiel nicht warten, bis der Bus weitergefahren ist, sondern sofort versuchen, über die Straße zu rennen."

Wie gefährlich das falsche Verhalten an der Bushaltestelle sein kann, demonstriert Klumpps Kollege Kocheise draußen. Wer beispielsweise meint, ganz vorne am Bordstein stehen zu müssen, wenn der Bus in die Haltestelle einbiegt, setzt sich selbst einem großen Risiko aus: Bei der Einfahrt in die Haltestelle schwenkt der Bus vorne über die Bordsteinkante – und reißt dabei Verkehrshütchen um, die Kocheise dort zu Demonstrationszwecken platziert hat. "Und schubsen geht gar nicht – das ist viel zu gefährlich", bläut der Polizeibeamte den Schulkindern ein. Was auch gar nicht geht – nicht nur aus Sicherheits-, sondern auch aus Zeitgründen – ist das Drängeln am Bus, das bei fast jeder Schülergruppe zu beobachten ist. Auch die anwesenden Fünftklässler haben damit schon ihre Erfahrungen gemacht: "An meiner Bushaltestelle ist immer ein Riesengedrängel. Da trau ich mich schon gar nicht mehr, vorne zu stehen", berichtet eine Schülerin. Auch Kocheise findet das Drängeln am Bus unmöglich und will den Fünftklässlern zeigen, dass man durch das richtige Verhalten nicht nur sicherer, sondern auch sehr viel schneller in den Bus einsteigen kann. Und tatsächlich: Wenn die Schüler beim Einsteigen drängeln und sich gegenseitig wegschubsen dauert das Ganze fast doppelt so lange.

Gelegenheit zum Erlernen des richtigen Verhaltens und zum Austausch mit Busfahrern hatten die Schüler definitiv genug. "Und jetzt hoffe ich natürlich auch, dass ihr etwas mitnehmt und nicht alles wieder vergesst", meint Stollmeier am Ende. Wenn sich jeder an ein paar Regeln hält – davon ist er überzeugt – könne das Beisammensein sehr viel harmonischer sein als es das momentan ist. Es sei immer auch wichtig, sich zu überlegen, wie die Situation für andere ist: "Wenn ihr im Bus laut Hip-Hop hört, gefällt mir das nicht – und ganz sicher auch dem älteren Mann nicht, der mitfährt. Aber wenn der dann anfängt laut SWR4 zu hören, dann gefällt euch das genauso wenig."