Maik Zinser und Marco Nofz, Kommandant der Feuerwehr Waldachtal, überreichten an Frank Knödler einen Spendenscheck über 1000 Euro zugunsten der Gustav-Binder-Stiftung, gesammelt bei einer Grillparty. Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Kommandantendienst- und Verbandsversammlung / Frank Jahraus: Tagesverfügbarkeit bereitet Sorgen

Lob und Anerkennung gab es für die Feuerwehren bei der Kommandantendienst- und Verbandsversammlung der Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt in den Räumen der Fischerwerke Tumlingen. Dabei wurde auch das Führungstrio des Kreisfeuerwehrverbands im Amt bestätigt.

Kreis Freudenstadt. Nach der musikalischen Eröffnung, die der Spielmannszug Horb unter Leitung von Hubert Rasch übernahm, begrüßte Kreisbrandmeister Frank Jahraus viele Gäste und Ehrengäste aus dem Feuerwehrwesen und der Politik. Marc-Sven Mengis, Vorsitzender der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe Fischer, vertrat Klaus Fischer, der erkrankt war, und stellte das Unternehmen vor. Auch die Feuerwehr des Unternehmens wurde im vergangenen Jahr zu 20 Einsätzen gerufen.

In ihrem Grußwort hob Bürgermeisterin Annick Grassi wesentliche Projekte in Waldachtal hervor, so den Bau eines zentralen Feuerwehr--Gerätehauses im Jahr 2011, mit dem die Feuerwehr Waldachtal zentralisiert wurde. Die Waldachtaler Feuerwehr habe 45 Aktive, die eine Tagesbereitschaft von 25 Feuerwehrleuten stellen kann. Die Jugendfeuerwehr besteht aus 28 Kindern.

FDP-Landtagsabgeordneter Timm Kern lobte die aktiven Frauen und Männer in der Feuerwehr, die eine selbstlose Arbeit übernehmen. Der gesellschaftliche Zusammenhalt zeige sich insbesondere bei den ehrenamtlich Tätigen in der Feuerwehr, im Technischen Hilfswerk, im Roten Kreuz und vielen anderen Organisationen. Aktuell fördert das Land Baden-Württemberg die Feuerwehren mit 56 Millionen Euro. Für 2019 seien 58 Millionen Euro vorgesehen.

Auch CDU-Landtagsabgeordneter Konrad Epple sprach als feuerwehrpolitischer Sprecher ein Grußwort. Landrat Klaus Michael Rückert bezeichnete die Tagesverfügbarkeit als ein großes Problem im Landkreis. Es sei nicht mehr selbstverständlich, den PC oder das Werkzeug aus der Hand fallen zu lassen, um zum Einsatz zu rennen. Für die Polizei sprach Markus Mast ein Grußwort. Die Zusammenarbeit von Polizei und Feuerwehr sei gut, stellte er fest. Viele Polizeibeamte seien ehrenamtlich in der Feuerwehr tätig. Mast sprach auch das Thema Gewaltübergriffe an. Davon sei man im Landkreis Freudenstadt bisher verschont geblieben.

Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, überbrachte die Grüße des Landesfeuerwehrverbands. Man dürfe den ländlichen Raum nicht aus den Augen verlieren, so Knödler. Das Ehrenamt müsse öffentlich gewürdigt und die Fort- und Weiterbildung müssten weiter gestärkt werden.

Nach den Gruß- und Dankesworten legte Maik Zinser den Bericht des Kreisfeuerwehrverbands vor. Der Kreisfeuerwehrverband versuche, Initiativen und Vorschläge des Landesfeuerwehrverbands umzusetzen. Dabei habe der Kreisfeuerwehrverband Themen wie das Strategiepapier "Freiwillig. Stark", die Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung im Blick. Zinser stellte fest, dass das Engagement der Freiwilligen Feuerwehren ohne die Unterstützung der Arbeitgeber nicht funktionieren kann. Kassiererin Doris Schatz legte den Kassenbericht vor. Forciert werden soll in diesem Jahr die Öffentlichkeitsarbeit.

Die Kreisjugendfeuerwehr hatte am Tag zuvor ihren Delegiertentag – ebenfalls in den Räumen der Unternehmensgruppe Fischer. Der neu gewählte Kreisjugendfeuerwehrwart Dirk Raible legte einen umfangreichen Bericht vor. Ziel ist es, das Eintrittsalter für die Kinder auf acht Jahre zu senken. Kreisstabführer Hubert Rasch betreut zwei Spielmannszüge – Talheim und Horb. In den Altersabteilungen hat die Pflege der Kameradschaft einen hohen Stellenwert, so Altersobmann Hans Dettling.

Das Führungstrio des Kreisfeuerwehrverbands – Maik Zinser, Jürgen Brendle und Franz Wittich – wurde bei den Wahlen im Amt bestätigt. Es folgten der Jahresbericht des Kreisbrandmeisters Frank Jahraus sowie Berichte von Markus Gründler und Katharina Stenzel vom Landratsamt. Das Jahr 2017 war im Landkreis von vielen Einsätzen geprägt. Insgesamt verzeichneten die Feuerwehren über 1000 Einsätze. Die zahlreichen Brände zeigten auch die Wichtigkeit der interkommunalen Zusammenarbeit. Bei zahlreichen Verkehrsunfällen leisten die Feuerwehren technische Hilfe und befreien eingeklemmte Personen aus den Fahrzeugen. Auch die Extremwetterlagen forderten die Feuerwehren heraus.

Seit 2008 wurden im Landkreis Freudenstadt mehr als 50 neue Fahrzeuge gekauft. Die erforderliche Präsenz am Arbeitsplatz dürfe nicht unterschätzt werden, so Jahraus. "So mancher Angehöriger unserer Organisationen kann heutzutage nicht mehr bei jedem Alarm seinen Arbeitsplatz verlassen", obwohl dies gesetzlich geregelt sei.

Das Resultat werde sein, dass die Tagverfügbarkeit bei den Feuerwehren immer mehr geschwächt werde, sich Ausrückzeiten, Hilfs- und Eingriffsfristen verschlechtern. "Unsere Kommunen sind aufgefordert, die Arbeitgeber unserer Feuerwehrangehörigen öffentlich auszuzeichnen, zum Beispiel als Partner der Feuerwehr." Jahraus berichtete auch, es sei für die Feuerwehren schwierig geworden, Nachwuchs zu gewinnen. Aktuell hat die Jugendfeuerwehr im Landkreis 576 Mitglieder. "Wir, die Verantwortungsträger aus Politik und Feuerwehr, müssen dafür sorgen, dass unsere Einsatzabteilungen, ja unsere große Feuerwehrfamilie, funktioniert und auch zukünftig Fortbestand hat."

Markus Gründler berichtete, das Projekt der Freudenstädter Notfallhilfe sei ein durchschlagender Erfolg. Seit Beginn der Tätigkeit wurden bei über 950 Einsätzen die regulären Einsatzkräfte in ihrer Arbeit unterstützt. Mit einer durchschnittlichen Ausrückzeit von zwei Minuten seien die Einsatzfahrzeuge der Stiftung bei kritischen Notfällen schnell zur Stelle.

In einen Fachvortrag von Bernd Fluhr wurden die Gefahrgutzüge der Feuerwehren vorgestellt.

(jb). Bei der Kommandantendienst- und Verbandsversammlung der Feuerwehren im Landkreis Freudenstadt gab es auch Ehrungen:

Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze: Hauptbrandmeister Sven Delitzsch, Werksfeuerwehr Fischer, Waldachtal; Oberbrandmeister Joachim Doerfer, Feuerwehr Freudenstadt.

Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber: Oberbrandmeister Willi Beilharz, Feuerwehr Loßburg; Oberbrandmeister Thomas Hofer, Feuerwehr Horb, Abteilung Dettingen; Feuerwehrkommandant Karlheinz Weigold, Feuerwehr Glatten.

Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold: Oberbrandmeister Martin Schmid, Feuerwehr Baiersbronn, Abteilung Schwarzenberg-Schönmünzach.

Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbands: Oberbrandmeister Martin Bühler, Feuerwehr Alpirsbach, Abteilung Ehlenbogen; Hauptbrandmeister Franz Wittich, Feuerwehr Waldachtal.

Ehrenmedaille in Gold des Landesfeuerwehrverbands: Klaus Fischer, Waldachtal.

Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbands Freudenstadt: Oberbrandmeister Willi Beilharz-Frank, Feuerwehr Loßburg (für 20 Jahre aktiver Dienst); Oberbrandmeister Martin Schmid, Feuerwehr Baiersbronn, Abteilung Schwarzenberg-Schönmünzach (für 25 Jahre); Hauptbrandmeister Franz Wittich, Feuerwehr Waldachtal (für 31 Jahre).

Die Ehrungen nahmen der Präsident des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg, Frank Knödler, und Maik Zinser, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, vor.