Viele Köche verderben den Brei, heißt es eigentlich. Manfred Maus (von links), Harald Wohlfahrt, Klaus Birk, Michael Jung und Klaus Fischer bewiesen in Waldachtal das Gegenteil. Foto: Hopp

Industrie und Kochkunst kombiniert: Promis schwingen bei der Unternehmensgruppe fischer den Kochlöffel.

Waldachtal - Industrie und Kochkunst, Fabrik und Duftreiscreme - passt das zusammen? Nicht falsch verstehen, hier geht es nicht um die industrielle Massenfertigung eines Gourmetsgerichts. "Kochen und Reden in der Fabrik" lautet das Motto des etwas anderen "fischer-forums" der Unternehmensgruppe fischer.

Es herrscht tatsächlich eine Geräuschkulisse wie in einer Fabrik. 350 Ehrengäste haben den Weg nach Waldachtal-Tumlingen (Kreis Freudenstadt) gefunden. Kaum einer hat abgesagt, auch wenn es ein Abend unter der Woche ist. Kein Wunder, gibt es neben Kochen fürs Auge auch Kochen für den Gaumen - von einem echten Drei-Sterne-Koch. Harald Wohlfahrt von der Traube Tonbach in Baiersbronn-Tonbach gibt Einblicke in sein Können. Sein Team hat sich zwischen den Fabrikregalen des Unternehmens für Befestigungstechnik eingerichtet, um nach der Koch-Show die Gäste zu verköstigen.

Wohlfahrt hat es an diesem Abend gar nicht so leicht. Echte Koch-Profis sind ihm nicht zur Seite gestellt. Das geben auch alle Adjutanten freimütig zu. Klaus Fischer, Inhaber der Unternehmensgruppe fischer, hat sich natürlich selbst den Kochlöffel geschnappt und ein wenig "Verstärkung" eingeladen.

Neben drei Sternen sind an den Herdplatten deshalb auch zwei Goldmedaillen vertreten: Doppel-Olympiasieger Michael Jung, Vielseitigkeitsreiter aus dem benachbarten Horb-Altheim, tauscht seine Reiterkleidung gegen die Kochjacke. Und als Überraschungsgast tauscht der 77-jährige Manfred Maus, Gründer der Baumarktkette Obi, den Werkzeugkasten mit den feinen Kochutensilien. Die sind bei Wohlfahrt tatsächlich ganz besonders. Sein wichtigstes "Werkzeug" ist nämlich die Pinzette, wie an diesem Abend zu erfahren ist.

Was es zu essen gibt? Konfierte Heilbuttschnitte mit Duftreiscreme und Ananas-Mangochutney

Diese Erkenntnisse kitzelt der Kabarettist Klaus Birk aus den Gästen heraus. Gut, dass er da ist: Vor lauter Schnippel- und Rührerei würden wohl sonst die Teilnehmer zu vertieft in die Welt der Kochtöpfe sein und vor lauter Konzentration, nichts falsch zu machen, das Reden vergessen.

Sicherheitshalber zeigt Klaus Fischer zu Beginn, dass man auf alle Unwägbarkeiten bei so viel linken Händen in der Küche gut vorbereitet ist: "Hier ist der Erste-Hilfe-Koffer", sagt er, und Verbände und Pflaster purzeln nach dem Öffnen heraus. Zum Glück werden sie nicht gebraucht - zum Glück geht es an diesem Abend mit viel Humor und Selbstironie weiter.

"Herr Fischer kümmert sich um die Soße", erklärt Harald Wohlfahrt. "Ach ja, das ist mir neu", antwortet Klaus Fischer und hat die Lacher auf seiner Seite. Ach ja, was es zu essen gibt? Der Sternekoch hat eine besondere Leckerei mitgebracht. Konfierte (eingelegte) Heilbuttschnitte mit feiner Duftreiscreme, Ananas-Mangochutney und Thaicurryschaum. Die Arbeitsverteilung ist klar: Während sich Fischer um den Curryschaum kümmert, soll sich Maus an der Duftreiscreme versuchen. Michael Jung hat sich zunächst des Chutneys anzunehmen.

Um das wichtigste Produkt des Abends, den Heilbutt, kümmert sich natürlich der Meister selbst - und natürlich auch, wenn wir ehrlich sind, um die anderen Gänge. Hier zeigt sich, was ein echter Meisterkoch ist. Während andere bei diesem Chaos und der knappen Zeit (denn die Gäste wollen ja auch noch auf ihre Gourmet-Kosten kommen) die Übersicht verlieren würden, bleibt Harald Wohlfahrt ganz ruhig. Fast schon nebenher lenkt Deutschlands nach Expertensicht bester Koch die einzelnen Bestandteile seines Gerichts in die richtigen Bahnen, während er Klaus Birk Rede und Antwort steht über Fragen nach seinen Fisch-Lieferanten ("Wir haben seit vielen Jahren zwei Lieferanten unseres Vertrauens, falls einer mal nicht liefern kann") oder der Bedeutung von Gewürzen ("Die Vielfältigkeit hat in Deutschland deutlich zugenommen").

"Sie, liebe Frauen, sind es, die eine neue Küche einfordern oder dass etwas anderes erneuert werden muss"

Und was frisst eigentlich ein Pferd vor einer Goldmedaille? Darüber kann natürlich Michael Jung bestens Auskunft geben. Jedes Pferd habe ein Lieblingsfutter. Das sei wichtig, weil es vor einem Wettkampf Hunger und Nervosität vertreibt. Wichtig sei aber natürlich auch, dass die Energiezufuhr stimme. Dazu komme Kaunahrung wie Heu, die für den Wasserhaushalt wichtig sei. "Denn im Wettkampf verlieren die Pferde viel Flüssigkeit", erzählt Jung, der sich eine ganze Zeit lang mit dem Passieren des Reispürees durch ein Spitzensieb abkämpft. Da wird der Arm ganz schön müde. Bei seinem Goldritt sah er irgendwie entspannter aus.

Manfred Maus dagegen nimmt sich gerne mal die Pause, um ein Plädoyer für die Frau zu halten. Nur durch sie und gar nicht so sehr durch die Männer hätten Baumärkte so viel Erfolg, erzählt er. "Sie, liebe Frauen, sind es, die eine neue Küche einfordern oder dass etwas anderes erneuert werden muss." Da muss auch Klaus Birk schmunzeln, der zuvor ein klares Plädoyer für die männliche Seite gehalten hatte. Dies sei einer der wenigen Zufluchtorte für Männer, ohne dass sie dies groß begründen müssten.

Und plötzlich ist das Gericht fertig, und darf wenig später von den Gästen verköstigt werden. Der Thaicurryschaum - würzig und ganz schön feurig. Die Duftreiscreme - eine spannende Entdeckung für viele, sanft und die perfekte Vorlage für die feine, aromatische Heilbuttschnitte, die von der fruchtigen Chutney-Note nicht überlagert wird.

Am Ende passt die Mischung zwischen Industrie und Drei-Sterne-Küche genauso gekonnt. Beides hat viel gemeinsam, findet Klaus Fischer. "Hervorragender Service, stabile Prozesse, Rohstoffe in Spitzenqualität und hochmotivierte, gut ausgebildete Mitarbeiter - all das brauchen beide Unternehmen."