Kirchenmusikdirektor Karl Echle hat als Orgelsachverständiger der Diözese die generalüberholte Kirchenorgel in Salzstetten abgenommen im Beisein von Diakon i.R. Wilhelm Pöndl (von links), Orgelbau-Unternehmer Johannes Rohlf und Orgelbaumeister Thomas Dehmel. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Sanierung: Generalüberholung für 40 000 Euro ist abgeschlossen / Die Spendenbereitschaft ist erfreulich hoch

Nach einer gründlichen technischen und klanglichen Überarbeitung kann die Reiser-Orgel von 1955 in der katholischen St.-Agatha-Kirche in Salzstetten jetzt wieder zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen erklingen. Die Kur, welche die Orgelbau-Werkstatt Rohlf der Königin der Instrumente angedeihen ließen, hat dieser gut getan.

Waldachtal-Salzstetten. Dieser Tage wurde die Orgel vom Orgelsachverständigen der Diözese, von Kirchenmusikdirektor Karl Echle aus Freudenstadt, abgenommen. Zur Übergabe kamen neben Orgelbauer-Chef Johannes Rohlf (82) und Orgelbaumeister Thomas Dehmel aus Neubulach auch Diakon i.R. Wilhelm Pöndl (75), Salzstetten, der die Sanierung vor Ort begleitete.

Die Generalüberholung der 64 Jahre alten Orgel, in welche damals noch Pfeifen der Vorgänger-Orgel eingebaut wurden, beschreibt Orgelbau-Unternehmer Johannes Rohlf: Nach der Ausreinigung wurde der Gleichrichter zur Schwachstromversorgung mit wirksamen Kühlrippen ausgestattet und sowohl die Gesamtanlage als auch die internen Stromkreise durch Hauselektriker Hartmut Dettling, Salzstetten, individuell dosiert abgesichert. Die Umwandlung der elektrischen Impulse in die mechanische Bewegung der Tonventile, der Kegel in der Kegellade, wird über Magnete und kleine Bälgchen, den Membranen, bewerkstelligt. Von denen mussten mehr als 200 Stück ausgetauscht werden. Danach folgte die Nachintonation und Stimmung aller 30 Register. Rohlfs hebt hervor: "Die Windmaschine der Orgel hat inzwischen ein stattliches Alter erreicht und erzeugt beim Anlaufen hörbare Geräusche." Nach Rücksprache mit der Lieferfirma August Laukhuff in Weikersheim sei das eine normale Alterserscheinung, die man nicht weiter berücksichtigen müsse. "Sie wird noch über Jahrzehnte die Orgel mit Wind versorgen. Ersatzteile für dieses Modell gibt es leider nicht mehr. Im Ernstfall müsste sie dann gegen eine neue Maschine getauscht werden."

474 Stunden

Allgemein werden 25 Jahre bis zur nächsten Generalüberholung veranschlagt, zeigt die Erfahrung. "Es hat sich gelohnt", bewertete Rohlf die gelungene Sanierungsmaßnahme im Mai/Juni 2019. Eine Stundenzahl von 480 war veranschlagt – 474 sind es tatsächlich geworden. So bleibt die Sanierung im Rahmen des Kostenvoranschlags. Diakon i.R. Wilhelm Pöndl meint: "Wir sind froh und dankbar, dass wir wieder eine Gottesdienstbegleitung haben. Unsere Orgel ist von der beauftragten Firma sehr detailliert und fachgerecht wieder instand gesetzt worden."

Orgelbaumeister Tobias Merkle erklärt: "Jedes der vier Werke hat seine eigene Windlade und seine eigene Klaviatur (Manual)." Neben dem Hauptwerk und dem Schwellwerk steuert das dritte Manual das Rückpositiv an, das sich im Rücken des Organisten befindet. Auf dem vierten Werk, dem Pedalwerk, wird mit den Füßen gespielt. Labialpfeifen funktionieren nach dem Prinzip Blockflöte und Zungenpfeifen mit Messingblatt, der Stimmzunge, nach dem Prinzip Akkordeon, Harmonium und der Mundharmonika. Vorhandene Leuchten in der Orgel erleichterten den Restaurateuren die Arbeit in Salzstetten erheblich. "Andernorts müssen wir oftmals mit Stirnlampen arbeiten, weil keine Beleuchtung installiert ist", merkt Orgelbaumeister Thomas Dehmel an. Merkle: "In den vergangenen 400 Jahren hat sich der Orgelbau wenig weiterentwickelt. In seinem Kern galt sie schon vor Hunderten von Jahren als ausgereift." Thomas Dehmel fügt hinzu: "Das mechanische System setzt sich durch." Viele Orgelbauer kommen über die Musik zu ihrem Handwerk, das besonders in Baden-Württemberg eine große Dichte aufweist. "90 Prozent sind handwerkliche Arbeit, zehn Prozent musikalisch, also intonieren."

Rund 40 000 Euro kostet die Generalüberholung der Reiser-Orgel in der katholischen St.-Agatha-Kirche in Salzstetten. Von der Diözese gibt es keine Zuschüsse mehr. Daher muss die örtliche Kirchengemeinde den Betrag aus eigenen Haushaltsmitteln und aus Spendengeldern aufbringen und vorfinanzieren. In Zeiten klammer Kassen ist die katholische Kirchengemeinde besonders auf wohlwollende Spenden angewiesen. "Die Spendenbereitschaft zur Finanzierung der Orgelsanierung ist erfreulicherweise groß", teilt Pfarrer Anton Romer mit. Bis jetzt sind mehr als 8700 Euro an Spenden von Mitgliedern der Kirchengemeinde, Vereinen und Firmen eingegangen. "Dafür sage ich im Namen des Kirchengemeinderates ein herzliches Vergelts Gott", betont der Gemeindepfarrer. Harmonikaverein (700 Euro) und Kolpingsfamilie (312 Euro) sind schon 2018 mit gutem Beispiel vorangegangen und haben bei Veranstaltungen den Erlös für die Orgel gespendet. Dieses Jahr kommt der Erlös über 411 Euro des Kirchenpatroziniums-Festes, bei dem die Kolpingsfamilie bewirtete, erneut der Orgelrenovierung zugute. Das Benefizkonzert des Musikvereins einschließlich der Unterstützung durch Kunststofftechnik Eugen Schmid, Salzstetten, erbrachte am 12. Mai den stolzen Betrag von 3774 Euro. Als Organisten an der Reiser-Orgel in Salzstetten sind derzeit tätig: Piotr Rogosz, Thomas Klaiber, Michael Schmid, Ingrid Krensel, Ferdinand Singer. Für Spenden ist die katholische Gemeinde Salzstetten dankbar.

Am Sonntag, 20. Oktober, um 18 Uhr gibt Kirchenmusikdirektor Karl Echle ein Orgelkonzert an der Reiser-Orgel in Salzstetten. Der aus Salzstetten stammende Leiter der Musik- und Kunstschule Freudenstadt, Christian Pöndl, gastiert im Rahmen des Orgelkonzerts mit seinem neuen Bläser-Ensemble "The Happy Town’s/Tones Brass Ensemble" in der St.-Agatha-Kirche.