Johannes Wollensak begleitete rund 20 Ehrenämter. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachruf: Im Alter von 92 Jahren verstorben / Er hat sich um Salzstetten verdient gemacht

Waldachtal-Salzstetten. Salzstetten trauert um eine große Persönlichkeit. Johannes Wollensak ist im Alter von 92 Jahren verstorben.

Er hat das Gemeindeleben sehr geprägt im bürgerlichen und kirchlichen Leben und in den Vereinen. Durch sein Engagement in mehr als 20 Ehrenämtern machte er sich um die Dorfgemeinschaft sehr verdient. Ministerpräsident Lothar Späth hat dem langjährigen Kommunalpolitiker schon 1988 die Landesverdienstmedaille verliehen.

Als Salzstetten noch selbstständig war, bestimmte er als Gemeinderat die Geschicke seiner Heimatgemeinde von 1956 bis 1971 mit. Als Stellvertreter des Bürgermeisters und Standesbeamter wirkte er von 1965 bis 1971. Im Altkreis Horb gehörte er von 1965 bis 1971 dem Kreisrat an.

Groß war sein Engagement für die katholische Kirchengemeinde und zur Ehre Gottes: Kirchengemeinderat (früher: Kirchenstiftungsrat) von 1965 bis 1981 und viele Jahre als Laienvorsitzender sowie Dekanatsrat von 1971 bis 1981. In seiner Jugendzeit diente er als Ministrant am Altar. Seine Tenorstimme lieh er 54 Jahre lang bis zum Jahr 2000 dem Kirchenchor. 20 Jahre war er Vorstand des Kirchenchores. Seine 50-jährige Sängerschaft im liturgischen Dienst würdigte der heutige Kardinal, Bischof Walter Kasper, 1997 mit einem Ehrenbrief und einer Auszeichnung des Cäcilienverbandes. Er gehörte 1947 zu den Wiedergründern der Kolpingsfamilie Salzstetten, einem katholischen Sozialverband, und brachte sich acht Jahre als Senior (Vorsitzender) und als Schriftführer ein. Pfarrer Anton Romer sagt ihm für seine Verdienste ein herzliches Vergelts Gott. Als treuer Kirchengänger hat er jeden Tag den Rosenkranz gebetet, anfänglich als junger Soldat im Schützengraben, dann zusammen mit seiner Frau Elisabeth und als Witwer. Das hat ihm stets viel Kraft für den Alltag gegeben.

Der Gründungsvorsitzende des Harmonikavereins führte den Verein 20 Jahre lang bis 1988. Der Ehrenvorsitzende durfte als Ehrengast jüngst noch dem Jahreskonzert des Orchesters beiwohnen. Sohn Artur trat in seine Fußstapfen und ist seit 29 Jahren Vorsitzender und überdies Bezirksvorsitzender des Deutschen Harmonikaverbandes. Im Liederkranz, der früher ein reiner Männerchor war, sang er 25 Jahre im ersten Tenor und übernahm die Aufgabe des Schriftführers. Mehr als zehn Jahre stand der Verstorbene als Laienschauspieler für den Kirchenchor und Liederkranz auf der Bühne. In den 1940/50er-Jahren war Salzstetten als Theater-Hochburg weitum bekannt. Unvergessen sind die Stücke "Der Vogt von Mühlstein", "Rosa von Tannenburg" und "Ben Hur". Ehrenmitglied ist er beim Musikverein und Verschönerungsverein. Jeweils eine Periode war er Geschworener beim Landgericht Rottweil (Delikte bis zum versuchten Totschlag) und Beisitzer beim Landwirtschaftsgericht Horb. Seit über 50 Jahren ist er Mitglied der Volksbank. 15 Jahre hielt er als freier Mitarbeiter des Schwarzwälder Boten die Leser auf dem Laufenden.

1955 heiratete er Elisabeth, geborene Wehle. 1956 erblickte Sohn Artur das Licht der Welt. Der Wunsch nach mehr Kindern war dem Ehepaar nicht vergönnt. Im Mai 2015 konnte das Jubelpaar seine Diamantene Hochzeit feiern. Vor einem Jahr, im Dezember 2016, verstarb seine Frau. Um Johannes Wollensak trauern heute Sohn Artur mit Frau Christina, die Enkelkinder Yvonne und Markus mit Partnern Mathias und Sandra sowie Urenkel Samuel Johannes. Dass er seinen Urenkel noch erleben durfte, bedeutete für ihn ein besonderes Geschenk.

Mit fünf Geschwistern ist Johannes Wollensak als Zweitältester der Eltern Karl Wollensak, Schreiner, und Maria, geborene Dettling, aufgewachsen. Nach Volksschule besuchte er die Kaufmännische Berufsschule und erlernte in Horb den Beruf des Kaufmanns bei Eisen- und Haushaltwaren Albert Teufel. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen. Nach dem Krieg kam er 1946 krank aus russischer Gefangenschaft zurück und übernahm die örtliche Milchzentrale samt Rahmstation. 120 Milch-Lieferanten standen in seiner Kartei, als er die Milchsammelstelle in Salzstetten leitete. Das brachte ihm den Namen "Milchhannes" ein. Die Posten des Rechners und Buchhalters kamen hinzu. Vertrieben wurde im Ort auch Butter und Käse und ein spezieller Erntekäse. Als die kleinen Molkereien aufgeben mussten, arbeitete er ab 1971 bei Möbel-Böhm in Salzstetten als Verkäufer. Nebenberuflich bewirtschaftete er mit seiner Familie 25 Jahre lang die elterliche Landwirtschaft seiner Frau. Bis ins hohe Alter versorgten sie sich selbst mit Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten und mit Eiern von den eigenen Hühnern. Bei allem öffentlichen Tätigkeiten: Seine Familie war ihm immer sehr wichtig.

Die Trauerfeier für Johannes Wollensak am heutigen Donnerstag, 14. Dezember, werden das Orchester des Harmonikavereins und der Kirchenchor umrahmen: 13.30 Uhr Requiem in der St. Agatha Kirche Salzstetten, anschließend Beerdigung auf dem Friedhof.