Pfarrer Romer und Wegner tauschen Heilsbotschaften und Ostergrüße an Christen aus / Aufruf, erfinderisch zu sein

Krisenzeiten lassen Menschen noch mehr zusammenrücken und das Gemeinsame, das Verbindende suchen. Eine zündende Idee für Geschwisterlichkeit unter Christen: Die Pfarrer der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinden in Waldachtal tauschen Ostergrüße an die Mitchristen aus.

Waldachtal. Diese Oster-Botschaften sind speziell für die 3340 Katholiken in der Seelsorgeeinheit und für die 1846 evangelischen Gemeindemitglieder in Waldachtal verfasst worden. So soll ökumenischer Spirit unter Christen in der Gemeinde Waldachtal gepflegt werden. Und: In schweren Zeiten dürfe man Jesus an seiner Seite wissen.

Der katholische Pfarrer Anton Romer schreibt einen Ostergruß 2020 an die Christen der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Waldachtal: "Liebe Mitchristen aus dem Waldachtal, gerne richte ich, auf Anregung von eurem Pfarrer, einen kurzen Ostergruß an Sie. Auch wenn wir in dieser schweren Zeit auf vieles verzichten müssen, insbesondere wir Christen auf das gemeinsame Feiern von Gottesdiensten, so dürfen wir uns doch verbunden und getragen wissen." Romer bekräftigt: "Verbunden dürfen wir uns wissen, als Gebetsgemeinschaft von an Jesus Christus Glaubende. Getragen dürfen wir uns wissen von Jesus Christus, der an unserer Seite ist. Dieses Wissen kann uns Christen stärken, ganz besonders in dieser schweren Zeit. So segne und begleite uns alle unser auferstandener Herr Jesus Christus, den wir in diesen Ostertagen besonders feiern. Pfarrer Anton Romer."

Romer fügt in seinen Gedanken zum Osterfest hinzu: "Nicht das leere Grab war entscheidend für den Auferstehungsglauben der Jünger, sondern die Begegnungen mit ihrem auferstandenen Herrn. Das war damals vor 2000 Jahren. Auch heute tun sich nicht wenige, auch Getaufte, mit dem Auferstehungsglauben schwer. Doch auch wir heute im Jahre 2020 haben ›Beweise‹, dass Jesus lebt. Es sind keine wissenschaftlich nachvollziehbaren Beweise. Es ist unser Glaube. Dieser beruft sich auf das Lebenszeugnis der Apostel und deren Erfahrung aus den Begegnungen mit dem Auferstandenen. Wer für sich diesen Glauben annehmen kann und Jesus an seiner Seite weiß, der ist nicht alleine in schweren Zeiten, wie dieser, in der wir gerade leben. Vergessen wir nicht die tröstlichen Worte, die Jesus Christus spricht: ›Ich bin bei euch alle Tage!‹"

Und der evangelische Pfarrer i.A. Johannes Wegner richtet ein österliches Grußwort an die "lieben Geschwister in der katholischen Kirche in der Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler": "Als katholische Mönche im 12. Jahrhundert in den Norden Deutschlands kamen, geriet einer von ihnen, ein Herr von Schöningh, in Gefangenschaft. Er verschwand in der Burg eines Weichselgrafen und niemand wusste, wo er war. Dort lag er in einem Wehrturm auf feuchtem Stroh und das einzige Licht kam durch ein ganz kleines Fenster oben im Turm. Nach Jahren widerfuhr dem wilden Grafen bei der Jagd ein Unfall und er überlebte nur knapp. Weil er ein abergläubischer Mann war, wollte er den Göttern gefallen durch ein Opfer und einem Bedürftigen einen Gefallen erweisen. Sein Gefangener fiel ihm ein. Dessen Freilassung sei ausgeschlossen, teilte er ihm mit, aber vielleicht habe er ja einen anderen Wunsch. Ein frisches Hemd zum Beispiel oder ein Bündel trockenes Stroh? Doch der Gefangene wünschte sich etwas ganz anderes: Er bat darum, man möge ihm an jedem Samstagabend eine Leiter in den Turm stellen, eine Leiter, die sie hoch sei, dass sie bis zum Turmfenster hinauf reiche. Und sie solle bis zum Sonnenaufgang stehen bleiben. Der Wunsch wurde ihm erfüllt. Ab da stieg er an jedem Sonntagmorgen sehr früh die Leiter hinauf und wartete dort oben auf das Licht des Tages. Und immer wenn die Sonne aufging, das alte Zeichen der Auferstehung Jesu, dann sang er aus dem vergitterten Fenster hinaus das Glaubenslied seiner Brüder: ›Christ ist erstanden von der Marter alle. Des soll’n wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.‹ Das tat ihm gut und stärkte ihn in seiner misslichen Lage. Wie der Zufall es wollte, hörten eines Tages seine Freunde den Gesang. Seine Geschichte ging gut aus. Er wurde von seinen Weggefährten aus dem Turm befreit."

Johannes Wegner wendet sich an die katholischen Mitchristen: "Das schätze ich an ihrer Kirche so sehr: Sie haben sich eine geistliche Ordnung und Liturgie erhalten. Damit haben sie der Christenheit etwas Unverzichtbares geschenkt, zum Beispiel die Schönheit des Kirchenjahres und das Wissen, dass man österliches Leben – soll es unser Herz erreichen und festigen – so richtig lange feiern sollte: von Ostersonntag bis Pfingsten."

Zu Ostern im Corona-Virus-Jahr 2020 schließt Wegner: "In dieser besonderen Zeit, in der sie sich nicht zu den Gottesdiensten treffen können, um Jesus Christus zu feiern, wünsche ich Ihnen, dass Sie genauso erfinderisch sind, wie dieser Mönch: Beheimatet in der geistlichen Liturgie der Kirche wünschte er sich eine Leiter, um jeden Sonntag mit ›Christ ist erstanden, des sollen wir alle fröhlich sein‹ zu begrüßen."