Die Fritz-Schmelzle-Kunstausstellung wurde zu einem Volltreffer: Ortsvorsteherin Elisabeth Enderle (von links), Dorfgemeinschaft-Vorsitzender Dieter Fischer, Organisatorin Erika Burkhardt und Ortschaftsrat Rainer Fischer Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Überwältigende Resonanz bei der Fritz-Schmelzle-Ausstellung im Rathaussaal / Historisch wertvolle Dokumente gezeigt

Anlässlich des 20. Todestages von Fritz Schmelzle hat die Dorfgemeinschaft Hörschweiler eine Kunstausstellung auf die Beine gestellt, um sein Leben und Wirken zu würdigen. Durch seine Federzeichnungen vieler öffentlicher Gebäude, Kirchen und Häuser ist der Hobbykünstler vielen Menschen in der Region in guter Erinnerung geblieben.

Waldachtal-Hörschweiler. Zahlreiche Fans von Friedrich "Fritz" Schmelzle (1914-1997) interessierten sich für die Exponate. Nachmittags zur Kaffeezeit platzte der Rathaussaal aus allen Nähten. Selbst aus umliegenden Landkreisen kamen Besucher trotz sehr winterlichen Straßenverhältnissen in die Waldachtal-Gemeinde.

Der bescheidene, aber humorvolle Hobbykünstler, der sich durch sein Talent gern ein Zubrot verdiente, war weitum bekannt, durch seine Bilder und vor allem als aktives Mitglied des Schwarzwaldvereins. Angesichts rund 100 Dokumenten, Briefen und Federzeichnungen durften die Besucher in Erinnerungen schwelgen. Ortschaftsrat Rainer Fischer zeigte den digitalisierten Super-8-Film des Tumlinger Amateurfilmers Willi Haug aus dem Jahr 1985. Der Fünf-Minuten-Streifen "s‘ Fritzle von Hörschweiler" gab Einblicke in den Alltag des fleißigen Hörschweiler Hobbykünstlers.

Ortsvorsteherin Elisabeth Enderle freute sich über den überwältigenden Besucherandrang. Obwohl sie Schmelzle nicht mehr persönlich kannte, weiß sie seine Werke zu würdigen: "Das sind historisch wertvolle Erinnerungen." Auch seine bebilderten Alben aus der Kriegszeit habe er ausgesprochen ordentlich angelegt. "Es ist faszinierend, was an Werken von verschiedenen Leuten aufgetaucht ist." Sie bescheinigte Fritz Schmelzle einen Blick für die richtige Perspektive für seine Bilder. Die aus Hörschweiler stammende Waldachtaler Bürgermeisterin Annick Grassi zeigte sich beim Anschauen der Ausstellungsstücke beeindruckt: "Fritz Schmelzle hat seine Bilder sehr detailverliebt gestaltet." Es sei erstaunlich, wie viel Material für die Kunstausstellung zusammengetragen werden konnte.

"Die Bilder sind eine unheimlich wertvolle Dokumentation der Zeitgeschichte", meinte Dieter Fischer, Vorsitzender des Fördervereins Dorfgemeinschaft Hörschweiler. Schmelzle habe sich besonders auf Gebäude spezialisiert. "Einige davon sind heute nicht mehr existent." Der Künstler habe die Objekte zuerst mit Bleistift gezeichnet und dann mit Federstrichtusche nochmals nachgezeichnet. Dieter Fischer bekräftigte: "Die Bilder wollen wir erhalten und auch zukünftig der Bevölkerung präsentieren." Der Förderverein Dorfgemeinschaft möchte in naher Zukunft weitere Hörschweiler Künstler vorstellen, wie Petra Melber beispielsweise.

Ausstellungs-Organisatorin Erika Burkhardt berichtete, dass sie an zwei Tagen in Häusern unterwegs war, um die Exponate einzusammeln. Dabei habe sie viele Anekdoten und Erinnerungen an Begegnungen mit Fritz Schmelzle erzählt bekommen, dass sie ein ganzes Buch damit füllen könnte. Ein Beispiel: Lore Rieger, geborene Bohnet, die Mutter von Roland Rieger, Hörschweiler, zählte alle Holzlatten ihres Elternhauses in Herzogsweiler für ein Werk von Friedrich "Fritz" Schmelzle, der darin unzählige Details einarbeitete. Aus Beihingen, Kreis Calw, reiste Familie Schillinger an, weil sie Fritz von einer gemeinsamen Waldweihnacht noch in bester Erinnerung hatten. Die Damen des Fördervereins Dorfgemeinschaft backten Kuchen, um den Gästen einen gemütlichen Kaffee-Nachmittag in der warmen Stube zu ermöglichen.

Fritz Schmelzle malte seine ersten Aquarelle schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Doch erst in der Kriegsgefangenschaft in Russland fing er an, mit der Feder zu zeichnen. Damals musste er in einer Papierfabrik im Ural arbeiten, wo er Papier für seine Zeichnungen mitnehmen konnte. Ein deutscher Offizier entdeckte im Gefangenenlager das zeichnerische Talent von Fritz Schmelze und riet ihm, seine Werke nach der Rückkehr den Zeitungen in der Heimat anzubieten. So wurden viele seiner Zeichnungen im Schwarzwälder Boten veröffentlicht, für den er auch als freier Mitarbeiter für Hörschweiler tätig war. Seit Gründung des Schwarzwaldvereins Waldachtal war er 35 Jahre bei fast allen Touren dabei und illustrierte die Wanderbücher der Ortsgruppe. Auch Urkunden für die Evangelische Kirchengemeinde hat er mit seiner Kunstschrift verziert.