Medizin: Horst Richter kann sich nun auf Patienten konzentrieren / Medizinisches Versorgungszentrum unterstützt

Lützenhardt ist seit Anfang November des vergangenen Jahres ohne Hausarztpraxis. Die Praxis, welche die Hausärztin Lacramioara Miclaus von dem in Pension gehenden Horst Richter in der Hauptstraße in Lützenhardt vor Jahren übernommen hatte, war seither verwaist. Diese Zeiten gehören nun der Vergangenheit an.

W aldachtal-Lützenhardt. Die Praxis wird zum 3. April wieder geöffnet sein.

Groß war die Ratlosigkeit, als sich in den vergangenen Monaten herausstellte, dass kein Arzt aus der Umgebung in die Bresche springen wollte. Kooperationen Fehlanzeige. Die Gemeinde mit Bürgermeisterin Annick Grassi schaltete Anzeigen im Internet und der pensionierte Hausarzt Horst Richter bekräftigte öffentlich, dass er jederzeit bereit sei, die Praxis übergangsweise wieder zu führen. Allerdings musste er zuvor seine Zulassung als praktizierender Arzt wieder beantragen. Im Hintergrund arbeite noch jemand kräftig mit: Richters Ehefrau Rosemarie Richter, die ihren Gatten zeitlebens unterstützte und ihm die lästige Bürokratie vom Hals hielt, wusste zu helfen. Ihr kam auch die zündende Idee, sich hilfesuchend in einem Telefonat an "MEDI BW" zu wenden.

MEDI Baden-Württemberg ist ein eingetragener Verein, deren Mitglieder gleichzeitig in regionalen GbRen (Gesellschaften bürgerlichen Rechts) organisiert sind. Die GbRen vertreten die MEDI-Ziele und -Grundsätze unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten vor Ort. Aktuell gibt es in Baden-Württemberg 39 GbRen in  allen Landesteilen. Dem Verein untergliedert ist die hundertprozentige Tochter "Mediverbund AG", welche die zahlreichen Geschäftsfelder abdeckt. Dazu gehören neben Verhandlung, Verwaltung und Weiterentwicklung von Hausarzt- und Facharztverträgen (Kardiologie, Gastroenterologie, Psychiatrie, Neurologie, Psychotherapie, Orthopädie, Urologie, Diabetologie) mit mehreren großen Kassen auch die Bereiche Praxisbedarf, Versicherungen und MVZ- sowie Ärzteberatung.

Wolfgang Fink, Diplom-Gesundheits-Ökonom, Projektleiter MVZ beim Mediverbund in Stuttgart und Geschäftsführer von drei medizinischen Versorgungszentren (MVZ), nahm sofort Kontakt mit Rosemarie Richter auf. Schnell war für Fink klar, dass in Waldachtal neben dringendem Handlungsbedarf auch die Chance besteht, die Hausarztpraxis auf Basis einer Zweigpraxis einzugliedern. Ein junger Hausarzt aus Baiersbronn, Hans-Jörg Schaible, war sofort bereit, sich als ärztlicher Leiter im neu gegründeten MVZ "Ärzte am Reichenbach – MEDI-MVZ GmbH" in die Praxis in Lützenhardt einzubinden. Fink, Schaible, die anderen Gesellschafter des MVZ aus Klosterreichenbach sowie Richter waren sich schnell einig: Horst Richter wird die Praxis auf Angestelltenbasis übernehmen. Für das Personal (MFA, Sprechstundenhilfe) sorgt das MVZ ebenso wie für die Abwicklung aller bürokratischen Vorgänge, Verträge und Vereinbarungen. Horst Richter kann sich also in seinem Wirken komplett auf die Patienten konzentrieren und im Bedarfsfall auf seinen jungen Kollegen Schaible aus Baiersbronn zurückgreifen. Die Praxis Schaible aus Baiersbronn, die Praxis Wäckers aus Klosterreichenbach sowie zwei Weiterbildungsassistentinnen bilden das neue MVZ "Ärzte am Reichenbach", das ebenfalls mit dem Start der Lützenhardter Praxis am 3. April seine Arbeit aufnimmt. Das Ziel des Mediverbunds, langfristig Praxen im ländlichen Raum erhalten zu können, hat zumindest in Lützenhardt nun zum Erfolg geführt. Natürlich hofft Richter, dass die Praxis bei den Patienten wieder angenommen wird. Ab kommenden Montag, 5. März, können Patienten unter der Telefonnummer der Praxis Schaible (07442/3022) Termine für die Zweigpraxis in Lützenhardt vereinbaren.

Für Waldachtals Ortsteil Lützenhardt und seine Bürger bedeutet die Wiederaufnahme der Praxis die Sicherung ärztlicher Nahversorgung. Außerdem besitzt Lützenhardt somit wieder eine hausärztliche Praxis für die Sicherung des Luftkurortes. Großer Dank gebührt Rosemarie Richter, die nie müde wurde, für den Erhalt und Neustart der Praxis zu kämpfen. "Das hat sie fast im Alleingang geschafft", stimmte Fink zu. "Mit ihrem Telefonat mit MEDI setzte sie die letzten Hebel in Bewegung."

Ebenso erleichtert zeigte sich die Bürgermeisterin: "Es ist eine gute Lösung gefunden worden. Wir sind Dr. Richter ausgesprochen dankbar, dass er noch einmal diese Aufgabe übernimmt", teilte sie mit.